Für Chinas Staatschef Xi Jinping läuft’s gerade nicht rund. Die neuesten Wirtschaftsdaten sind so freudlos wie eine Montagssitzung im Parteikomitee. Wachstum? Verlangsamt. Konsum? Eher meditiert als konsumiert. Immobilienpreise? Fallen schneller als westliche Investoren, die „Xi’s Marktöffnung“ geglaubt haben.
Offiziell nennt man das in Peking „eine temporäre, qualitative Wachstumsanpassung“. Inoffiziell: Krise mit chinesischen Merkmalen.
Das Volk konsumiert einfach nicht staatskonform
Zwar schleppt man in Peking weiterhin Einkaufstüten – aber offenbar nicht so viele, wie das Politbüro gerne sähe. Der Einzelhandelskonsum ist um ganze drei Prozent gewachsen, also ungefähr so viel wie das Vertrauen junger Chinesen in den Arbeitsmarkt.
Selbst der Verbraucherpreisindex zeigt Abwärtsbewegung – minus 0,3 Prozent. Ökonomen nennen das „Deflation“, die Regierung lieber „eine Phase ökonomischer Tiefenatmung“. Die Jugend nennt es: „Ich hab eh kein Geld.“
Immobilienmarkt: Von der Traumwohnung zur Ruine
Im Immobiliensektor sieht’s aus, als hätte jemand SimCity im Schwierigkeitsgrad „marxistischer Realismus“ gestartet. Die Preise für neue Wohnungen fallen – und zwar so beständig, dass Xi sie bald als neues olympisches Disziplin-Training freigeben könnte.
Viele Bauträger können ihre Schulden nicht mehr bedienen. Andere bedienen lieber das Karaoke-Mikrofon, weil wenigstens da noch jemand zuhört. Käufer warten weiter auf ihre Wohnungen – oder auf das nächste Konjunkturpaket.
Xi’s Fünfjahresplan: Noch fünf Jahre durchhalten
Jetzt ruht alle Hoffnung auf dem kommenden 15. Fünfjahresplan, der laut offizieller Mitteilung „neue Impulse, nachhaltiges Wachstum und eine glückliche Gesellschaft“ bringen soll – was exakt die gleiche Formulierung war wie in den letzten vier Fünfjahresplänen.
Beobachter erwarten einen bunten Mix aus Infrastrukturprojekten, Appellen an den Patriotismus und, natürlich, noch mehr Exporten – schließlich funktioniert das ja schon seit 40 Jahren mittelgut.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) mahnt unterdessen, China müsse den Binnenkonsum stärken. In Peking übersetzt man das mit: „Mehr Shopping-Malls eröffnen und Hoffnung propagieren.“
Trump hilft – unbeabsichtigt
Erschwerend kommt hinzu: Der von Ex-US-Präsident Donald Trump einst begonnene Handelskrieg dauert gefühlt länger als seine Präsidentschaft. Pekings offizieller Kommentar: „Unfreundliche westliche Mächte behindern unseren friedlichen Aufstieg.“ Inoffiziell: „Mist, wir brauchen wieder mehr Sojabohnen.“
Und Xi?
Der Präsident selbst soll Berichten zufolge „nicht erfreut“ über die Daten sein – was in der KP-Sprache etwa so viel bedeutet wie: „Zehn Leute werden heute sehr lange Sitzungen haben.“
Ob es bald neue Konjunkturpakete gibt, ist unklar. Sicher ist nur: Die Propaganda wird schon mal positiv. Laut Staatsfernsehen befindet sich die Wirtschaft auf einem „stabilen Pfad mit harmonischer Dämpfung und entschlossener Entfaltung“. Oder, wie der Westen sagt: „Es läuft nicht.“
Fazit:
China hat kein Wachstumsproblem – nur ein Realitätsproblem. Und das lässt sich bekanntlich nicht mit Zinsen, sondern nur mit Durchhalteparolen senken.
Kommentar hinterlassen