Die entscheidende Woche der COP30 hat begonnen – und das in Belem, dem Tor zum Amazonas. Symbolischer geht’s kaum: Hier stirbt der Regenwald, da treffen sich Entscheidungsträger, um ihn zu retten. Oder zumindest ein Foto davon zu posten.
Willkommen zur „Wald-COP“, wie sie stolz genannt wird. Das klingt gleich viel grüner als „Klimakonferenz mit mäßigem CO2-Ausstoß und maximalem Polit-Blabla“. Denn was könnte glaubwürdiger sein, als ein Weltklimagipfel mitten im brennenden Wohnzimmer des Planeten?
Der Amazonas brennt – aber hey, wir haben ein Maskottchen
Das offizielle Maskottchen hört auf den Namen Curupira, eine Art brasilianischer Waldkobold mit Rückwärtsfüßen. Perfekt also für eine Konferenz, die sich gerne selbst auf die Schulter klopft, während sie rückwärts in die Klimakatastrophe taumelt.
Auch Brasiliens Präsident Lula da Silva weiß: Nichts sagt Klimaschutz wie ein PR-tauglicher Fonds. „Tropical Forests Forever Facility“ heißt das neue Zauberwort – ein tropisch klingender Begriff, der verspricht, Milliarden zu investieren. Freiwillig natürlich. Denn wenn wir eines aus der Geschichte gelernt haben, dann: Freiwillige Umweltverpflichtungen funktionieren super.
Indigene: Deko oder Beteiligte? Man ist sich noch uneinig
Natürlich wurde auch den indigenen Völkern Beachtung geschenkt – als bunte, kulturell wertvolle Kulisse fürs Rahmenprogramm. Dass sie seit Jahrhunderten erfolgreich den Wald schützen und vermutlich mehr vom Ökosystem verstehen als die gesamte COP-Belegschaft mit ihren PowerPoints, wurde am Rande auch erwähnt. Beteiligung an den Verhandlungen? Ups, vergessen.
Einige indigene Aktivisten hatten irgendwann genug von freundlichem Ignoriertwerden und stürmten das Konferenzzentrum – nicht etwa aus Aggression, sondern weil sie dachten, „mitreden“ sei wörtlich gemeint.
Waldschutz, aber bitte nicht zu konsequent
Ziel der Konferenz: Entwaldung bis 2030 stoppen. Konkrete Maßnahmen? Vielleicht nächstes Jahr. Oder übernächstes. Immerhin gibt es neue EU-Regeln gegen Waldvernichtung – aber wie genau die durchgesetzt werden, ist noch so unklar wie das Wasser in illegalen Goldminen im Amazonas.
Klimaschutz ist Menschenschutz – aber wer schützt wen wovor?
Klimaschutz ist laut NGOs gleichbedeutend mit Menschenrechtsschutz. Schön gesagt. In der Praxis bedeutet das: Die, die den Wald schützen, werden bedroht, verdrängt oder gleich ermordet – während diejenigen, die die Bulldozer schicken, auf der COP höflich „Dialogbereitschaft“ signalisieren. Applaus inklusive.
Fazit: Same COP, different tree
Die COP30 ist eine Art Hochglanz-Regenwald-Rettungs-Roadshow mit gutem Soundtrack, besorgten Gesichtern und einer Agenda, die klingt wie ein Instagram-Manifest: Bewusst leben, Verantwortung zeigen, irgendwas mit Hoffnung.
Während draußen weiter jeden Tag eine Fläche von der Größe Österreichs abgeholzt wird, sinniert man drinnen über Zielbilder, Dialogformate und Multi-Stakeholder-Partnerschaften.
Oder, wie es ein indigener Führer sehr treffend formulierte:
„Wir sind müde vom Kämpfen. Aber wir kämpfen weiter. Weil wir müssen. Und weil sonst niemand wirklich will.“
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