Das Firmengeflecht von Michael Klemmer

Leipzig ist die Stadt in Deutschland mit den meisten gründerzeitlichen Bauwerken. Der während der DDR-Zeit verwahrloste Baubestand lockte nach dem Zusammenbruch des Staates Investoren an, die sich mit dem günstigen Erwerb, der Sanierung und dem Verkauf als Kapitalanlage eine sprichwörtliche goldene Nase verdienten.

Hierzu muss man den Immobilienkaufmann Michael Klemmer zählen, der seit den 1990er Jahren ein kaum durchschaubares Firmennetzwerk aufbaute, welches sich größtenteils auf Leipzig konzentriert und in der folgenden Tabelle zusammengetragen wurde.

Vorab ein paar Anmerkungen hierzu: Der Schwerpunkt liegt auf Klemmer, weshalb spätere personelle und geschäftliche Veränderungen, die außerhalb seines Netzwerkes geschahen, nicht berücksichtigt wurden. Im Gegensatz zur Darstellung bei North Data wurde hier der Ursprungsname eines Unternehmens angesetzt. Bei komplexen Veränderungen wurden zudem gelegentlich Zwischenschritte weggelassen. Bilanzen wurden nur für die Zeiträume berücksichtigt, in denen Klemmer und seine Mitstreiter aktiv agierten. Daher kommt es vor, dass scheinbar jüngere Bilanzen fehlen.

Analysiert man die Tabelle an, sind mehrere Dinge auffällig:

1. Als Geschäftsführer oder Vorstandsvorsitzende bei Aktiengesellschaften (GF bzw. Vst.) erscheinen fast ausschließlich die gleichen Personen, angefangen zumeist von Klemmer. Entweder agieren sie gleichzeitig oder sie wechseln sich gegenseitig ab.
2. Geht man mehr ins Detail und schaut sich die Gesellschafter der einzelnen Unternehmen an (im Unternehmensregister oder bei North Data), so fällt als zweites auf, dass auch hier immer wieder die gleichen Gesellschaften oder Personen involviert sind. Es handelt sich um ein komplexes, schwer zu durchschauendes Firmenkonstrukt aus denselben Akteuren, welches durch eine Insolvenz schnell ins Wanken geraten kann – dies ist bei der aktuellen Pleite der VICUS GROUP zu befürchten.
3. In den Bilanzen erscheinen oft hohe nicht gedeckte Fehlbeträge bei gleichzeitig hohen Verbindlichkeiten. Wie das wieder ausgeglichen werden kann, ist eine gute Frage.
4. Oft lassen sich die Bilanzen auch nur im Bezahlbereich des Unternehmensregisters abrufen. Teilweise sind auch keine Bilanzen hinterlegt, vor allem bei zügigen Verschmelzungen; im Falle von kleinen Kapitalgesellschaften ist dies zulässig, ansonsten besteht Offenlegungspflicht.

Als kurzes Fazit vorab lässt sich festhalten, dass Klemmer selber erkannt zu haben scheint, dass er das verworrene Firmengeflecht auf Dauer nicht aufrechterhalten kann. Eventuell hat er auch den Überblick verloren? Daher sind in den letzten Jahren Konsolidierungsmaßnahmen zu verzeichnen, Firmen werden verschmolzen, andere in die Insolvenz geschickt.

So ging beispielsweise die VICUS AIR GmbH (Vermietung und Vertrieb von Luftfahrzeugen, zuvor German Values Verwaltung GmbH) 2024 in die VICUS GROUP AG über und die KOPFZENTRUM Management GmbH (Konzepte für medizinische, heilberufliche und verwandte Behandlungen am Menschen) wurde liquidiert; das gleiche gilt für „auto.de“ und die dazugehörigen Gesellschaften.

Details hierzu folgen in separaten Artikeln zur VICUS GROUP und zu weiteren Unternehmungen aus dem Klemmer-Netzwerk.

