Was als kleine politische Geste gedacht war, endete mit einem großen juristischen Bissen: In Washington steht derzeit Sean Dunn, ehemaliger Mitarbeiter des US-Justizministeriums, vor Gericht. Die Anklage: Körperverletzung. Das Tatwerkzeug: ein Salamisandwich.
Dunn, der in den USA inzwischen den Spitznamen „Sandwich-Mann“ trägt, wurde über Nacht zum Symbol einer Protestkultur, die irgendwo zwischen Zivilcourage und Zirkusnummer pendelt. Sein „Wurf“ – gezielt, emotional, vielleicht auch leicht überwürzt – galt einem Grenzschutzbeamten, als Zeichen des Protests gegen Donald Trumps Migrationspolitik. Doch anstatt Schlagzeilen zu schreiben, landete das Sandwich auf einem Ärmel – und Dunn in der Anklagebank.
Wenn politische Wut zwischen zwei Brotscheiben serviert wird
Was vor drei Jahren als spontane Aktion begann, wird nun zum juristischen Spektakel. Der Prozess gegen Dunn startete am Montag mit der Auswahl der Geschworenen – jene zwölf Menschen, die nun über Schuld oder Unschuld in einem Fall entscheiden müssen, der so amerikanisch ist wie Ketchup auf Pommes. Am Dienstag sollen die Eröffnungsplädoyers beginnen.
Die Staatsanwaltschaft spricht von einem „bewussten tätlichen Angriff auf einen Beamten“, die Verteidigung von einem „symbolischen Ausdruck politischen Widerstands“. Dunn selbst sagte Berichten zufolge, er habe „das Sandwich nicht geworfen, um zu verletzen, sondern um aufzuwecken“.
Ein Sandwich als Staatsaffäre
Was in Europa wohl als kuriose Randnotiz abgetan würde, hat in den USA längst die Runde gemacht. Talkshows, Twitter und TikTok haben Dunn zum Helden des absurden Widerstands erklärt. Hashtags wie #FreeTheSandwich und #MakeLunchNotWar verbreiten sich viral.
In Cafés und Foodtrucks gibt es bereits das „Protest-Sandwich“ – mit extra scharfer Salami, versteht sich.
Ein Teil der Bevölkerung sieht in Dunn einen mutigen Aktivisten, der auf kreative Weise auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machte. Andere halten ihn für einen Ex-Beamten mit zu viel Freizeit und zu wenig Impulskontrolle.
Wenn Justiz zur Komödie wird
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die amerikanische Neigung, selbst kleine Vergehen zu großen Symbolprozessen aufzublähen. Während in anderen Teilen der Welt Korruption, Waffengewalt und Machtmissbrauch kaum strafrechtliche Konsequenzen haben, wird in Washington nun über die juristische Tragweite eines belegten Brotes verhandelt.
Man könnte fast meinen, dass hier nicht über Körperverletzung, sondern über die Grenzen der politischen Satire geurteilt wird.
Brot, Belag, Bedeutung
Der „Sandwich-Mann“ selbst gibt sich gelassen. Laut seines Anwalts sieht Dunn den Prozess als Chance, die Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, das längst von den Schlagzeilen verdrängt wurde: die humanitären Folgen der Grenzpolitik.
Doch egal, wie das Verfahren ausgeht – der Mann mit der Salami hat bereits Geschichte geschrieben. Vielleicht nicht als Märtyrer, aber sicher als Ikone des ironischen Widerstands.
Denn in einem Land, in dem Waffen erlaubt sind, aber ein Sandwich zur Gefahr erklärt wird, bleibt nur eine bittere Pointe:
Amerika liebt seine Freiheit – solange sie nicht zu sehr klebt.
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