In Wien zeigt sich ein klarer Gründerboom: Im ersten Halbjahr 2025 wurden 5.584 neue Unternehmen registriert, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Wiener Wirtschaftskammer rechnet bis Jahresende mit rund 10.300 Neugründungen – ein neuer Rekord.
Vergleich mit Deutschland
Auch in Deutschland steigt die Zahl der Unternehmensgründungen, allerdings weniger dynamisch. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn lag die Zahl der Neugründungen 2024 bundesweit bei rund 580.000 – nach Jahren der Stagnation ein leichter Anstieg. Pro Kopf gerechnet zeigt Wien damit eine überdurchschnittlich hohe Gründungsintensität.
Ein wesentlicher Unterschied: In Wien konzentrieren sich Gründungen stark auf urbane Bezirke wie Favoriten oder die Leopoldstadt, während in Deutschland Gründungen geografisch breiter verteilt sind – Berlin, München und Hamburg dominieren zwar, doch auch kleinere Städte und Regionen verzeichnen Zuwächse.
Steuerliche Unterschiede – Wien vs. Deutschland
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Körperschaftsteuer: In Österreich liegt die Körperschaftsteuer seit 2024 bei 23 % (bis 2023: 25 %). In Deutschland beträgt sie 15 %, hinzu kommt aber die Gewerbesteuer, die je nach Kommune zwischen ca. 7 % und 17 % liegt. Damit ergibt sich für Kapitalgesellschaften in Deutschland eine reale Gesamtbelastung von rund 30 %, in Österreich liegt die Belastung je nach Ausschüttung etwas niedriger.
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Einkommensteuer: Österreich hat mit bis zu 55 % Spitzensteuersatz eine höhere Belastung als Deutschland (42 %, bzw. 45 % Reichensteuer). Für Einzelunternehmer und Personengesellschaften ist die steuerliche Belastung in Österreich daher tendenziell höher.
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Sozialabgaben: Österreich bietet Selbstständigen vergleichsweise einheitliche Sozialversicherungssysteme (SVS), während Gründer in Deutschland mit einer Vielzahl an Versicherungen (freiwillige Rentenversicherung, Krankenkasse, Pflegeversicherung) konfrontiert sind. Das österreichische System gilt als etwas berechenbarer, ist aber nicht unbedingt günstiger.
Beweggründe der Gründer
In Wien gaben drei Viertel der Gründerinnen und Gründer an, vor allem flexiblere Arbeits- und Lebensgestaltung als Motiv zu sehen. Ebenfalls 75 % wollen „ihr eigener Chef“ sein. In Deutschland sind die Hauptgründe ähnlich, jedoch spielt dort häufiger die Notgründung aus Arbeitslosigkeit eine Rolle.
Fazit für Anleger und Gründer
Wien punktet durch ein stabiles Gründungsumfeld, vergleichsweise einfache Förder- und Beratungsangebote sowie eine wettbewerbsfähige Steuerbelastung für Kapitalgesellschaften. In Deutschland ist das Bild differenzierter: Einzelunternehmer und Freiberufler profitieren von niedrigeren Spitzensteuersätzen, Kapitalgesellschaften hingegen werden durch die Gewerbesteuer stärker belastet.
In beiden Ländern gilt: Eine hohe Zahl an Neugründungen ist positiv für die Innovationskraft, doch nicht jede neue Firma überlebt die ersten fünf Jahre – das Ausfallrisiko bleibt erheblich.
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