Was für ein Drama: Der sonst so unerschütterliche Exportgigant China hat sich dieses Jahr anscheinend verschluckt – und das nicht etwa an einem Kleinteil aus der eigenen Massenproduktion, sondern am großen amerikanischen Handelsstreit. Nach dem medienwirksamen „Friedensgipfel“ zwischen Donald Trump (ja, der lebt wirtschaftspolitisch noch) und Xi Jinping kehrte zwar kurzzeitig Ruhe ein, aber Chinas Exporte in die USA fielen dennoch wie ein schlecht gestapelter Containerstapel: um ganze 25,1 Prozent. Autsch.
Bis vor Kurzem hatte Peking noch stolz demonstriert, dass man problemlos neue Abnehmer finde – schließlich ist der Rest der Welt ja auch voller Menschen mit Kaufkraft, oder zumindest mit Bedarf. Doch im Oktober spielte die Realität plötzlich nicht mehr mit: Die Exporte sanken um 1,1 Prozent. Nicht dramatisch, aber eben auch kein Grund, Sektkorken knallen zu lassen – es sei denn, man exportiert welche.
Der Mini-Erfolg in der EU (+0,9 Prozent – wow!) und das etwas lebhaftere Südostasien-Geschäft (+11 Prozent) wirken eher wie der Versuch, einem sinkenden Schiff mit einem Teelöffel Wasser abzuschöpfen. Und dann wäre da noch der sogenannte Basiseffekt – ein alter Bekannter, der immer dann auftaucht, wenn man sich fragt, warum es dieses Jahr nicht so gut lief wie letztes.
Im September sah alles noch nach Happy End aus: zweistellige Zuwächse in fast alle Weltregionen. Die USA? Kurz davor, durch Afrika ersetzt zu werden – zumindest wenn es nach den Exportträumen Chinas geht. Smartphones, Computer und Plastikspielzeug landen nun häufiger in Lagos als in Los Angeles. Dass die Gewinnspannen dort eher symbolisch sind, spielt keine Rolle – Hauptsache, Marktanteil!
Denn was zählt, ist Größe. Und Dominanz. Und Seltenerdmetalle. Letztere kontrolliert Peking nach wie vor wie ein Drache seinen Schatz – essenziell für moderne Technologien, aber halt auch ein schönes Druckmittel.
Doch zurück zum Alltag: Der einst so verlässliche Exportmotor stottert – und Peking hat auch schon die Lösung: Wenn das Ausland nicht mehr kauft, soll es eben der eigene Bürger tun. Der Plan: mehr Binnenkonsum, mehr öffentliche Ausgaben, mehr Einkommen (hoffentlich). Und damit niemand denkt, China würde sich klein machen, stellt Handelsminister Wang gleich ein neues Programm vor: „Ein großer Markt für alle“ – was ungefähr so subtil ist wie ein riesiges Schild mit der Aufschrift: Kauft! Endlich! Bei uns!
Aber hey – selbst wenn die Exporte in die USA weiter einbrechen, kann China ja immer noch Stahl zu Preisen unter Mineralwasser weltweit verschicken. Wenn das kein Geschäftsmodell ist, was dann?
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