¹ = im Unternehmensregister nicht kostenfrei einsehbar

² = nicht mehr zum Netzwerk gehörig, weshalb diese Angabe hier weggelassen wurde

VICUS GROUP

Historie

Laut einer Unternehmensbroschüre blickt „die in Leipzig ansässige VICUS GROUP AG […] mit ihrem Vorstand und ihren Gründern auf eine mehr als 25-jährige Erfolgsgeschichte zurück“. Die Gruppe um die VICUS-Gesellschaften herum stellen den größten Anteil an Firmen im Klemmer-Netzwerk. Gegenstand der Gruppe ist der Erwerb von Grundstücken und Immobilien, deren Entwicklung sowie die Beteiligung an ähnlichen Unternehmen. Erstmals erscheint der Name bei der VICUS AG, die 2007 aus der Treuhand AG Leipzig Unternehmensberatungsgesellschaft gebildet wurde und der Klemmer vorstand.

Im Laufe der folgenden Jahre kamen zahlreiche weitere VICUS-Projektunternehmen hinzu, die entweder Neugründungen waren oder auf umbenannten Vorläufern basierten. Immer wieder erfolgten Verschmelzungen und Geschäftsführerwechsel, teilweise verbunden mit Sitzwechseln, so dass ein Nachvollziehen der einzelnen Historien schwierig ist. Sind Bilanzzahlen zugängig, so fallen die häufigen hohen ungedeckten Fehlbeträge und Verbindlichkeiten auf. Mit anderen Firmen aus dem Netzwerk wurden Gewinnabführungsverträge geschlossen oder sie fungierten untereinander als Geber von Nachrangdarlehen mit Rangrücktritt. Dies hat den Vorteil, dass es wie Eigenkapital behandelt wird und somit zu besseren Konditionen bei einer erstrangigen Finanzierung führen kann und es im Falle einer Insolvenz nicht zurückgezahlt werden muss.

Die ursprüngliche VICUS AG wurde 2016 gelöscht und stattdessen die VICUS GROUP GmbH eingerichtet, welche wiederum aus der 2006 gegründeten L.C.I. GmbH gebildet wurde. Schon 2016 wurde das Unternehmen in eine AG umgewandelt und ab 2024 mit fünf anderen Klemmer-Firmen verschmolzen. Vermutlich geschah dies, um Ausgaben im Zusammenhang mit der Baukrise zu senken, welche zu einem exorbitanten Anstieg der Kosten und einem starken Rückgang der Nachfrage geführt hatte. Mitte 2025 wurde die AG wieder in eine GmbH umgewandelt mit Klemmer als alleinigen Gesellschafter. Damit können die GF Michael Klemmer und Gabriel Schütze wieder unabhängiger und flexibler agieren und sind nicht mehr auf die Zustimmung der Hauptaktionäre angewiesen. Zugleich wurden sieben Tochter- und Beteiligungsgesellschaften verschmolzen (Vicus Real Estate Frankfurt 4 GmbH, Vicus Real Estate Berlin 5 GmbH, LÖWEN Bau- und Projektmanagement GmbH, RE Beteiligungsgesellschaft mbH, VICUS AIR GmbH, VICUS Development GmbH, Kohlrabizirkus Eventlocation GmbH).

2019 und 2020 geriet die VICUS GROUP AG mehrfach in den Fokus der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). So untersagte die BaFin ein Pflichtangebot zugunsten der Aktionäre der Travel24.com AG (https://www.spruchverfahren-direkt.de/?p=1540, Zugriff am 18.11.2025). Wegen einer fehlenden Veröffentlichung eines Angebotes gegenüber den Aktionären der Travel24.com AG verhängte die BaFin ein Zwangsgeld in Höhe 50.000 € (https://www.diebewertung.de/vicus-group-ag-mit-vorstand-michael-klemmer-zwangsgeld-durch-bafin-festgelegt/, Zugriff am 18.11.2025). Als trotzdem nichts geschah, wurde ein weiteres Zwangsgeld in Höhe von 100.000 € verhängt (https://german-values.de/hauptversammlung-2020-text-gegenantraege-2020/, Zugriff am 18.11.2025).

