Startseite Allgemeines Bilanzanalyse der R & R Consulting GmbH für das Geschäftsjahr 2024
Allgemeines

Bilanzanalyse der R & R Consulting GmbH für das Geschäftsjahr 2024

Pexels (CC0), Pixabay
Teilen

Die Bilanzanalyse der R & R Consulting GmbH für das Geschäftsjahr 2024 zeigt ein Unternehmen mit starkem Umsatzwachstum und deutlicher Ergebnisverbesserung. Dennoch offenbaren sich auch kritische Aspekte hinsichtlich der Unternehmensstruktur, der Bilanzpolitik und potenzieller Risiken. Hier eine differenzierte kritische Analyse nach Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie unter Einbeziehung strategischer Aspekte:


🔍 1. Ertragslage – äußerst positiv, aber stark goldpreisabhängig

Positiv:

  • Umsatzwachstum von +42,6 % (TEUR 102.536 vs. TEUR 71.886) ist beeindruckend.
  • Jahresüberschuss mehr als vervierfacht (TEUR 2.308 vs. TEUR 557).
  • Steigerung des Rohertrags um 79,4 % zeigt nicht nur Mengenwachstum, sondern auch verbesserte Margen.
  • Das Betriebsergebnis (TEUR 3.183) belegt eine deutliche Profitabilitätsverbesserung (Vorjahr TEUR 597).

Kritisch:

  • Die positive Entwicklung basiert nahezu ausschließlich auf dem Goldpreis – eine hochvolative Kennziffer.
  • Keine echten betriebsinternen Effizienzsprünge dokumentiert – steigender Goldpreis = höherer Umsatz, höhere Marge. Die Korrelation ist extern getrieben.
  • Die Personal- und Verwaltungsaufwendungen steigen ebenfalls (Personal +14,5 %, sonstige Aufwendungen +23,7 %), was ein strukturelles Kostenwachstum signalisiert.

💰 2. Finanzlage – solider Cash-Aufbau, aber interne Transaktionsstruktur birgt Risiken

Positiv:

  • Die Liquidität wurde drastisch erhöht: von TEUR 49 auf TEUR 2.805.
  • Kein klassischer Fremdfinanzierungsdruck, nur geringe Bankverbindlichkeiten (TEUR 109).
  • Der operative Cashflow (TEUR 664) ist solide, obwohl ein Anstieg der Vorräte (+TEUR 2.159) gegenwirkte.

Kritisch:

  • Der Großteil der liquiden Mittel liegt teilweise bei einer „nahestehenden Dienstleistungsgesellschaft“, deren rechtliche und wirtschaftliche Verflechtung nicht detailliert offengelegt ist.
  • Diesem Konstrukt liegt eine nicht-bilanziell geführte Transaktionsstruktur zugrunde, was Fragen hinsichtlich Transparenz, Kontrolle und möglicher Abhängigkeiten aufwirft.
  • Forderungen gegenüber Gesellschaftern (TEUR 2.785) sind ungewöhnlich hoch und binden Mittel langfristig – dies kann die operative Flexibilität einschränken.
  • Die Rückführung oder Sicherheit dieser Gesellschafterforderungen ist nicht näher erläutert – dies kann bilanziell problematisch sein.

🧱 3. Vermögenslage – wachstumsbedingt stark, aber mit gebundenem Kapital

Positiv:

  • Bilanzsumme stieg um 45 % (TEUR 14.818 vs. TEUR 10.216).
  • Eigenkapitalquote stark verbessert: von <1 % auf ~16 % (TEUR 2.376 / TEUR 14.818).
  • Die Vorräte stiegen marktbedingt um ~42,4 %, was auf Lagerhaltung bei günstigerem Einkauf hindeuten kann (Antizipation steigender Goldpreise).

Kritisch:

  • Ein erheblicher Teil des Umlaufvermögens besteht aus Edelmetallvorräten und nicht liquiden sonstigen Vermögensgegenständen (z. B. Gesellschafterforderungen).
  • Die hohen erhaltenen Anzahlungen (TEUR 9.995, fast 70 % der Bilanzsumme) bergen ein latentes Haftungs- und Auslieferungsrisiko, insbesondere bei Goldpreisverfall.
  • Die Bewertungslogik der Rückstellungen für Sparpläne ist marktpreisabhängig, d. h. mit steigendem Goldpreis steigen auch die bilanziellen Verpflichtungen (TEUR 836 Rückstellung auf Basis von EUR 80,32/g).

