Kaum sind die ersten Wahlplakate für die Bundestagswahl in Leipzig aufgestellt, schon beginnt das altbekannte Spiel: Wer reißt sie am schnellsten wieder runter? Manche verschwinden über Nacht, andere werden mit kreativen Schnurrbärten versehen, und ein paar wenige enden in den Händen ambitionierter Pyromanen. Demokratie zum Mitnehmen, leider ohne Rückgaberecht.
Polizei bleibt entspannt: „Alles im Rahmen des Gewohnten“
Laut Polizeisprecherin Susanne Lübcke gibt es „keine außergewöhnlichen Entwicklungen“ – also alles wie immer. Die Plakate fallen nicht schneller als sonst, sie werden nur in gleichbleibend hoher Zahl abgerissen, übermalt oder verbrannt. Beruhigend zu wissen, dass Leipzig in diesen unruhigen Zeiten wenigstens eine Konstante hat.
Ein besonders engagierter Bürger versuchte sich in Leipzig-Südwest als politischer Feuerspucker und wollte ein Plakat mit einem Feuerzeug in Brand setzen – leider ohne Erfolg. Vielleicht hätte er es mit Streichhölzern oder einem Wahlprogramm versucht, das bei Kontakt mit Realität sofort in Flammen aufgeht.
CDU: „Gezielte Kampagne gegen uns!“ – SPD: „Bei uns auch!“
Die Leipziger CDU fühlt sich besonders betroffen. Geschäftsführer Rainer Burgold spricht von „massiven Angriffen“, vor allem im Süden Leipzigs. An der Karl-Heine-Straße habe es fast kein einziges CDU-Plakat unversehrt überlebt – ein Zustand, den manche Wähler vielleicht als Service empfinden.
Aber nicht nur die CDU leidet: Auch die SPD meldet dreistellige Verluste. Besonders in Engelsdorf wurden viele Plakate zerstört. Möglicherweise ist der Stadtteil einfach allergisch gegen Wahlwerbung – oder gegen zu viele Versprechen auf einmal.
AfD, Linke, Grüne – alle verlieren, aber auf ihre Weise
Die AfD sieht sich vor allem im Westen Leipzigs betroffen. Die Linke beklagt Vandalismus an den Stadträndern, aber „im üblichen Maß“ – eine schöne Umschreibung für „läuft wie immer schlecht, aber wir haben uns daran gewöhnt“.
Die Grünen atmen immerhin kurz durch: Noch sei es „kein Vergleich zu den Kommunal- und Europawahlen 2024“, als ihre Plakate offenbar im Schnelldurchlauf entsorgt wurden. Eine Wahl, bei der weniger Zerstörung als erwartet als Erfolg gilt – so weit sind wir also schon.
BSW: „Wir haben noch keine Probleme“ – weil noch keine Plakate hängen
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat bisher keine Meldungen über Vandalismus – was erstaunlich wäre, wenn sie nicht erst mit dem Aufhängen ihrer Plakate anfangen würden. Das ist so, als würde man sich nach einem ungespielten Fußballspiel über die Null Gegentore freuen.
Fazit: Wie jedes Jahr – nur mit weniger Überraschung
Ob CDU, SPD, AfD oder Grüne – die Wahlplakate fallen reihenweise, schneller als man „verschwundene Wahlversprechen“ sagen kann. Am Ende bleibt ein altbewährter Zyklus:
- Parteien hängen Plakate auf.
- Bürger mit zu viel Freizeit reißen sie runter.
- Die Polizei meldet: „Alles wie immer.“
- Die Parteien klagen über einen Angriff auf die Demokratie.
- Die Wahl ist vorbei, alle tun überrascht.
Und so dreht sich das Rad weiter – zumindest so lange, bis jemand ein wirklich fälschungssicheres Wahlplakat erfindet. Vielleicht aus Beton. Oder aus dem gleichen Material wie die Versprechen darauf – dann hält es vermutlich ewig.
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