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Das Burrito-Paradox – oder: Wie Guacamole zum Symbol der US-Wirtschaft wurde

adoproducciones (CC0), Pixabay
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Amerikas Wirtschaft – sie wächst, sie glänzt, sie dampft wie ein frisch gerollter Burrito. Außen appetitlich, innen unübersichtlich.

Fakt 1: Die Börsen boomen, künstliche Intelligenz treibt Gewinne in astronomische Höhen, und die Statistik jubelt: Wachstum!
Fakt 2: Die Verbraucher sparen am Avocado-Dip, Kredite platzen, die Mieten steigen – und die meisten Amerikaner finden ihre eigene Wirtschaft einfach zum Kotzen.

Klingt widersprüchlich? Willkommen im Land der unbegrenzten Dissonanz.

Chipotle als Konjunkturbarometer

Der Fast-Food-Gigant Chipotle hat’s schwarz auf guac-grün: Junge und einkommensschwächere Kunden – also die, die früher den Laden am Laufen hielten – bleiben plötzlich zu Hause und kochen wieder selbst.
„Wir verlieren sie nicht an die Konkurrenz“, sagt Chipotle-Chef Scott Boatwright, „sondern an ihre eigenen Kühlschränke.“
Ein Satz, der eigentlich in jedes Wirtschaftslehrbuch gehört.

40 % des Umsatzes stammen von Haushalten mit weniger als 100.000 Dollar Jahreseinkommen. Diese Menschen finden Chipotle inzwischen „zu teuer“. Und die 25- bis 34-Jährigen – also jene Generation, die einst „Erlebnis statt Besitz“ wollte – erleben jetzt vor allem: Dispo statt Burrito.

Zweite Etage: Crocs, Coke und Kapitalismus

Während also der Durchschnittsamerikaner zwischen Dosenbohnen und Kreditkarte balanciert, schlürfen die Wohlhabenden „Smartwater“ und spazieren in Design-Crocs durch ihre Eigentumswohnungen mit steigenden Quadratmeterpreisen.

Crocs-Chef Andrew Rees beschreibt die Lage treffend:

„Ein Teil der Verbraucher ist hochvermögend und kauft weiter fröhlich teure Marken – der Rest kauft nur noch, was er wirklich braucht.“

Coca-Cola betreibt derweil Doppeldenk in Reinform: Premiumwasser für die Reichen, kleinere Flaschen für die Armen – damit wirklich alle was zu trinken haben. Und falls jemand glaubt, das sei zynisch, dann: Ja. Genau das ist es.

Die K-förmige Wirklichkeit

Ökonomen nennen dieses Phänomen eine „K-förmige“ Wirtschaft – die Reichen steigen weiter auf, die anderen rutschen weiter ab.
Fed-Chef Jerome Powell nannte es nüchtern:

„Die unteren Einkommensgruppen kämpfen, die oberen konsumieren.“

Kurz gesagt: Während der eine am Aktienmarkt verdient, rechnet der andere, ob er sich noch Sprit oder Miete leisten kann.

Der kurze Traum vom Gleichgewicht

Nach der Pandemie schien es kurz anders: Staatliche Hilfen, Schecks und niedrige Zinsen gaben auch dem kleinen Mann Rückenwind.
Doch das war nur die wirtschaftliche „Happy Hour“. Danach kamen die erhöhten Zinsen, die gestrichenen Unterstützungen – und die Rückkehr zur altbekannten Schieflage.

Heute ist der Reichtum wieder dort, wo er immer war: ganz oben – und der Rest? Der streckt sich nach der Guacamole und merkt, dass sie plötzlich 2,50 Dollar kostet.

Fazit: Der Burrito lügt nicht

Amerikas Wirtschaft ist also tatsächlich wie ein Burrito: außen glänzend, innen chaotisch geschichtet – mit einem Hauch von Ungleichheit und der leisen Hoffnung, dass wenigstens der Reis satt macht.
Und wer wissen will, wie’s weitergeht, muss nur an der Theke fragen:
Mit oder ohne Guac?
Die Antwort sagt mehr über Amerikas Wirtschaft als jede Statistik.

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