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Brüssels Versehen mit Folgen – drohen Europas Bürgern bald kalte Duschen?

Hossaind25 (CC0), Pixabay
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Was zunächst wie eine Randnotiz aus der EU-Bürokratie klingt, könnte sich für Millionen Menschen in Europa als äußerst spürbares Problem herausstellen: Ab 2027 tritt eine überarbeitete EU-Trinkwasserrichtlinie in Kraft – und sie könnte dazu führen, dass Warmwasseranlagen in ihrer jetzigen Form nicht mehr verkauft werden dürfen.

Der Grund: Zwei unscheinbare, aber entscheidende Metalle – Hafnium und Zirkonium – fehlen auf der Liste der für den Kontakt mit Trinkwasser zugelassenen Stoffe. Und genau diese Materialien sind essenziell für die Emaille-Beschichtung von Warmwasserspeichern und Wärmepumpen. Ohne sie droht ein europaweites Dusch-Desaster.

Ein bürokratischer Ausrutscher mit heißen Konsequenzen

Laut einem Bericht der Financial Times hat die Europäische Kommission offenbar übersehen, dass Warmwasserspeicher ebenfalls Trinkwasser enthalten – und damit denselben strengen Auflagen unterliegen wie Leitungen oder Armaturen. Das Resultat: Ab 2027 wären rund 90 Prozent aller derzeit in Europa verbauten Speichertechnologien nicht mehr zulässig.

„Hafnium ist seit über 100 Jahren in der Emaille-Produktion im Einsatz und vollkommen sicher“, betont Paolo Falcioni, Generaldirektor des europäischen Hausgeräteverbands Applia. Eine Zulassung sei reine Formsache – wäre da nicht der notorisch langsame Mühlenlauf der EU-Verwaltung.

Die Industrie warnt: Sollte das Versäumnis nicht rechtzeitig korrigiert werden, müsste die Produktion komplett umgestellt werden. Ersatzstoffe wie Stahl oder Kupfer seien vier- bis fünfmal teurer – und technisch weniger effizient.

Brüssel schiebt Verantwortung an die Mitgliedstaaten

Die EU-Kommission reagiert gelassen. Sie verweist darauf, dass die Mitgliedsländer selbst aktiv werden könnten, um die Aufnahme von Hafnium und Zirkonium zu beantragen. Alternativ sei es möglich, auf nationaler Ebene Übergangsregelungen oder Sonderzulassungen zu erlassen.

Doch die Praxis zeigt: Solche Verfahren dauern Monate, wenn nicht Jahre. In dieser Zeit stünde die Industrie unter enormem Druck – mit potenziellen Folgen für die Verbraucher. Denn wenn Hersteller ihre Produkte nicht mehr verkaufen dürfen, drohen Engpässe, Preissteigerungen und im schlimmsten Fall: kalte Duschen.

Zwischen Umweltideal und Alltagsrealität

Die neue Trinkwasserrichtlinie verfolgt eigentlich ein sinnvolles Ziel: den Schutz der Gesundheit und eine höhere Wasserqualität. Doch wie so oft prallen in Brüssel Bürokratie und Praxis aufeinander. Während auf dem Papier das Vorsorgeprinzip regiert, droht im Alltag ein Kollateralschaden für Millionen Haushalte.

Noch ist Zeit, das Problem zu beheben – aber die Uhr tickt. Sollte die EU ihren Fehler nicht rechtzeitig korrigieren, müssen entweder die Mitgliedstaaten einspringen oder die Verbraucher sich mit einem neuen Morgenritual abfinden: dem kalten Schauer beim Duschen.

Was als Regelwerk für sauberes Trinkwasser gedacht war, könnte sich sonst zur Verordnung mit Frostgarantie entwickeln.

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