Projekte

VICUS setzte prominente Projekte um wie 2009 die Revitalisierung des seit 1992 leerstehenden Ringmessehauses in Leipzig https://www.thomas-daily.de/td-morning-news/9002-leipzig-hotel-und-wohnungen-im-ringmessehaus-geplant/, Zugriff am 17.11.2025), dessen Fertigstellung sich bis 2017 hinzog. Ein Teil des Gebäudes wurde an die Travel24.com AG (Unister Holding) veräußert, die ein Hotel einrichtete, 2017 aber von VICUS zurückgekauft und an Travel24 vermietet („Sale-and-Rent-Back“).

2016 sah die Welt des Immobilienentwicklers – nach eigener Aussage – noch gut aus. In einem Artikel einer Sonderbeilage zur „Expo Real 2016“ sagte Klemmer, dass viele „Anfragen […] gar nicht bedient werden“ könnten (https://www.fachkreis.de/wp-content/uploads/2025/02/lvz-gewerbeimmobilien-september-2016.pdf, Zugriff am 13.11.2025). Das Unternehmen übernahm kurz darauf den „Kohlrabizirkus“, die 1929 fertiggestellte Großmarkthalle der Stadt Leipzig. Der unter Denkmalschutz stehende, markante Zweikuppelbau sollte teilweise saniert werden und das Eishockeyteam „Icefighters Leipzig“ und den dazugehörigen „Leipziger Eissport-Club“ beherbergen, welche wenig später in die Baustelle einzogen (https://www.l-iz.de/sport/weitere/2020/08/Vom-Eismaerchen-zum-Albtraum-Icefighters-und-Leipziger-Eissport-Club-stehen-ohne-Eishalle-da-342145, Zugriff am 17.11.2025). Wegen Streitigkeiten aufgrund diverser Nutzungseinschränkungen vereinbarte man mündlich Mietminderung, die aber – so einer der Geschäftsführer der Eisarena Leipzig GmbH – nie verschriftlicht wurde. Da seitens des Vermieters die Mängel nicht angegangen wurden, stellte die Eisarena Leipzig GmbH ihre Mietzahlungen ein. Dies veranlasste die VICUS zur Kündigung des auf zehn Jahre angelegten Vertrages. Letztlich kaufte die Stadt Leipzig das Gebäude für 11,5 Millionen Euro (https://www.bild.de/regional/leipzig/leipzig-news/geheimplan-leipzig-will-kohlrabizirkus-kaufen-72788752.bild.html, Zugriff am 17.11.2025). Ein vorheriges Angebot der Eisarena Leipzig GmbH über 8 Millionen Euro hatte Klemmer noch abgelehnt (https://www.bild.de/regional/leipzig/leipzig-news/kohlrabizirkus-leipzig-mietstreit-hausverbot-eis-verein-vorm-aus-71990946.bild.html, Zugriff am 18.11.2025). Ob die guten Verbindungen Steffen Göpels, der eng mit dem Klemmer-Netzwerk verbandelt ist, zum Oberbürgermeister zu dieser Entscheidung beigetragen haben?

Mit den zahlreichen Gesellschaften ist VICUS auch in den deutschen Städten Berlin, Essen, Frankfurt, Köln, München und Nürnberg aktiv. In beiden letztgenannten Städten kam sie über Tochterunternehmen u.a. in den Besitz von Studentenwohnheimen, was allerdings nicht konfliktfrei ablief (https://www.deutschlandfunk.de/spekulation-mit-wohnheimplaetzen-100.html, Zugriff am 17.11.2025).

Wie steht es nun aktuell um das Netzwerk? Das lässt sich schwer sagen. Generell hat die Immobilienbranche schon seit einigen Jahren mit großen Problemen zu kämpfen: Bürokratie, Kostenexplosion, hohe Zinsbelastung. Daher sind die laufenden Umstrukturierungsmaßnamen nachvollziehbar.

