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„Digitale Selbstverteidigung in Den Haag“ – Internationaler Strafgerichtshof wirft Microsoft raus und setzt auf deutsche Software OpenDesk

trazika (CC0), Pixabay
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Ein leises, aber unüberhörbares Signal aus Den Haag: Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) trennt sich von Microsoft – und zwar aus handfesten politischen Gründen. Statt der US-amerikanischen Bürosoftware will die höchste internationale Justizinstanz künftig auf OpenDesk, eine deutsche Open-Source-Lösung, umsteigen. Was nach einer nüchternen IT-Entscheidung klingt, ist in Wahrheit ein politischer Befreiungsschlag – ein symbolischer Akt der digitalen Selbstverteidigung gegen potenziellen US-Druck, insbesondere vor dem Hintergrund einer möglichen Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus.

Ein Schritt mit Signalwirkung

Laut einem Bericht des Handelsblatts wurde die Entscheidung innerhalb des Gerichts monatelang vorbereitet. IT-Experten und Sicherheitsberater hatten den Microsoft-Einsatz zunehmend kritisch bewertet. Der Grund: Sicherheitsbedenken, mögliche politische Einflussnahme und die Abhängigkeit von einem Unternehmen, das den US-amerikanischen Rechts- und Sanktionsrahmen unterliegt.

„Wir müssen sicherstellen, dass unsere Arbeit nicht von außen kompromittiert oder blockiert werden kann“, sagte die IT-Direktorin des IStGH dem Handelsblatt. „Unser Ziel ist es, Abhängigkeiten zu reduzieren und die technologische Autonomie des Gerichts zu stärken.“

Damit meint sie nicht nur Datensicherheit, sondern vor allem digitale Souveränität – also die Kontrolle darüber, wer wann Zugriff auf sensible Daten hat. Und im Fall des Strafgerichtshofs geht es dabei um nichts Geringeres als Beweise für Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die Angst vor einem „digitalen Hebel“ Washingtons

Der Schritt des Gerichts kommt nicht zufällig: Schon während Trumps erster Amtszeit hatte die US-Regierung den IStGH massiv attackiert, als dieser Ermittlungen gegen amerikanische Soldaten in Afghanistan einleitete. Trump sprach damals vom „illegalen Gericht“, das die Souveränität der USA bedrohe. 2020 verhängte Washington sogar Sanktionen gegen leitende Mitarbeiter des Strafgerichtshofs, sperrte Vermögen und verhängte Einreiseverbote.

In Den Haag hat man diese Episode nicht vergessen. Sollte Trump erneut ins Weiße Haus zurückkehren, droht ein Comeback der Konfrontation. Und niemand will riskieren, dass die Arbeit des IStGH erneut durch digitale Abhängigkeiten von US-Konzernen behindert werden könnte – etwa durch gekappte Cloud-Dienste, blockierte Lizenzen oder gezielte Datenzugriffe.

Ein Insider aus dem IT-Umfeld des Gerichts formuliert es schärfer:

„Wenn Washington den Geldhahn zudrehen kann, kann es irgendwann auch den Datenhahn zudrehen. Und das wäre für den Gerichtshof tödlich.“

OpenDesk – Europas Antwort auf digitale Erpressbarkeit

Mit dem Wechsel zu OpenDesk setzt das Gericht auf eine europäische Alternative, die auf Open-Source-Technologie basiert und unter strengen EU-Datenschutzstandards betrieben wird. Entwickelt wurde die Plattform von einem deutschen Anbieter, der sich auf staatliche Behörden und Institutionen spezialisiert hat.

OpenDesk bietet klassische Office-Funktionen – Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Kommunikation und Dokumentenmanagement – allerdings ohne Abhängigkeit von Cloud-Diensten US-amerikanischer Anbieter. Alle Daten bleiben auf europäischen Servern, der Quellcode ist offen einsehbar.

„Das ist mehr als nur ein Softwarewechsel – es ist ein Paradigmenwechsel“, kommentiert ein europäischer Digitalexperte. „Den Haag zeigt, dass selbst globale Institutionen erkennen: Wer seine Daten nicht selbst kontrolliert, kontrolliert am Ende gar nichts.“

Ein geopolitischer Wendepunkt

Die Entscheidung aus Den Haag ist Teil einer größeren Bewegung in Europa. Auch die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und mehrere nationale Behörden in Deutschland, Frankreich und Skandinavien prüfen derzeit, wie sie sich von US-Tech-Konzernen wie Microsoft, Google und Amazon unabhängiger machen können.

Denn immer deutlicher wird: Technologie ist Macht. Und wer die digitale Infrastruktur kontrolliert, kontrolliert auch Politik, Wirtschaft und Sicherheit.

Mit dem Schritt des IStGH wird der Begriff „digitale Souveränität“ nun endgültig zu einer Frage internationaler Unabhängigkeit. Der Gerichtshof, dessen Aufgabe es ist, Staaten und Einzelpersonen zur Rechenschaft zu ziehen, schützt sich damit selbst – vor den politischen Risiken einer vernetzten Welt, in der selbst Software zum geopolitischen Druckmittel werden kann.

Ein leises Signal mit globaler Sprengkraft

Offiziell ist der Wechsel auf OpenDesk eine technische Maßnahme. Doch in Wirklichkeit ist es eine klare Botschaft an Washington – und an die Welt:
Der Internationale Strafgerichtshof will nicht erpressbar, nicht überwachbar und nicht steuerbar sein.

Oder, wie ein Diplomat in Den Haag es formulierte:

„Es geht nicht um Excel oder Word – es geht um Unabhängigkeit. Und die ist in Zeiten globaler Machtspiele das teuerste Softwarepaket der Welt.“

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