⚖️ 4. Struktur- und Steuerungskritik

  • Die Bilanzstruktur ist stark von externen Faktoren (Goldpreis, geopolitische Krisen) abhängig.
  • Die Kernsteuerung erfolgt über Umsatz und Ergebnis, aber es fehlen Aussagen zu:
    • Break-Even-Volumina,
    • Deckungsbeitragsrechnung,
    • Kundenakquisitionskosten,
    • Vertriebskennzahlen.
  • Der Vertrieb über Vermittler birgt Kosten- und Reputationsrisiken, insbesondere in einem sensiblen Markt wie Edelmetalle.

🚨 5. Bilanzpolitisch auffällig / kritisch zu hinterfragen

  • Außerplanmäßige Abschreibung auf sonstige Vermögensgegenstände (TEUR 102) ohne klare Angabe, um welche Position es sich handelt – möglicherweise problematische Beteiligung oder Innenverflechtung?
  • Die stark gestiegenen erhaltenen Anzahlungen auf Bestellungen (TEUR 9.995 vs. TEUR 7.881) implizieren ein hohes Maß an Vorleistungen durch Kunden. Das Geschäftsmodell beruht auf Kundenvertrauen.
  • Der Ausschüttungsvorschlag von EUR 1 Mio. bei einer EK-Quote von nur 16 % ist ambitioniert und reduziert finanzielle Puffer – insbesondere angesichts volatiler Märkte.

📈 6. Prognoseeinschätzung – zu optimistisch, bei hohem exogenen Risiko

  • Für 2025 wird ein weiteres Umsatzwachstum (EUR 110–120 Mio.) und ein Ergebnis von EUR 3 Mio. bei konstantem Goldpreis erwartet.
  • Doch: Eine Preiskorrektur am Goldmarkt (z. B. infolge geopolitischer Beruhigung oder Zinsanstieg) könnte dieses Ergebnis schnell zunichtemachen.
  • Keine Szenarien mit stark sinkendem Goldpreis wurden transparent dargestellt – hier fehlt eine robuste Risikosimulation.

🧾 Fazit (Stärken vs. Schwächen):

Stärken Kritische Schwächen / Risiken
+ Sehr starkes Umsatz- und Ergebniswachstum – Hohe Abhängigkeit vom externen Goldpreis
+ Solide Liquidität und geringe Bankverbindlichkeiten – Starke interne Verflechtungen mit Gesellschaftern / Dienstleistern
+ Eigenkapital deutlich gestärkt – Hoher Anteil an Kundenanzahlungen = potenzielle Erfüllungsrisiken
+ Extern geprüfter und testierter Jahresabschluss – Hohes Bilanzvolumen durch nicht-liquide Posten
+ Kontrolliertes Kostenwachstum – Ausschüttungsentscheidung schmälert Puffer

🔚 Empfehlung:

Die R & R Consulting GmbH zeigt für 2024 eine sehr starke Ergebnislage, die jedoch maßgeblich exogen getrieben ist. Die internen bilanziellen Verflechtungen, die hohe Bedeutung von Anzahlungen und die Ausschüttungspolitik sollten kritisch beobachtet werden. Eine vorsichtigere Bilanzpolitik und mehr Transparenz bei den internen finanziellen Beziehungen wären angeraten. Der Aufbau von krisenfesten Rücklagen und eine stärkere Diversifizierung der Produktpalette (z. B. Platin, Silber, digitale Produkte) wären strategisch sinnvoll, um die Abhängigkeit vom Goldmarkt zu reduzieren.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Vergiftete Patienten in Frankreich: Ehemaliger Anästhesist zu lebenslanger Haft verurteilt

In Frankreich ist ein ehemaliger Narkosearzt wegen der gezielten Vergiftung von Patienten...

Allgemeines

Noble BC GmbH-wenn man eine Bilanz berichtigen muss…………….

Vergleich der beiden Bilanzen 2023 – Vor und nach der Berichtigung 1....

Allgemeines

Studie zu Vergütungen: Mehr Geld für Dax-Kontrolleure

Die Mitglieder der Aufsichtsräte in den Dax-Konzernen profitieren weiterhin von steigenden Vergütungen....

Allgemeines

Warnung vor unseriösen Finanzangeboten: BaFin mahnt zur Vorsicht bei dubiosen Online-Plattformen

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnt erneut eindringlich vor einer Vielzahl unseriöser...