Am Donnerstag versammelten sich hochrangige Politiker beider Parteien in der National Cathedral der US-Hauptstadt, um dem ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney die letzte Ehre zu erweisen. Doch zwei prominente Namen fehlten auf der Gästeliste: Donald Trump und sein derzeitiger Vizepräsident JD Vance wurden nicht eingeladen.
Wie aus mit der Planung vertrauten Kreisen hervorgeht, war die Entscheidung bewusst getroffen worden. Das Fehlen Trumps und Vances sei kein Zufall, sondern ein symbolischer Schritt, der die tiefen politischen Spannungen innerhalb der Republikanischen Partei widerspiegelt – und zugleich ein Abschied von der Ära vor „MAGA“.
Cheney, der am 3. November im Alter von 84 Jahren verstorben war, wird mit militärischen Ehren beigesetzt. Die Zeremonie fand am Donnerstagvormittag (Ortszeit) statt und war ausschließlich geladenen Gästen vorbehalten. Mehr als 1.000 Gäste wurden erwartet – darunter zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten aus früheren und aktuellen Regierungszeiten.
Anwesend waren unter anderem:
- Die ehemaligen Präsidenten George W. Bush und Joe Biden
- Die früheren Vizepräsidenten Kamala Harris, Mike Pence, Al Gore und Dan Quayle
- Mitglieder des Supreme Court, darunter John Roberts, Brett Kavanaugh und Elena Kagan
- Führende Mitglieder des Kongresses, etwa Nancy Pelosi, John Thune und Mitch McConnell
Die prominente Gästeliste spiegelte eine Ära wider, in der politische Differenzen zumindest bei Staatsakten in den Hintergrund traten.
Ein politisches Erbe mit Licht und Schatten
Dick Cheney war von 2001 bis 2009 Vizepräsident unter George W. Bush. Zuvor diente er unter anderem als Verteidigungsminister, Stabschef im Weißen Haus und Kongressabgeordneter für Wyoming. Cheney galt als einer der mächtigsten Vizepräsidenten in der US-Geschichte – insbesondere durch seine Rolle als Architekt des Irakkriegs. Sein politisches Erbe bleibt daher stark umstritten.
Obwohl Cheney 2016 Trumps Präsidentschaftskandidatur unterstützte, distanzierte er sich später entschieden von ihm. Besonders nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 und der Rolle seiner Tochter Liz Cheney im Untersuchungsausschuss sprach Cheney offen gegen Trump. 2022 nannte er Trump einen „Feigling“ und bezeichnete ihn als „größte Bedrohung für die Republik“.
Trump äußerte sich bislang nicht öffentlich zu Cheneys Tod. Das Weiße Haus ließ verlauten, der Ex-Präsident sei über das Ableben informiert worden. Flaggen wurden auf Halbmast gesetzt.
Ehrengeleit und persönliche Würdigungen
Die Trauerfeier wurde unter anderem von George W. Bush, Liz Cheney und Enkeln des Verstorbenen gestaltet. Als Ehren-Träger fungierten langjährige Wegbegleiter, darunter ehemalige Stabschefs, Mitglieder seines Secret-Service-Teams und der Fotograf David Hume Kennerly.
Das letzte Zitat im Trauerheft stammt vom Naturphilosophen John Muir:
„The mountains are calling and I must go.“ („Die Berge rufen – und ich muss gehen.“)
Ein poetischer Abschied für einen Mann, dessen politisches Wirken tief in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingreift – und bis heute polarisiert.
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