Auffällig bleiben jedenfalls, wenn man es im Unternehmensregister nachvollziehen kann, die hohen Fehlbeträge und Verpflichtungen. Zudem stoppte man bei einigen Unternehmen wie zum Beispiel der myimmo.de GmbH die Gewinnabführung. Dies könnte auf mangelnde Liquidität hinweisen.

GERMAN VALUES-Gruppe

Auch diese Gruppe von Klemmer weist eine bewegte Historie auf. Die Gründung scheint eng mit der ehemaligen verschachtelten und unübersichtlichen Gruppe Unister Holding GmbH des 2016 tödlich verunglückten Thomas Wagner zusammenzuhängen (https://de.wikipedia.org/wiki/Unister, Zugriff am 18.11.2025). Unister plante 2011 das im Klemmerschen Besitz befindliche Ringmessehaus als Startpunkt einer eigenen Hotelkette namens „Travel 24 Hotels“ auszubauen; Klemmer bestritt Ende des Jahres, darüber Bescheid zu wissen (https://www.bild.de/regional/leipzig/leipzig/unister-plant-billig-hotel-neue-hoffnung-fuers-ringmessehaus-21585902.bild.html, Zugriff am 18.11.2025). Im Folgejahr wurde aber Klemmers C.P.L. Grundbesitz GmbH Gesellschafter der Hotel Leipzig Ringmessehaus GmbH & Co. KG, die wiederum zu Travel24.com gehörte. Die enge, aber wohl schwierige Zusammenarbeit zeigt auch die kurzzeitige Änderung der durch Göpel gemeinsam mit Klemmer gegründeten Opus 30. Vermögensverwaltung GmbH in Unister Vermögensverwaltung GmbH 2015.

Ab 2017 wurden GERMAN VALUES-Firmen gegründet oder andere Firmen entsprechend umbenannt; 2018 meldete die VICUS GROUP AG die Bildmarke „GERMAN VALUES“ an. Ende 2017 erlangte die VICUS GROUP die Kontrolle über die Travel24.com AG und Klemmer propagierte für die Zukunft das Konzept eines allumfassenden Reiseportals im Internet an (https://www.lvz.de/lokales/leipzig/leipziger-vicus-ag-baut-internetsparte-auf-QKJQXDY43OXV4P5TJILYWHBAH4.html, Zugriff am 18.11.2025). Gegen Ende 2019 kündigte die VICUS ein Pflichtangebot zum Erwerb weiterer Travel24-Wertpapiere an (https://www.bondguide.de/topnews/anleihen-heute-im-fokus-travel24-eyemaxx-sme/, Zugriff am 18.11.2025). Dieses führte jedoch zu einer Intervention der BaFin (s. Artikel VICUS) und seitens eines erbosten Anlegers zur Forderung, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten, auch wegen eines Interessenskonfliktes zwischen der VICUS und Travel24 (https://german-values.de/hauptversammlung-2020-text-gegenantraege-2020/, Zugriff am 18.11.2025). 2021 verkündete man auf der firmeneigenen Webseite, dass die Travel24.com AG in die German Values Property Group AG umbenannt wurde und man weiterhin tatkräftig das Portfolio erweitere (https://german-values.de/corporate-news/, Zugriff am 13.11.2025).

In den Folgejahren verfuhren die Verantwortlichen wie üblich, verschmolzen Firmen und nannten andere um. Auch hier arbeitete man mit Gewinnabführungsverträgen, was zu kritischen Nachfragen seitens der Aktionäre führte (https://german-values.de/wp-content/uploads/docs/Hauptversammlung/2023/GA-01.pdf, Zugriff am 10.11.2025). Für das Geschäftsjahr 2022 verweigerte der Wirtschaftsprüfer der Aktiengesellschaft das Testat mit der Begründung, dass Finanzierungszusagen nicht ausgeweitet wurden und er sich nicht in der Lage sehe, „ein Prüfungsurteil hinsichtlich der Fortführungsprognose abzugeben“ (https://www.thomas-daily.de/td-morning-news/1556718-german-values-property-group-unter-druck/, Zugriff am 18.11.2025). Dies ist vermutlich der Grund für die verspätete Offenlegung der Rechnungsunterlagen, was wiederum zur Verhängung eines Ordnungsgeldes durch die BaFin im November 2023 führte (https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Massnahmen/40c_neu_124_WpHG/meldung_240110_German_Values_Property_rechungslegung_ordnungsgeld.html, Zugriff am 18.11.2025).

