Der Rückzug von Prinz Andrew aus dem öffentlichen Leben und der freiwillige Verzicht auf seine Titel – darunter „Duke of York“ und die Mitgliedschaft im renommierten „Order of the Garter“ – sollte wohl ein Schlussstrich unter die jahrelangen Skandale ziehen. Doch die Kritik ebbt nicht ab. Vielmehr mehren sich Fragen, was der Palast wusste – und wann.
Die öffentliche Empörung und die neuen Enthüllungen aus den USA setzen den Palast zunehmend unter Druck. Insbesondere alte E-Mails, die Andrew in Kontakt mit Jeffrey Epstein zeigen, nachdem er öffentlich behauptet hatte, den Kontakt 2010 beendet zu haben, werfen neue Fragen auf. In einer Nachricht versprach Andrew offenbar, sich mit Epstein „bald wieder zu treffen“.
Auch Andrews Aussagen über Virginia Giuffre, die ihn des sexuellen Missbrauchs beschuldigte – was er stets bestritt –, stehen auf dem Prüfstand. Während er behauptete, sie „nie getroffen“ zu haben, deuten neue Dokumente darauf hin, dass er im Besitz ihrer Sozialversicherungsnummer war und sogar polizeiliche Informationen über sie anforderte. Die Londoner Polizei prüft diese Vorwürfe, mit Unterstützung des Palastes.
Obwohl Andrew seit 2019 kein „arbeitendes Mitglied“ des Königshauses mehr ist, beziehen sich viele der nun untersuchten Vorgänge auf die Jahre zuvor – eine Zeit, in der er als offizieller Vertreter des britischen Handelsministeriums im Namen der Krone unterwegs war. In dieser Zeit reiste er regelmäßig mit Epstein und Ghislaine Maxwell, teilweise auch mit royalen Sicherheitsteams.
Nun wird gefragt: Was wussten der Palast oder die Regierung über diese Reisen und Verbindungen? Gibt es Aufzeichnungen der Leibwächter oder andere Beweise, die Aufschluss über Andrews Aufenthalte geben könnten?
Auch Andrews Finanzen werfen Fragen auf. Er erhält keine finanzielle Unterstützung mehr von König Charles III., muss jedoch weiterhin seinen Wohnsitz, die Royal Lodge in Windsor, unterhalten. Frühere Geschäfte mit China – darunter Kontakte zu mutmaßlichen Spionen – sind nie vollständig aufgeklärt worden.
Zunehmend wird auch die Rolle des Parlaments diskutiert. Abgeordnete wie Rachael Maskell fordern ein Gesetz, das Andrew formell seine Titel entzieht – eine symbolische Trennung vom Adel. Ein Entzug seiner Prinzenwürde durch den König wäre über sogenannte „Letters Patent“ möglich.
Ein Palastsprecher betonte zuletzt, man habe „schnell und entschieden auf neue Beweise reagiert“ und unterstütze die Ermittlungen. Der Fokus müsse nun auf den Opfern Epsteins liegen – nicht auf royalen PR-Schäden.
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