Die französische Weinregion Burgund – bekannt für ihre erstklassigen Pinot-Noir- und Chardonnay-Weine – steht unter Druck: US-Präsident Donald Trump hat Strafzölle auf europäische Produkte verhängt, die auch den Weinexport massiv treffen. Damit geraten viele Winzer wie Cécile Tremblay wirtschaftlich unter Zugzwang.
„Es ist ein harter Schlag für uns alle“
„Ja, ich bin besorgt. Wie alle“, sagt Winzerin Cécile Tremblay vorsichtig. Sie exportiert etwa 10 % ihrer Weine in die USA – ein bedeutender Markt für sie. Derzeit liegt der Zollsatz auf EU-Weinexporte bei 10 %, doch Trump droht mit einer Anhebung auf 20 % im Juli – und sogar mit einem späteren Sprung auf 50 %.
Die Stimmung unter Winzern ist angespannt. Kritik an der US-Handelspolitik wird nur hinter vorgehaltener Hand geäußert – zu groß ist die Angst, das fragile Gleichgewicht mit dem US-Markt zu gefährden.
USA als wichtigster Exportmarkt
François Labet, Präsident des burgundischen Weinverbands, bringt es auf den Punkt: „Die USA sind für uns der wichtigste Exportmarkt – nach Volumen und nach Wert.“
2024 exportierte Burgund über 20 Mio. Flaschen in die USA – ein Anstieg um 16 % gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz betrug rund 370 Mio. Euro – ein Plus von 26 %. Die USA machten damit rund ein Viertel aller Exporterlöse aus.
Besonders gefragt sind Chardonnays aus dem Chablis, aber auch leichte, elegante Pinot Noirs, wie sie in Burgund typisch sind – eine Alternative zu den oft alkoholreicheren Weinen aus Übersee.
Handelskrieg déjà vu
Bereits 2019 hatte Trump für 18 Monate Strafzölle von 25 % auf europäischen Wein verhängt – damals im Rahmen eines Streits um Airbus-Subventionen. Die Folge: Ein Einbruch der Exporte nach Amerika um bis zu 50 %.
Labet befürchtet Ähnliches für den Fall, dass die Zölle erneut steigen. Auch Jérôme Bauer vom französischen Wein- und Spirituosenverband warnt: „Damals haben wir rund 600 Mio. US-Dollar verloren – und das, obwohl Champagner und Weine über 14 % Alkoholgehalt ausgenommen waren. Jetzt droht noch Schlimmeres.“
Widerstand aus Kalifornien
Interessanterweise sind auch viele amerikanische Winzer gegen Trumps Zölle. Rex Stoltz vom kalifornischen Branchenverband Napa Valley Vintners erklärt: „Wein ist ein globales Produkt. Selbst in Napa kommen die Korken aus Portugal, die Eichenfässer aus Frankreich.“
Ein Handelskrieg schade allen Beteiligten. Stoltz berichtet zudem von massiven Einbußen im Kanada-Geschäft – dort wurden als Reaktion auf US-Zölle alle amerikanischen Alkoholprodukte aus dem Handel genommen.
„Wir wollen faire Wettbewerbsbedingungen – nicht mehr und nicht weniger“, betont Stoltz.
Fazit: Ein schlechter Jahrgang für den Freihandel
Die Strafzölle drohen nicht nur französischen Winzern zu schaden, sondern untergraben auch internationale Handelsbeziehungen, von denen beide Seiten profitieren. Burgundische Weine stehen für Tradition, Qualität und Handwerkskunst – doch sie könnten bald aus vielen US-Regalen verschwinden.
Der Appell aus Frankreich und Kalifornien ist klar: Freier Handel statt politisch motivierter Zölle. Denn die Leidtragenden sind am Ende nicht nur die Winzer – sondern auch die Konsumenten auf beiden Seiten des Atlantiks.
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