China hat vor rund 20 Jahren eine Wette abgeschlossen, die sich nun als voller Erfolg entpuppt: Statt auf Benziner zu setzen, hat das Land frühzeitig auf Elektroautos (EVs) umgestellt – und damit nicht nur seine Wirtschaft, sondern auch den globalen Automarkt verändert. Während die USA unter Präsident Donald Trump weiter auf fossile Brennstoffe setzen, fährt China mit Hochgeschwindigkeit in eine elektrische Zukunft.
Straßen voller Elektroautos: Ein Blick in Chinas Gegenwart
Wer heute durch Peking oder andere chinesische Großstädte fährt, bemerkt sofort einen gewaltigen Unterschied zu westlichen Metropolen: Die Straßen sind leiser, die Luft sauberer, und das typische Motorengeräusch ist kaum noch zu hören. Stattdessen dominieren Elektrofahrzeuge mit grünen Nummernschildern das Stadtbild.
Diese Entwicklung ist kein Zufall. Laut aktuellen Zahlen wurden im Jahr 2024 in China 11 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft – ein Anstieg von fast 40 % im Vergleich zum Vorjahr. Mehr als die Hälfte aller neu zugelassenen Autos sind inzwischen rein elektrisch. Dieser Trend ist unumkehrbar, sagt Li Shuo vom China Climate Hub des Asia Society Policy Institute: „Es ist, als würde man in die Zukunft reisen.“
Ein kluger Schachzug: Warum China auf EVs setzte
China hatte lange einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber den großen Automobilnationen USA, Japan und Deutschland. Der Markt für Verbrennungsmotoren war bereits stark dominiert, sodass es unwahrscheinlich war, dass China jemals aufholen könnte. Die Lösung? Sich gar nicht erst auf den Wettkampf um Benziner einlassen – sondern direkt den EV-Markt erobern.
Ein weiterer zentraler Faktor: Energie-Sicherheit. Während die USA große Mengen an Öl fördern, ist China stark von Importen abhängig – ein potenzielles geopolitisches Risiko. Mit EVs kann China seinen Verkehr mit selbst erzeugtem Strom betreiben, was die Abhängigkeit von ausländischem Öl erheblich reduziert.
Ab 2009 begann die chinesische Regierung gezielt, den Elektrofahrzeug-Sektor mit Subventionen, günstigen Krediten und Forschungsgeldern zu fördern. Zwar galt das Programm in den ersten Jahren als Fehlschlag, doch durch kontinuierliche staatliche Unterstützung, technologische Fortschritte und starke Konkurrenz – allen voran der Tesla-Rivale BYD – wurde China zum globalen Marktführer.
Heute verfügt das Land nicht nur über eine hochentwickelte Ladeinfrastruktur, sondern produziert auch günstige, leistungsstarke Elektroautos, die weltweit gefragt sind.
Während China aufholt, bremst Trump die USA aus
In den USA sieht die Situation völlig anders aus. Ohne staatliche Subventionen fällt die wirtschaftliche Attraktivität von Elektroautos geringer aus – vor allem, weil Benzin dort extrem billig ist und große Fahrzeuge wie SUVs nach wie vor beliebt sind.
Mit Donald Trump im Weißen Haus könnte sich der Abstand zu China noch weiter vergrößern. Trump plant, Zölle auf chinesische EVs und Batterien zu erhöhen und staatliche Förderungen für saubere Energie einzuschränken. Laut Analyst Lauri Myllyvirta könnte dies dazu führen, dass US-Automobilhersteller international zunehmend ins Hintertreffen geraten.
Weniger Ölverbrauch – mit globalen Folgen
Chinas Elektroauto-Boom verändert nicht nur den Automarkt, sondern auch den weltweiten Ölmarkt. Während die chinesische Wirtschaft weiterhin wächst, ist der Benzinverbrauch des Landes erstmals gesunken.
- 2024 fiel die Nachfrage nach Benzin um 1 %, obwohl sich mehr Menschen Autos leisten können.
- Chinas Rohölimporte gingen um 2 % zurück – das erste Minus seit fast 20 Jahren (abgesehen von der Corona-Pandemie).
- Laut Internationaler Energieagentur (IEA) könnte Chinas Ölverbrauch ab den 2030er Jahren dauerhaft sinken.
Da China in den vergangenen zehn Jahren einer der Haupttreiber für die globale Ölnachfrage war, hat dieser Rückgang massive Auswirkungen auf den weltweiten Energiemarkt. Zwar wächst der Petrochemie-Sektor in China weiter, doch er kann den Rückgang aus dem Transportsektor nicht ausgleichen.
Export-Offensive: Chinas E-Autos erobern den globalen Markt
Während die USA ins Hintertreffen geraten, expandiert China aggressiv in andere Länder. Besonders Schwellenländer wie Thailand und Brasilien erleben einen Anstieg von preiswerten chinesischen Elektroautos, die den Umstieg auf saubere Mobilität beschleunigen könnten.
„Wenn diese Entwicklung anhält, wird es für andere Länder noch schwieriger, mit China Schritt zu halten“, sagt Myllyvirta.
Fazit: China fährt voraus, die USA bleibt stehen
Chinas Elektroauto-Strategie war ein langfristiges Investment, das sich nun auszahlt. Das Land ist heute technologisch führend, energetisch unabhängiger und hat einen massiven Vorsprung in der globalen EV-Produktion.
Während China mit erneuerbaren Energien und Elektroautos seine wirtschaftliche Zukunft sichert, setzt die Trump-Regierung weiterhin auf fossile Brennstoffe – und riskiert damit, dass die USA im internationalen Automobilsektor den Anschluss verlieren.
Wie es Analyst Li Shuo treffend ausdrückt: „China fährt in die Zukunft – und die USA könnten zum Fossil der Autoindustrie werden.“
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