Es hat nicht lange gedauert: Gerade mal ein Monat ist vergangen, seit Boliviens neue Regierung an der Macht ist – und schon sitzt der alte Präsident Luis Arce hinter Gittern. Der Vorwurf: Korruption. Die Beweislage? Angeblich ziemlich goldfarben.
Vizepräsident Edmand Lara gab die Festnahme in einer dramatischen Videobotschaft bekannt, die irgendwo zwischen Netflix-Politthriller und lateinamerikanischer Telenovela angesiedelt war. Der Titel: „Alle, die dieses Land bestohlen haben, werden jeden Cent zurückzahlen.“ (Folge 1: Der Mann, der zu viel wirtschaftete.)
Der Skandal dreht sich um die Veruntreuung von Geldern aus einem Fonds für indigene Völker. Ironischerweise stammen die Vorwürfe aus der Zeit, als Arce noch als Wirtschaftsminister unter Evo Morales firmierte – also zu einer Zeit, als er angeblich „für alle“ wirtschaftete, offenbar aber mit Vorliebe für „spezielle Konten“.
Neuer Präsident, neue Besen, alte Probleme
Bolivien hat erst Anfang November einen politischen U-Turn hingelegt: Von der Linken rüber zur christdemokratischen Partei Partido Demócrata Cristiano – also quasi von Che Guevara zu Jesus mit Krawatte. Rodrigo Paz Pereira wurde feierlich ins Amt eingeführt, und kaum war der Handschlag trocken, wurde auch schon der Besen geschwungen.
Weniger als 30 Tage später wird Arce abgeführt. Wenn das so weitergeht, sollte man in Bolivien den Präsidentenstuhl einfach gleich mit Rollen und Alarmanlage ausstatten – das spart Zeit.
Fonds für Indigene – oder doch für Yachten?
Laut Haftbefehl wird Arce Pflichtverletzung und Wirtschaftskriminalität im Zusammenhang mit dem Fonds vorgeworfen, der eigentlich indigene Gemeinschaften fördern sollte. Was genau stattdessen gefördert wurde, ist noch unklar – aber Yachten, Villen und Auslandskonten stehen zumindest ganz oben auf der Liste der üblichen Verdächtigen.
Währenddessen stellt sich ganz Bolivien eine einfache Frage:
Hat er’s getan? Oder ist das nur der Klassiker: Machtwechsel + Justiz = Verhaftung des Vorgängers?
Wer Satire mag, könnte sagen: Die neue Regierung nimmt es wörtlich mit der „Amtsübergabe“ – sie übergibt direkt an die Justizbehörden.
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