Ein schwerer Zwischenfall überschattet das Münchner Oktoberfest: Nach einer ernstzunehmenden Bombendrohung hat die Polizei das Festgelände am Dienstagmorgen komplett gesperrt. Die Sicherheitskräfte gehen von einem möglichen Zusammenhang mit einem tödlichen Vorfall im Münchner Norden aus.
Wie mehrere Medien berichten, kam es dort am Vormittag zu einer Explosion in einem Wohnhaus, gefolgt von einem Brand. Dabei kam mindestens eine Person ums Leben, eine weitere wird vermisst. Nach ersten Ermittlungen gehe von der vermissten Person keine akute Gefahr aus. Zunächst sprach die Polizei auf X (vormals Twitter) von einem Familienstreit, der eskaliert sei. Später tauchte jedoch ein Drohbrief auf, in dem offenbar Anschlagsdrohungen gegen das Oktoberfest enthalten waren.
Polizei zieht Großaufgebot zusammen
Seit Bekanntwerden der Drohung hat die Polizei ein Großaufgebot an Einsatzkräften in Bewegung gesetzt. Spezialisten des Sprengstoffkommandos (SEK) und der Kriminaltechnik durchsuchten sowohl das betroffene Wohnhaus als auch Bereiche rund um die Theresienwiese.
„Wir nehmen die Drohung sehr ernst und prüfen jeden Hinweis gründlich“, erklärte ein Polizeisprecher vor Ort. Der Zugang zum Festgelände wurde komplett untersagt, Besucher und Schausteller mussten die Wiesn geordnet verlassen. Auch die Zufahrtsstraßen rund um die Theresienwiese wurden weiträumig gesperrt, es kam zu Verkehrsbehinderungen.
Sprengsatz bisher nicht gefunden – Ermittlungen laufen
Bislang gibt es keine Hinweise auf einen tatsächlichen Sprengsatz, dennoch gilt höchste Alarmstufe. Die Ermittler wollen ausschließen, dass die Drohung Teil einer koordinierten Aktion oder eines psychologischen Täuschungsversuchs ist.
„In solchen Fällen zählt jede Minute, aber auch jeder Fehler. Sicherheit steht jetzt an erster Stelle“, betonte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Man arbeite „eng mit Bundeskriminalamt und Nachrichtendiensten“ zusammen.
Sicherheitslage auf der Wiesn erneut im Fokus
Die Ereignisse werfen erneut ein Schlaglicht auf die angespannte Sicherheitslage bei Großveranstaltungen. Schon vor Beginn des Oktoberfests hatte die Polizei die Präsenz von Zivilfahndern und Videoüberwachung ausgeweitet. Das Gelände ist seit Jahren mit Zugangskontrollen, Taschenverboten und Sicherheitsschleusen gesichert.
Dass es trotz all dieser Maßnahmen zu einer ernstzunehmenden Drohung kommt, sorgt für Unruhe. „Es zeigt, wie verwundbar auch ein hochgesichertes Event bleiben kann“, so Sicherheitsexperten gegenüber BR24.
Ermittler prüfen Hintergründe der Drohung
Noch ist unklar, ob der Drohbrief tatsächlich aus dem Umfeld des Familienstreits im Münchner Norden stammt oder ob der Vorfall bewusst als Ablenkungsmanöver genutzt wurde. Die Kriminalpolizei hat eine Sonderkommission eingesetzt, um mögliche Zusammenhänge zu prüfen.
Derzeit gehen die Ermittler nicht von einer organisierten Terrorzelle, sondern eher von einer Einzeltat oder persönlichen Verstrickung aus. Dennoch wolle man „kein Risiko eingehen“.
Besucher reagieren mit Verständnis – aber auch Verunsicherung
Viele Oktoberfestgäste reagierten mit Verständnis und Fassungslosigkeit. „Sicherheit geht vor – aber das ist schon ein mulmiges Gefühl“, sagte eine Besucherin aus Nordrhein-Westfalen. Einige Schausteller beklagten bereits Umsatzeinbußen, andere lobten die schnelle Reaktion der Polizei.
Wie lange die Sperrung der Theresienwiese andauern wird, ist derzeit unklar. Die Behörden wollen im Laufe des Abends eine aktuelle Einschätzung abgeben.
Ein Sprecher des Veranstalters erklärte: „Die Sicherheit der Besucher steht an erster Stelle. Erst wenn die Polizei Entwarnung gibt, wird die Wiesn wieder öffnen.“
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