Deutschland – ein Land, in dem die Kriminalität über Jahrzehnte gesunken ist, die Angst davor aber immer größer wird. Menschen meiden Straßen, fürchten Gewaltverbrechen und rufen nach mehr Schutz. Doch das Erstaunliche daran: Die tatsächliche Kriminalitätsrate hat damit kaum etwas zu tun.
Denn wer sich sicher oder unsicher fühlt, hängt offenbar weniger von realen Zahlen ab, sondern davon, wer am lautesten über „die Gefahr“ spricht. Studien zeigen: Selbst als die Kriminalität in Pandemiezeiten massiv zurückging, blieb das Sicherheitsgefühl im Keller. Und als die Zahlen wieder leicht stiegen? Da wurde es natürlich „noch schlimmer“.
Doch warum ist das so? Ganz einfach: Schlagzeilen über Verbrechen sind allgegenwärtig. Täglich liest man von Gewalt, aber niemand berichtet über all die Tage, an denen nichts passiert. Wer Medien konsumiert, bekommt das Gefühl, dass überall das Chaos regiert – ganz unabhängig davon, was Statistiken sagen.
Und natürlich spielt auch die persönliche Einstellung eine Rolle. Wer ohnehin an den Untergang des Abendlandes glaubt, wird sich durch Fakten kaum überzeugen lassen. Besonders politisch rechts orientierte Menschen neigen dazu, Kriminalität drastisch zu überschätzen – und reagieren, indem sie noch mehr Orte meiden. Ein perfekter Kreislauf: Je weniger Erfahrungen man mit vermeintlich „gefährlichen“ Gegenden macht, desto eher bleibt man bei der Überzeugung, dass sie es sind.
Dabei zeigen Zahlen: Deutschland ist sicher. 1993 gab es 6,7 Millionen Straftaten, 2023 waren es 5,6 Millionen. Doch wer sich ständig in Angst wiegt, fordert härtere Strafen, misstraut dem Staat und sieht in bestimmten Bevölkerungsgruppen den Schuldigen für alles. Angst ist eben ein schlechter Ratgeber – aber ein verdammt wirksames politisches Instrument.
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