Glanz, Glamour und große Emotionen: Seit über 100 Jahren ist der Broadway das pulsierende Herz der Theaterkultur in New York. Doch hinter den Kulissen sieht es derzeit düster aus. Trotz voller Säle schreiben viele Produktionen rote Zahlen. Der Grund: explodierende Kosten, stagnierende Ticketpreise – und eine schwierige wirtschaftliche Lage.
Große Shows, kleine Margen
Die Produktionskosten für ein Broadway-Musical liegen inzwischen bei bis zu 25 Millionen Dollar – vor zehn Jahren waren es oft nur rund 13 Millionen. Gleichzeitig stagnieren die Ticketpreise. Im Schnitt kostet ein Broadway-Ticket aktuell 126 Dollar – das ist inflationsbereinigt sogar weniger als noch 2015.
„Es ist ein echtes Dilemma. Die Produktionskosten steigen, aber man kann die Preise nur begrenzt erhöhen – sonst verliert man das Publikum“, erklärt Jim Kierstead, ein erfahrener Broadway-Produzent.
Ein teures Risiko
Laut dem Präsidenten der Broadway League, Jason Laks, machen im Schnitt nur 1 von 10 Shows überhaupt Gewinn. Selbst in der bislang umsatzstärksten Saison seit über zehn Jahren – mit mehr als 14 Millionen Besucherinnen und Besuchern – blieben alle 18 neuen Musicals der Saison 2024/25 am Ende unter der Gewinnschwelle.
Ein Beispiel: Die bunte Show „Boop“, basierend auf der Zeichentrickfigur Betty Boop, verschlang rund 26 Millionen Dollar Produktionskosten. Nach nur vier Monaten war Schluss – das Investment war nicht gedeckt.
Investoren rebellieren
Einige Investoren hinterfragen das Geschäftsmodell offen. So etwa James L. Walker Jr., der 50.000 Dollar in die Neuauflage von „Cabaret“ investierte. Die Show lief zwar über 14 Monate und spielte angeblich fast 100 Millionen Dollar ein – trotzdem soll sie finanziell gescheitert sein.
Walker reichte Klage ein und wirft den Produzenten einen „bewussten Plan“ vor, Investoren um ihr Geld zu bringen. Der Fall läuft, der beklagte Theaterkonzern ATG Entertainment weist die Vorwürfe zurück.
Neue Wege abseits des Broadway
Auch Off-Broadway kämpft ums Überleben – aber mit kreativeren Mitteln. Das Spektakel „Masquerade“, eine Neuinterpretation von Andrew Lloyd Webbers „Phantom der Oper“, verwandelt ein sechsstöckiges Kunsthaus in eine immersive Theaterwelt: Mit Masken, Champagner und Passwort am Eingang.
Trotz Ticketpreisen von 200 bis 400 Dollar pro Abend schreibt das 25-Millionen-Dollar-Projekt noch keine schwarzen Zahlen. Und obwohl Produzent Randy Weiner auf einen Langzeit-Erfolg hofft, will er „Masquerade“ nicht auf den klassischen Broadway bringen.
„Der Broadway wird sich neu erfinden“
Trotz der Finanznöte bleibt der Glaube an die Magie der Bühne unerschütterlich. „Der Broadway ist eine einzigartige Erfahrung. Er gehört zu New York – und das wird sich nicht ändern“, sagt Weiner.
Für viele steht fest: Der Broadway steht derzeit auf wackligen Beinen – aber er steht noch. Und solange der Vorhang sich hebt, lebt auch die Hoffnung, dass Kreativität und Kultur am Ende einen Weg aus der Krise finden.
Hintergrund in Zahlen:
- Broadway beschäftigt jährlich über 100.000 Menschen
- Wirtschaftlicher Beitrag zur NYC-Ökonomie: rund 15 Milliarden Dollar pro Jahr
- Produktionskosten für neue Musicals: 25–30 Millionen Dollar
- Durchschnittlicher Ticketpreis: 126 Dollar
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