Noch im Oktober tanzte der Bitcoin fröhlich auf dem Gipfel der Kurstabelle – heute scheint er den Rückweg mit Karacho angetreten zu haben. Von Höhenluft keine Spur mehr: Statt „To the Moon!“ heißt es nun eher „Back to Earth!“. Und wie so oft in der Krypto-Welt gilt: Wer nervenstark ist, darf weiter mitspielen. Alle anderen? Bitte fest anschnallen oder besser gleich aussteigen.
Crash mit Kollateralschäden
Am Freitag schockte der Bitcoin mit einem Kursrutsch auf rund 89.000 Dollar – ein Minus von 13,5 Prozent allein im letzten Monat. Seit dem Allzeithoch im Oktober von rund 125.000 Dollar hat die Digitalwährung in Rekordtempo rund 30 Prozent an Wert verloren. Und als wäre das nicht genug Drama: Auch Ether, Solana und andere Krypto-Co-Stars purzelten gleich mit ins Tal der Tränen – samt börsennotierten Krypto-Firmen wie Coinbase.
Laut Financial Times wurde in jüngster Zeit Krypto im Wert von über einer Billion Dollar (!) abgestoßen. Wer das auf der Watchlist hatte, hat’s sicher gespürt – vermutlich im Herz, Portemonnaie oder beidem.
Krypto-Schwergewichte auf Diät
Besonders hart trifft es Unternehmen wie Strategy – ein Riese unter den sogenannten Crypto-Treasuries, also Firmen, die ihre Ersparnisse nicht unterm Kopfkissen, sondern in Bitcoin lagern. Dumm nur: Die 650.000 gehorteten Bitcoins von Strategy sind mittlerweile „nur“ noch etwa 50 Milliarden Dollar wert – im Sommer waren es noch über 120 Milliarden. Der Unterschied? Schmerzhaft.
ETFs ebenfalls im Sinkflug
Auch Bitcoin- und Ether-ETFs haben Federn gelassen – allein im November zogen Anleger rund vier Milliarden Dollar bei den Fonds von BlackRock und Fidelity ab. „Weg mit dem Risiko!“, heißt derzeit das Motto. Meme-Aktien, Tech-Traumblasen und andere spekulative Spielwiesen verlieren ebenso an Reiz wie ein NFT im Winterschlaf.
Keine neue Geschichte = kein neuer Hype
Laut Economist mangelt es dem Kryptomarkt derzeit an einer neuen, mitreißenden Erzählung. Bitcoin sei nicht Gold, nicht Aktie, sondern eher… ein sehr launisches Haustier, das sich nur wohlfühlt, wenn man es täglich bewundert. Der fehlende „Narrativ-Schub“ könnte der eigentliche Kurzkiller sein – auch wenn US-Präsident Trump brav alle Wünsche der Branche erfüllt habe.
Einbruch mit Systemrelevanz?
Die EU-Finanzaufsicht ESB macht sich derweil Sorgen um Dominoeffekte: Sollte ein großer Krypto-Investor fallen, könnte das auch andere Finanzbereiche mitreißen. Die EZB wiederum hat Stablecoins im Visier. Ihre Sorge: Wenn Millionen Kundengelder in digitale Währungen abwandern, droht den Banken der Euro-Zone ein Einlagen-Exodus. Und wenn Stablecoin-Giganten wie Tether oder USD Coin plötzlich US-Staatsanleihen auf den Markt werfen müssen? Gute Nacht, Finanzstabilität.
Zwischen Galgenhumor und Gottesglauben
Trotz allem gibt es sie noch – die treuen Jünger des digitalen Goldes. Für MoonPay-Chef ist der Nervenkitzel Alltag: „Krypto kostet Nerven – aber wer lange dabei ist, wundert sich über nichts mehr.“ Und Michael Saylor von Strategy hat trotz Halbierung des Firmenwerts in Rekordzeit keine Zweifel: „Die Kursschwankungen sind Satoshis Geschenk für alle Gläubigen.“
Ob Satoshis Geschenk allerdings so großzügig ausfällt wie gedacht – oder doch eher wie ein Wichtelgeschenk mit Reuefaktor – bleibt abzuwarten. Nur eines ist sicher: In der Krypto-Welt wird’s so schnell nicht langweilig.
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