Nach der historischen Wahlniederlage der FDP und dem angekündigten Rückzug von Christian Lindner diskutieren unsere Experten, was schiefgelaufen ist, wer die Partei nun retten könnte – und ob es überhaupt jemand will.
Moderator Olaf Molz: Meine Damen und Herren, willkommen zur großen Post-Mortem-Analyse der FDP. Ich begrüße unsere hochkarätige Runde: die Politikwissenschaftlerin Sarah Oskarknecht, den Wirtschaftsanalysten Jan Aachen, die Medienexpertin Heidi Markencheck und den Historiker Gregor Miesi. Fangen wir direkt an: Was bedeutet das FDP-Aus für Deutschland?
Sarah Oskarknecht: Nun ja, der Bundestag verliert eine dezidiert liberale Stimme – oder sagen wir: eine Partei, die sich zumindest als solche verstanden hat, während sie gleichzeitig in einer Koalition mit SPD und Grünen saß und gegen SPD und Grüne wetterte. Das war ungefähr so glaubwürdig wie ein Veganer auf einer Grillparty.
Jan Aachen: Und trotzdem: Ohne die FDP fehlt jetzt natürlich der letzte Mahner in Sachen solide Finanzen. Wer soll jetzt jede Woche auf Twitter mahnen, dass die Schuldenbremse wichtiger als Bildung, Gesundheit und Infrastruktur zusammen ist?
Heidi Markencheck: Moment mal, es gibt doch noch die CDU! Die kann das genauso gut – nur ohne den belehrenden Tonfall von Christian Lindner. Ich meine, Merz hat ja sogar gesagt, der Bundestag sei auch ohne FDP lebensfähig. Das war ungefähr so empathisch, als würde man auf einer Beerdigung sagen: „Schade um den Toten, aber wir haben ja noch genug andere Leute hier.“
Olaf Molz: Apropos Lindner – er hat seinen Rückzug angekündigt. Wer könnte seine Nachfolge antreten?
Gregor Miesi: Gute Frage! Nach dem Debakel dürfte die FDP ungefähr so attraktiv sein wie eine Investition in einen gesunkenen Frachter. Wolfgang Kubicki hat ja auch schon dezent den Notausgang gesucht. Ich sehe nur zwei realistische Szenarien: Entweder Marie-Agnes Strack-Zimmermann übernimmt, oder die FDP fusioniert direkt mit der Jungen Union.
Sarah Oskarknecht: Strack-Zimmermann wäre in der Tat eine Option – aber sie hat klar gemacht, dass sie keinen Bock auf Jamaika hat. Da stellt sich die Frage: Will sie überhaupt FDP-Chefin sein, oder lieber CDU-Verteidigungsministerin in spe?
Jan Aachen: Vielleicht gibt’s ja eine Rückkehr von Christian Lindner in ein paar Jahren. Die FDP ist wie ein kaputtes Auto, das alle zwei Legislaturperioden zur Werkstatt muss. 2013 raus, 2017 zurück. 2025 raus – also 2029 dann die große Comeback-Tour mit Lindner auf Wahlplakaten mit dem Slogan: „Ich bin immer noch hier – ihr auch?“
Heidi Markencheck: Wobei sich die Frage stellt: Hat Lindner überhaupt Lust auf eine Rückkehr? Vielleicht geht er erst mal auf eine „Findungsreise“ nach Kalifornien, veröffentlicht dann ein Buch mit dem Titel „Neustart – Warum Deutschland mehr Eigenverantwortung braucht“ und kehrt dann mit Sonnenbrille und Tesla in die Politik zurück.
Olaf Molz: Und was passiert mit der FDP jetzt, außer dass ihre Mitglieder wahrscheinlich reihenweise in die CDU wechseln?
Gregor Miesi: Nun ja, offiziell wird die Partei sich jetzt erst mal „neu aufstellen“, was in FDP-Sprache so viel heißt wie: „Wir gründen ein Innovationslabor, geben uns ein hippes Rebranding und enden trotzdem wieder als Partei der steueroptimierten Porsche-Fahrer.“
Sarah Oskarknecht: Ach was, die FDP ist wie ein Kater nach einer langen Nacht: Irgendwann steht sie wieder auf, trinkt einen doppelten Espresso und macht einfach weiter, als wäre nichts passiert.
Olaf Molz: Dann bleibt uns nur, der FDP viel Glück zu wünschen. Oder zumindest einen würdevollen Abschied. Wenn es einen gibt.
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