Es ist soweit: Christian Lindner, einst das selbsternannte Wunderkind des deutschen Liberalismus, verabschiedet sich von der großen Bühne. Nach einer historischen Wahlniederlage der FDP, die den Einzug in den Bundestag klar verpasst hat, gibt der Parteichef mit gewohnt pathetischen Worten seinen Rückzug bekannt.
„Nun scheide ich aus der aktiven Politik aus,“ verkündete Lindner am späten Sonntagabend auf X – und damit wohl auch das letzte Mal mit der ganz großen Geste. Schließlich bleibt ihm wenig anderes übrig: Die FDP liegt deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde, und selbst der liberalste Optimist kann das nicht mehr schönrechnen.
Lindner hatte sich seine Karriere vermutlich anders vorgestellt. Noch im Wahlkampf präsentierte er sich als der große wirtschaftsliberale Macher, doch am Ende verschluckte ihn das Experiment „Ampel“ mit Haut und Haaren. Die FDP warf sich voller Überzeugung in eine Koalition mit SPD und Grünen – nur um nun festzustellen, dass ihre eigenen Wähler diesen Kurs wohl eher suboptimal fanden.
Aber keine Sorge, alles war es natürlich für das Vaterland wert. Lindner erklärte feierlich: „Wir Freien Demokraten haben unser Land ins volle Risiko geführt – für einen Neuanfang. Wir zahlen einen hohen Preis dafür, aber für Deutschland war die Entscheidung richtig.“ Eine poetische Umschreibung für: Wir haben aufs falsche Pferd gesetzt und sind jetzt raus.
Bereits vor der Wahl hatte Lindner sein politisches Schicksal mit dem der FDP verknüpft. In der Berliner Runde von ARD und ZDF orakelte er: „Es ist denkbar, dass sich die FDP politisch und personell neu aufstellt. Verpassen wir den Wiedereinzug, scheide ich aus der Politik aus.“ Ein bemerkenswert aufopferungsvoller Satz für jemanden, der schlicht keine andere Wahl hat.
Auch Wolfgang Kubicki, der FDP-Vize, erkannte die Zeichen der Zeit. Kaum war das Wahlergebnis absehbar, stellte er klar, dass auch er sich aus der Politik zurückziehen werde. Eine Ära endet – oder besser gesagt: Sie implodiert.
Lindner, der seit 2013 die FDP führte, galt einst als derjenige, der die Partei nach dem Debakel von 2013 zurück in den Bundestag brachte. 2017 gelang ihm das Comeback, er ließ die „Jamaika“-Sondierungen platzen und prägte den berühmten Satz: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“
Acht Jahre später zeigt sich: Es ist offenbar auch besser, gar nicht mehr zu regieren, als noch einmal FDP zu wählen. Denn nachdem die FDP in der Ampel nicht nur ihre eigene Identität, sondern auch ihre Wähler verlor, bleibt nun nur noch der Rückzug.
So verlässt Christian Lindner die politische Bühne – mit großer Dankbarkeit, wie er betont. Wofür genau, bleibt unklar. Vielleicht für die Erfahrung, dass Prinzipien in der Politik doch nicht so elastisch sind, wie er dachte. Oder für die Erkenntnis, dass die Geister, die er rief, ihn am Ende ins Verderben stürzten.
In einem Moment, der traditionell Hoffnung, Zusammenhalt und Zuversicht vermittelt, entschied sich...
BeiDie RedaktionFreitag, 19.12.2025US-Präsident Donald Trump hat am 18. Dezember 2025 eine Executive Order unterzeichnet,...
BeiDie RedaktionFreitag, 19.12.2025Mit fast drei Millionen Krypto-Nutzern – rund einem Drittel der Bevölkerung –...
BeiDie RedaktionFreitag, 19.12.2025Kurz vor Ablauf einer gesetzlichen Frist zur Veröffentlichung von Ermittlungsunterlagen haben demokratische...
BeiDie RedaktionFreitag, 19.12.2025
Kommentar hinterlassen