Die Gruppe unterstützte den Fußballverein „RB Leipzig“ und kaufte über die German Values Property AG mehrere Jahre lang für rund 500.000 Euro pro Jahr Bandenwerbung, was ein Aktionär als „Geldvernichtung für die Gesellschaft“ bezeichnete. Gegen die Planung, analog zur VICUS die AG in eine GmbH umzuwandeln, liefen Aktionäre sturm und fochten diese juristisch an. Im Mai 2024 verkündete die Aktiengesellschaft das Ende des Verfahrens durch einen Prozessvergleich (https://gsc-research.de/berichte/101757, Zugriff am 18.11.2025).

Man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Formwechsel auf der eigenen Webseite anzupassen (https://german-values.de/impressum/, Zugriff am 18.11.2025) und schon Ende des Jahres die German Values Property Group GmbH in die Insolvenz geschickt (https://www.lvz.de/lokales/naechste-leipziger-immobilienfirma-pleite-leipzigs-stadtplatzprogramm-beginnt-neue-laeden-HXNIO5LYYJFQZN5M65GEK42YPY.html, Zugriff am 18.11.2025). Diesem Weg folgte die German Values Beteiligung GmbH, deren Insolvenz mangels Masse abgewiesen wurde (https://verbraucherschutzforum.berlin/2025-10-07/insolvenzantrag-der-german-values-beteiligung-mangels-masse-abgewiesen-391352/, Zugriff am 17.11.2025).

Auffällig ist, dass man scheinbar kurz vor der Insolvenz einiger Teilunternehmen die Geschäftsführertätigkeit dem 1945 geborenen Kurt Bernd Rose überließ. Seit 2024 ist er GF von fünf GERMAN VALUES-Unternehmen, in einem Fall unter einem neuen Namen: Ericsson-Allee 1 Besitz GmbH, ehemals German Values Property 2 GmbH. Auch die einst zur VICUS GROUP gehörige HFB Verwaltungs GmbH, ehemals Hotel- und Betriebsgesellschaft Fürstenhof Leipzig GmbH, wurde Ende 2024 in die Obhut Roses übergeben. Dass von seinen 15 Unternehmen fünf in Liquidation oder schon gelöscht sind, lässt für die übrigen Firmen nichts Gutes erwarten…

Auto.de

2016 begann Michael Klemmer, sich ein weiteres Geschäftsfeld zu eröffnen: den Fahrzeugmarkt. Noch aus der Insolvenzmasse von Unister habe VICUS, so Klemmer 2017, das Internetportal Auto.de gekauft und angekündigt, dass die Plattform zukünftig „mit einem neuen Auftritt mehr Service für Neu- und Gebrauchtwagen liefern“ werde (https://www.lvz.de/lokales/leipzig/leipziger-vicus-ag-baut-internetsparte-auf-QKJQXDY43OXV4P5TJILYWHBAH4.html, Zugriff am 18.11.2025). Wie man mit der „Wayback Machine“ nachvollziehen kann, fand der Relaunch 2019 statt. Im gleichen Jahr wurde die seit 2017 bestehende VICUS Media 3 GmbH in auto.de Handels GmbH umbenannt. Im Folgejahr startete die VICUS Media GmbH eine Werbekampagne mit Axel Schulz (https://www.openpr.de/news/1086231/auto-de-startet-mit-TV-Kampagne-Axel-Schulz-unterstuetzt-neuen-Markenauftritt.html, Zugriff am 18.11.2025).

