Es war ein lauer Sommerabend, Musik lag in der Luft, Menschen tanzten und lachten auf dem Solinger Stadtfest. Am 23. August 2024, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, verwandelte sich diese Unbeschwertheit in ein Blutbad: Ein Mann stürmte mit einem Messer durch die Menge, drei Menschen starben, zehn weitere wurden verletzt. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ reklamierte den Angriff später für sich.
Im Prozess gegen den 27-jährigen Syrer Issa al H., dem die Bundesanwaltschaft dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord vorwirft, trat nun ein Mann in den Zeugenstand, dessen Leben an diesem Abend unwiderruflich zerbrach. Der 58-Jährige aus Solingen verlor seine Frau – und wurde selbst schwer verletzt.
„Meine Frau tanzte, ich stand ein paar Meter hinter ihr“, erinnerte er sich vor Gericht. „Es war eine superschöne Stimmung.“ Dann spürte er plötzlich einen harten Schlag auf der Schulter, dachte im ersten Moment an einen Betrunkenen, der gestolpert war. Wenige Sekunden später lag seine Frau vor ihm auf dem Boden.
Er hob sie hoch, doch sie konnte nicht sprechen, zeigte nur auf den Halsausschnitt ihres Pullovers. Blut spritzte aus einer tiefen Wunde. „Sie wurde sehr schwach. Ich legte ihren Kopf zwischen meine Beine, versuchte die Blutung zu stoppen. Dann gingen ihre Augen zu. Da wusste ich, das war es.“
Ersthelfer und Rettungskräfte konnten das Leben der Frau nicht mehr retten. Der Zeuge selbst erlitt zwei Stichverletzungen an Schulter und Wirbelsäule und wurde im Krankenhaus operiert. „Ich wollte möglichst schnell zurück in den Alltag“, sagte er. Doch die Leere, die der Tod seiner Frau hinterlassen hat, wird bleiben – ebenso wie die Erinnerung an die Sekunden, in denen sich ein Fest in eine Tragödie verwandelte.
Der Angeklagte hat die Tat gestanden, schweigt jedoch zu den Vorwürfen, Mitglied des IS gewesen zu sein. Für die Hinterbliebenen bedeutet dieser Prozess vor allem eines: das quälende Wiedererleben einer Nacht, die alles veränderte.
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