Die 19-jährige Any Lucia Lopez Belloza wollte ihre Familie zum amerikanischen Erntedankfest überraschen – stattdessen endete ihre Reise abrupt in der Abschiebehaft. Trotz eines gerichtlichen Stopps wurde die College-Erstsemesterin innerhalb von zwei Tagen aus den USA nach Honduras abgeschoben – das Land, das sie mit sieben Jahren verlassen hatte.
Laut ihrem Anwalt Todd Pomerleau war Lopez Belloza am 20. November bereits durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen Boston Logan gegangen und wollte nach Texas fliegen, als sie von Flughafenpersonal wegen eines angeblichen Problems mit ihrer Bordkarte angesprochen wurde. Kurz darauf wurde sie von US-Einwanderungsbeamten festgenommen.
Nur zwei Tage später wurde sie zunächst nach Texas gebracht – und von dort aus direkt nach Honduras ausgeflogen.
„Sie ist am Boden zerstört“, sagte ihr Anwalt. „Ihr Traum vom College ist über Nacht zerbrochen.“
Abschiebung trotz Gerichtsstopp
Laut US-Einwanderungsbehörde ICE habe ein Richter bereits 2015 ihre Abschiebung angeordnet. Anwalt Pomerleau bestreitet, dass seine Mandantin jemals über ein solches Urteil informiert worden sei. Die einzige bekannte Aktennotiz aus dem Jahr 2017 weise lediglich darauf hin, dass das Verfahren damals geschlossen wurde.
„Man macht sie für etwas verantwortlich, das angeblich vor zehn Jahren passiert ist – ohne dass sie etwas davon wusste oder es Beweise dafür gibt“, so Pomerleau.
Besonders brisant: Bereits einen Tag nach ihrer Festnahme hatte ein Bundesrichter eine Notverfügung erlassen, die es der Regierung ausdrücklich untersagte, Lopez Belloza innerhalb von 72 Stunden aus Massachusetts oder gar aus den USA zu bringen. Dennoch wurde sie abgeschoben – ein klarer Bruch des richterlichen Beschlusses.
Kein Kommentar von Behörden oder Hochschule
Weder die Einwanderungsbehörde ICE noch die Babson College, an dem Lopez Belloza Betriebswirtschaft studierte, reagierten auf Anfragen der Nachrichtenagentur AP.
Die Studentin, die nun bei ihren Großeltern in Honduras untergekommen ist, sagte gegenüber der Boston Globe, sie habe sich sehr darauf gefreut, ihren Eltern und jüngeren Schwestern von ihrem ersten Semester zu erzählen.
„Das war mein Traum“, sagte sie. „Und jetzt verliere ich alles.“
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