Mit einem bundesweiten Aktionstag wird heute auf die oft unterschätzten Gefahren von Glücksspielen aufmerksam gemacht. Ziel ist es, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren, Hilfsangebote bekannter zu machen und politischen Druck für stärkere Regulierungen aufzubauen.
1,3 Millionen Betroffene in Deutschland
Nach Angaben des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Stephan Streeck, sind in Deutschland rund 1,3 Millionen Erwachsene von Glücksspielsucht oder problematischem Spielverhalten betroffen. Damit zählt diese Abhängigkeit zu den häufigsten Suchterkrankungen überhaupt. Doch die Zahl der indirekt Betroffenen ist noch höher: Hunderttausende Kinder wachsen in Familien auf, in denen mindestens ein Elternteil spielsüchtig ist. Für sie bedeutet dies nicht nur finanzielle Unsicherheit, sondern auch emotionale Belastungen und eine instabile Lebenssituation.
Vom Freizeitspaß zur Sucht
Glücksspiel wird von vielen Menschen zunächst als harmloses Vergnügen wahrgenommen. Doch die Mechanismen – schnelle Gewinne, permanenter Reiz, scheinbar kontrollierbare Einsätze – können rasch in ein suchtartiges Verhalten führen. Betroffene verlieren häufig den Überblick über ihre Ausgaben, verschulden sich, vernachlässigen Familie und Beruf.
Online-Glücksspiel verschärft die Risiken
Besonders problematisch ist der starke Trend ins Internet. Während Spielhallen oder Casinos früher feste Anlaufstellen waren, sind Online-Casinos, Sportwetten oder digitale Automatenspiele heute rund um die Uhr verfügbar. Werbung in sozialen Medien und auf Streaming-Plattformen richtet sich dabei oft auch an junge Erwachsene. Experten warnen: Die ständige Erreichbarkeit und die Anonymität im Netz lassen die Hemmschwelle sinken und erhöhen die Gefahr, dass Spieler die Kontrolle verlieren.
Forderungen der Politik und Experten
Drogenbeauftragter Streeck macht klar: Glücksspiel ist keine harmlose Freizeitbeschäftigung, sondern ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem. Er fordert:
-
Mehr Aufklärung in Schulen und Jugendeinrichtungen,
-
strengere Regulierung für Online-Anbieter,
-
bessere Schutzmechanismen wie Einsatzlimits und Sperrsysteme,
-
sowie einen leichteren Zugang zu Beratungs- und Hilfsangeboten.
Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft
Die Auswirkungen von Glücksspielsucht sind weitreichend. Neben den persönlichen Schicksalen entstehen auch erhebliche gesellschaftliche Kosten – etwa durch Überschuldung, Arbeitslosigkeit, Sozialleistungen oder psychische und physische Erkrankungen. Studien schätzen, dass die wirtschaftlichen Schäden in Deutschland jährlich in die Milliarden gehen könnten.
Hilfsangebote und Prävention
Ein zentrales Ziel des Aktionstages ist es, Betroffenen und Angehörigen den Weg zu Beratungsstellen, Hotlines und Selbsthilfegruppen zu erleichtern. Viele Spieler suchen erst spät Hilfe, oft aus Scham. Umso wichtiger ist es, niedrigschwellige Angebote sichtbar zu machen und die gesellschaftliche Akzeptanz für das Thema zu erhöhen.
Fazit
Die Botschaft des Aktionstages ist eindeutig: Glücksspiel kann für manche eine harmlose Unterhaltung sein – für viele andere jedoch der Einstieg in eine existenzielle Krise. Die Politik, Anbieter und Gesellschaft sind gleichermaßen gefordert, stärker aufzuklären, zu regulieren und Betroffene zu unterstützen.
Kommentar hinterlassen