Digitalisierung der Finanzberatung

Digitalisierung und Fintechs sind in aller Munde und werden nicht selten als Schreckgespenst angepriesen. Doch ist es wirklich so schlimm?

Gegenwärtig profitiert der Kunde von einer Vervielfachung seiner Möglichkeiten durch die Digitalisierung. So wie beispielsweise über das Internetbanking. Er kann von zu Hause aus nicht nur Überweisungen tätigen, sondern auch Wertpapiergeschäfte tätigen. War es früher nur großen Investmentbanken vorbehalten, steht heute auch dem Kunden die weite Welt der Kapitalmärkte offen. Gerade aber diese Möglichkeiten machen eine aktive Betreuung und Beratung des Kunden unverzichtbar.

Persönliche Finanzberatung wird digitalisiert

 Nun steht die zweite Welle an, auch die persönliche Finanzberatung für den Kunden zu digitalisieren. Das hört sich für den Kunden zunächst einmal gut an. Durch ungeschickte Regulierung, Beratungsprotokolle und allerhand weiteren Bürokratismus haben sich Institute aus der Anlageberatung zurückgezogen. Daher bleibt vielen Kunden nur das Internet. In diese Lücke stoßen die vielen Fintechs. Sie versprechen Service, Individualisierung und maßgeschneiderte Lösungen. In naher Zeit wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Nicht alle können die Versprechen einlösen. Einfache Standardlösungen werden im Zeitalter der Internetrankings und der Vergleichsportale nicht lange Bestand haben. Durch den Einsatz von Software und Algorithmen lassen sich in kurzer Zeit individuell angepasste Basisstrategien für den Kunden ermitteln. Werden diese mit individuellem Service ergänzt und durch eine laufende Betreuung angereichert, entsteht für den Kunden ein Mehrwert.

Gefahr marktbeherrschender Stellung

 Entscheidend ist der Zugang zu den Kunden. Dieser erfolgt heutzutage verstärkt über das Smartphone oder die großen Suchmaschinen. Dort bauen sich große marktbeherrschende Positionen durch mächtige Anbieter wie Apple und Google auf. So kann Google, wie es sich schon heute im Bereich der Suchmaschinen zeigt, durch geschicktes Angebot von “Commodities”, wie zum Beispiel Zahlungsdienstleistungen, auch für die Beratung und Betreuung des Kunden im Wertpapierbereich marktbeherrschende Positionen einnehmen. Das Gleiche gilt für die Vermögensverwaltung. Für jeden Asset Manager wäre es schwierig, zum Beispiel gegen Musterportfolios zu argumentieren, die einer der großen Anbieter regelmäßig von den größten und renommiertesten Asset Managern an der Wall Street anbietet und dem Kunden auf das Smartphone schickt.

Mit innovativer Regulierung Zugang zum Kunden sichern

Um den Zugang zum Kunden auch für unabhängige Anbieter zu gewährleisten, sind innovative Regulierungen nötig – ähnlich wie europäische Regulierungen der Infrastruktur, wie zum Beispiel der Telekommunikation und von Schienenwegen. Hierdurch ist der Zugang zur Kundenkommunikation offen und auch für kleinere Marktteilnehmer möglich. Deutschland und das Bundeskartellamt sind jedoch nicht mächtig genug, es mit den großen Angelsachsen aufzunehmen. Daher kann wohl nur die Europäische Union den sich abzeichnenden Marktriesen ein Bekenntnis zum Wettbewerb abtrotzen. Für kleine und mittlere Anbieter ist dieser Wettbewerbsschutz unerlässlich.

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