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„Cryptoqueen“ von China nach London – elf Jahre Haft für Milliardenbetrug mit Bitcoin

Daniel_B_photos (CC0), Pixabay
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Eine aus China geflüchtete Frau, die mit gestohlenen Geldern Tausender Rentner Kryptowährungen im Wert von inzwischen rund fünf Milliarden Pfund gekauft haben soll, ist in London zu einer Haftstrafe von elf Jahren und acht Monaten verurteilt worden.

Das Southwark Crown Court sah es als erwiesen an, dass Qian Zhimin (47) ein großangelegtes Schneeballsystem aufgebaut und die Gelder ihrer Anleger veruntreut hat. Richterin Sally-Ann Hales sprach von einer „Architektin dieses Betrugs von Anfang bis Ende“ und nannte ihr Motiv „reine Habgier“.

Qian hatte in China das Unternehmen Lantian Gerui („Bluesky Greet“) gegründet, das angeblich in Hightech-Gesundheitsprodukte und das Mining von Kryptowährungen investierte. In Wahrheit handelte es sich laut Polizei um ein reines Betrugssystem: Neueinzahlungen dienten dazu, ältere Anleger mit vermeintlichen Gewinnen ruhigzustellen – ein klassisches Ponzi-System.

Über 120.000 Anleger in ganz China investierten mehr als 40 Milliarden Yuan (etwa 5,6 Milliarden US-Dollar). Viele verloren ihr gesamtes Erspartes.

Als die chinesischen Behörden 2017 Ermittlungen einleiteten, floh Qian unter falschem Namen nach Großbritannien. Dort mietete sie eine Villa in Hampstead, Nord-London, für über 17.000 Pfund monatlich und lebte in Luxus – mit Designerware, Online-Shopping und Videospielen.

Die Polizei kam ihr auf die Spur, als sie versuchte, eine weitere Immobilie in Totteridge zu kaufen und ihre Assistentin die Herkunft der Gelder nicht erklären konnte. Bei einer Hausdurchsuchung in Hampstead entdeckten Ermittler Festplatten mit Zugangsdaten zu zehntausenden Bitcoin – einer der größten Kryptofunde in der Geschichte Großbritanniens.

Qian hatte sich laut Tagebuch nicht nur Reichtum, sondern auch politische Macht erträumt. Sie plante, eine internationale Bank zu gründen, ein Schloss in Schweden zu kaufen und sich selbst zur „Königin von Liberland“ – einem nicht anerkannten Mikrostaat an der Donau – zu krönen.

Vor Gericht bestritt sie zunächst alle Vorwürfe, räumte später jedoch ein, dass sie die Kryptowährungen illegal erworben und besessen hatte. Ihr Anwalt bezeichnete sie als „Bitcoin-Pionierin“, die zwar niemanden habe täuschen wollen, aber anerkenne, dass ihre Geschäftspraktiken betrügerisch waren.

Das Verfahren um die beschlagnahmten Bitcoins steht noch aus. Ihr heutiger Wert hat sich seit Qians Flucht mehr als verzwanzigfacht. Tausende chinesische Opfer hoffen nun, über ein Zivilverfahren in London einen Teil ihres Geldes zurückzuerhalten.

Einige Betroffene, wie der Rentner Herr Yu, verloren durch den Betrug nicht nur ihr Vermögen, sondern auch ihre Familien. Er schilderte der BBC: „Unsere Träume wurden aufgepumpt, bis wir jede Kontrolle verloren.“ Eine Bekannte aus Tianjin sei sogar gestorben, weil sie sich nach dem Verlust ihres Geldes keine Krebsbehandlung mehr leisten konnte.

Yu hat ihr ein Gedicht gewidmet – ein Aufruf an die Überlebenden, nicht aufzugeben:

„Lasst uns Säulen sein, die den Himmel tragen –
nicht Schafe, die geführt und verführt werden.
Wer überlebt, der kämpfe weiter –
um dieses Unrecht wieder gutzumachen.“

Was aus dem Milliardenvermögen wird, ist unklar. Sollte kein rechtmäßiger Anspruch bestehen, würde der Wert der beschlagnahmten Kryptowährungen an den britischen Staat fallen – ein Vorgang, der bereits jetzt politische und moralische Diskussionen auslöst.

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