Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle in Höhe von 50 % auf brasilianische Produkte sind am Mittwoch in Kraft getreten – und China zögert nicht, die entstehende Lücke zu füllen. Peking nutzt den eskalierenden Handelsstreit zwischen Washington und Brasília gezielt für eine Annäherung an den brasilianischen Agrarsektor, allen voran beim Kaffeeexport.
China öffnet Markt für 183 brasilianische Kaffeefirmen
Wenige Tage vor Inkrafttreten der US-Zölle verkündete die chinesische Botschaft in Brasília, dass 183 neue brasilianische Kaffeeunternehmen eine Exportlizenz für den chinesischen Markt erhalten haben – mit einer Laufzeit von fünf Jahren.
Auf der Plattform X (ehemals Twitter) veröffentlichte die Botschaft ein Video des chinesischen Essenslieferdienstes Meituan und schrieb dazu:
„Die Brücke ist bidirektional: Brasilien stärkt seine Präsenz in China mit seinem beliebten brasilianischen Kaffee.“
Zugleich betonte Peking, dass Kaffeekonsum in China wachse und zunehmend Teil des Alltags werde – ein strategisches Signal an Brasilien, dass man dort einen verlässlichen und ausbaufähigen Absatzmarkt findet.
Die USA verlieren den wichtigsten Kaffee-Lieferanten
Die Vereinigten Staaten sind der weltweit größte Importeur von Kaffee. Im Jahr 2024 bezog der US-Markt 30,7 % seiner 1,5 Millionen Tonnen Kaffee aus Brasilien. Die neuen Zölle treffen damit eine zentrale Handelsachse – und könnten mittel- bis langfristig US-Verbraucherpreise beeinflussen.
Die Trump-Regierung verteidigt die Maßnahmen politisch: In einer präsidialen Verfügung wird der brasilianischen Regierung vorgeworfen, mit der strafrechtlichen Verfolgung von Ex-Präsident Jair Bolsonaro (ein enger Verbündeter Trumps) „schwere Menschenrechtsverletzungen“ begangen zu haben. Bolsonaro steht wegen mutmaßlicher Umsturzpläne gegen Präsident Luiz Inácio Lula da Silva vor Gericht – bestreitet aber sämtliche Vorwürfe.
Lula kontert scharf: „Trump ist kein Kaiser der Welt“
In einem Interview reagierte Präsident Lula da Silva mit deutlicher Kritik an der Einmischung:
„Trump wurde nicht zum Kaiser der Welt gewählt.“
„In Brasilien ist die Justiz unabhängig. Der Präsident hat keinen Einfluss darauf, was sie entscheidet.“
Brasiliens Regierung kündigte an, auf die Handelsmaßnahmen der USA zu reagieren – konkrete Gegenmaßnahmen stehen aber noch aus. Lula betonte, sein Land verlange in jeder Handelsbeziehung „Gleichbehandlung auf Augenhöhe“ – auch gegenüber den Vereinigten Staaten.
China füllt das geopolitische Vakuum
Während sich die Beziehungen zwischen Brasilien und den USA abkühlen, zeigt sich China als pragmatischer und strategisch agierender Partner. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Guo Jiakun, sagte am Mittwoch:
„Die Zusammenarbeit zwischen China und Brasilien war für beide Völker von Vorteil.“
China sei bereit, die bilateralen Beziehungen „in verschiedenen Bereichen zu vertiefen und neue strategische Dimensionen hinzuzufügen.“
Analysten sehen darin eine bewusste Positionierung Chinas, um Washingtons geopolitischen Einfluss in Lateinamerika weiter zurückzudrängen – mit wirtschaftlich attraktiven Angeboten, ganz ohne ideologische Belehrung.
Fazit
Was als Zollkonflikt begann, entwickelt sich zunehmend zu einer strategischen Verschiebung globaler Allianzen. Während Washington den Ton verschärft und Druck ausübt, präsentiert sich Peking als aufgeschlossener Partner – und könnte Brasilien dauerhaft enger an sich binden.
Für die USA könnte das bedeuten: Verlorene Märkte, geschwächter Einfluss und steigende Preise – nicht nur beim Kaffee.
☕ Brasilianischer Kaffee, einst Symbol transatlantischer Partnerschaft, könnte bald zum Symbol eines geopolitischen Kurswechsels werden.
Kommentar hinterlassen