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China trotzt US-Zöllen: Wie Peking seine Exportmacht neu ausrichtet

gdmoonkiller (CC0), Pixabay
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Trotz hoher US-Zölle hält China seine Exportwirtschaft stabil – durch neue Märkte, regionale Ausrichtung und strategische Investitionen. Doch wie lange kann dieses Modell noch funktionieren?

Peking – Als die USA Anfang 2025 erneut die Zölle auf chinesische Importe drastisch erhöhten, drohte vielen chinesischen Unternehmen der Exportkollaps. Doch anstatt in eine Krise zu rutschen, reagierten viele Firmen mit einem Strategiewechsel: weg vom US-Markt, hin zu Märkten in Südostasien, Afrika und Lateinamerika.

So auch Derek Wang, ein Unternehmer aus der Provinz Guangdong, der smarte Küchengeräte produziert. Nachdem US-Aufträge wegbrachen, fand er neue Abnehmer in Brasilien, Japan, Malaysia und Kambodscha. Sein Fazit: „Nichts ist wichtiger als Märkte in unserer Nähe.“

Exportverlagerung statt Einbruch

Chinas Exporte in die USA gingen in den ersten zehn Monaten des Jahres um fast 18 % zurück. Gleichzeitig stiegen sie:

  • um 7 % in die Europäische Union
  • um 14 % in die ASEAN-Staaten
  • um 26 % nach Afrika

In Afrika dominieren Baumaschinen und grüne Technologien die Exportgüter. In Südostasien sind es Auto- und Computerelektronik, in Lateinamerika boomt der Absatz von E-Autos, Düngemitteln und Elektronik.

Zwar schrumpften die Gesamtexporte im Oktober 2025 erstmals seit Februar leicht um 1 %, doch über das gesamte Jahr gerechnet steht weiterhin ein Wachstum von 5,3 %.

Vorbereitung auf den Handelskrieg

Chinas Widerstandskraft ist kein Zufall, sondern Ergebnis jahrelanger Vorbereitung. Bereits während Trumps erster Amtszeit verlagerten chinesische Firmen Teile ihrer Lieferketten ins Ausland, etwa nach Vietnam, Mexiko oder Kambodscha. So konnten sie den Ursprung der Waren verschleiern und Zölle umgehen.

Gleichzeitig investierte die chinesische Regierung über die „Belt and Road Initiative“ in Infrastrukturprojekte wie Häfen, Schienenwege und Logistikzentren weltweit. Damit sicherte sich China Absatzmärkte – und politischen Einfluss.

Doch nicht alle sind begeistert

Die massive Exportwelle hat jedoch Gegenreaktionen ausgelöst:

  • Die USA, Indien, Mexiko und Brasilien haben 79 Anti-Dumping-Verfahren gegen chinesische Produkte eingeleitet – deutlich mehr als in den Vorjahren.
  • In Lateinamerika wächst die Sorge vor „Deindustrialisierung“, weil chinesische Firmen oft nur Endmontagen durchführen, ohne Know-how oder Technologie zu transferieren.
  • In Südostasien sprechen Experten sogar von einem „Tsunami chinesischer Waren“.

Dennoch profitieren viele Länder – insbesondere in Afrika – vom günstigen Zugang zu Solarmodulen, Maschinen oder Elektromobilität. „Afrika will industrialisieren – und China liefert die Technik“, sagt Analyst David Omojomolo von Capital Economics.

Kein Ersatz für den US-Markt

Trotz allem gelingt es nicht jedem Unternehmen, den US-Markt gleichwertig zu ersetzen. Viele chinesische Hersteller berichten von:

  • gekürzten Schichten
  • Zwangsurlauben
  • Jobverlusten
  • sinkenden Gewinnmargen

Eine Analyse der RAND Corporation legt nahe, dass rund ein Viertel der aus den USA umgeleiteten Waren letztlich doch – über Drittländer – wieder in die USA gelangt. Der Rest wird offenbar zwischengelagert oder in andere Länder verkauft, doch Experten bezweifeln die Nachhaltigkeit dieser Strategie.

Preiskampf als Risiko

Viele Unternehmen halten ihre Exporte nur durch massive Preisnachlässe aufrecht. Langfristig drohen dadurch wirtschaftliche Einbußen. Hinzu kommt: Auch Chinas Binnenmarkt wächst derzeit kaum. Der Konsum im Inland soll künftig zwar gestärkt werden, doch das geht nur langsam voran.

Derek Wang setzt daher jetzt auch verstärkt auf Verkäufe im eigenen Land. „Der US-Markt ist zu unsicher geworden“, sagt er. „Ich konzentriere mich lieber auf stabile Nachfrage hier in China.“

Fazit: Stärke mit Schattenseiten

Chinas Exportmodell wirkt auf den ersten Blick robust. Doch es basiert zunehmend auf niedrigeren Preisen, geopolitischen Risiken und einem fragilen Gleichgewicht zwischen Globalisierung und Gegenwind. Ob Peking diesen Kurs langfristig halten kann, hängt davon ab, ob es gelingt, neue Märkte zu erschließen – und das Vertrauen der eigenen

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