Im Mai 2021 übernahm die VICUS GROUP ein insolventes Autohaus mit Standorten in Grimma und Wurzen (https://www.bbl-law.com/newsroom/presse/bbl-eigenverwaltungsverfahren-erfolgreich-genutzt-investor-uebernimmt-autohaus-linke/, Zugriff am 18.11.2025), veräußerte diese aber wieder (https://www.lvz.de/lokales/leipzig-lk/grimma/statt-auto-de-wagner-gmbh-zieht-in-grimma-ins-ehemalige-autohaus-linke-VWKDMBHQXBHNFLMVJFZUXRRSDE.html, Zugriff am 18.11.2025). Nachdem Klemmer 2021 den Vorstand der Münchner Capella AG und Schütze einen Platz im Aufsichtsrat übernommen hatte, änderten sie im Herbst den Namen der Gesellschaft in auto.de AG. Passend hierzu erhielt die VICUS Media GmbH unmittelbar darauf den Namen auto.de Media GmbH und ließ ein Jahr später die Marke „auto.de“ eintragen.

Schon im Februar 2023 gab es intern Gerüchte, dass es dem Unternehmen nicht gut gehe (https://www.kununu.com/de/autode-handels3/kommentare, Zugriff am 18.11.2025). Schaut man sich die letzten frei verfügbaren Bilanzen an, so zeugen sie in der Tat von einem horrenden Bild.

Auto.de AG (2022): Das Anlagevermögen ist binnen eines Jahres auf die Hälfte geschrumpft (von 152.563.399,24 € auf 77.200.721,65 €), ebenso die Kapitalrücklage (von 109.400.000,00 € auf 28.469.618,88 €). Gleichzeitig stiegen die Verbindlichkeiten von 155.888,98 € auf 4.326.501,63 €.

auto.de Handels GmbH (2024): Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag ist von 3.537.110,91 € auf 4.749.316,49 € gestiegen und die Verbindlichkeiten von 5.717.178,58 € auf 6.823.685,99 €.

auto.de Media GmbH (2024): Sowohl der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag ist gestiegen (von 5.940.026,55 € auf 4.721.182,33 €) als auch die Verbindlichkeiten (von 10.865.696,47 € auf 12.008.573,19 €).

Doch erst im Juli 2025 gab das Unternehmen bekannt, „den bisherigen Geschäftsbetrieb mit sofortiger Wirkung einzustellen und Restrukturierungsmaßnahmen, zu denen auch betriebsbedingte Kündigungen gehören, durchzuführen. Hintergrund dieser Entscheidung sind eine anhaltende fehlende Nachfrage sowie das Ausbleiben strategischer Alternativen zur Fortführung des operativen Geschäfts. Ferner plant die Gesellschaft die Veräußerung ihrer Assets“ (https://live.deutsche-boerse.com/nachrichten/Autode-AG-autode-AG-beschliesst-Einstellung-des-Geschaeftsbetriebs-2322eaab-0912-40cf-ac8d-aa95ff7ed397, Zugriff am 18.11.2025). Wenige Tage später verkündete man: „Der Vorstand der auto.de AG hat eine Schweizer Beratungsgesellschaft mit dem Verkauf und der Abwicklung der Rechte an der Domain „auto.de“ sowie der dazugehörenden Internetplattform aufgrund der wirtschaftlichen Situation der Gesellschaft beauftragt“ (https://live.deutsche-boerse.com/nachrichten/Autode-AG-Autode-AG-nimmt-Verhandlungen-ueber-den-Verkauf-der-Rechte-an-der-Domain-autode-sowie-der-Plattform-auf-adb9dcb3-8a01-4b7a-8d12-22ae98bf23a6, Zugriff am 18.11.2025).

Die Internetseite ist weiterhin geschaltet. Natürlich findet sich dort kein Hinweis auf die angebliche Einstellung des Geschäftsbetriebes…