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Betrug mit Luxus-Faksimiles: Überteuerte Bücher im Visier der Ermittler nicht nur in Deutschland

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Eine besonders perfide Betrugsmasche greift derzeit in Österreich um sich: Älteren Menschen werden an der Haustür angeblich wertvolle Bücher zu horrenden Preisen verkauft. Bei näherer Betrachtung handelt es sich jedoch um günstige Nachdrucke – sogenannte Faksimiles –, die ihren tatsächlichen Marktwert bei Weitem nicht erreichen.

Obwohl die Methode hierzulande noch wenig bekannt ist, wurden in Deutschland bereits mehrere Personen im Zusammenhang mit dieser Masche zu Haftstrafen verurteilt. Auch in Österreich laufen nun mehrere Ermittlungsverfahren.

Echte Klassiker – falscher Wert

Die Bücher, die von reisenden „Kunsthändlern“ oder „Kulturvermittlern“ angeboten werden, wirken auf den ersten Blick beeindruckend: in Leder gebunden, mit Goldprägung, lateinischen Titeln oder Verweisen auf bedeutende Originale wie das „Reichenauer Perikopenbuch“ oder den „Goldenen Psalter“. Angeblich handelt es sich um seltene Sammlerstücke mit hohem kulturellem und finanziellem Wert – in Wahrheit sind es industriell gefertigte Nachdrucke, oft nicht einmal 100 Euro wert.

Druck, Täuschung, Kredite: Der Fall Christine T.

Die 78-jährige Christine T. aus Wien bezahlte über 20.000 Euro für zwei solcher Bücher. Die Verkaufsmasche war raffiniert: Vertreter einer deutschen Firma suchten sie zu Hause auf und überredeten sie nicht nur zum Kauf, sondern vermittelten gleich einen Kredit zur Finanzierung. Ihre Tochter entdeckte den Betrug nur zufällig beim Durchsehen eines Kontoauszugs. Die betroffene Firma ist inzwischen gelöscht, für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Noch drastischer: 150.000 Euro für „Buchregistrierung“

Ein besonders tragischer Fall betrifft Frau B. aus Niederösterreich: Über mehrere Jahre kaufte sie 15 Bücher für rund 45.000 Euro, meist von wechselnden Vertretern mit angeblichem Sitz in Wien oder Deutschland. Dann wurde ihr versprochen, die Bücher seien bereits mehr wert – man müsse sie lediglich gegen eine zusätzliche Gebühr von 150.000 Euro in ein „Buchregister“ eintragen. Erst als ihr gesamtes Erspartes weg war, ging sie zur Polizei. Gegen mehrere Beteiligte laufen Ermittlungen, ein zivilrechtliches Verfahren auf Rückabwicklung wurde ebenfalls eingeleitet.

Strafverfahren in Deutschland: Erste Verurteilungen

In Deutschland ist die Masche bereits seit Jahren bekannt. Dort wurden in ähnlichen Fällen mehrere Täter wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt, darunter Vertreter von Firmen mit klangvollen Namen wie „Adelige Kunstwerke GmbH“ oder „Historica Lux“. Sie nutzten gezielt die Unwissenheit und Gutgläubigkeit älterer Menschen aus – mit psychologischem Druck, manipulativer Rhetorik und falschen Versprechen von Wertsteigerung und Weiterverkauf.

Experten: „Wert gleich null“ – Rückforderung meist aussichtslos

Laut Matthias Louis, Buchexperte beim Wiener Dorotheum, landen jede Woche neue Fälle auf seinem Tisch. „Die Menschen glauben, sie hätten ein kulturelles Erbstück erworben. Dabei handelt es sich um industrielle Faksimiles ohne Sammlerwert“, sagt Louis. Das große Problem: Ein Rücktritt vom Vertrag ist oft nicht mehr möglich, da viele Betroffene sich einschüchtern lassen, keine Unterlagen mehr besitzen oder der Händler nicht mehr auffindbar ist.

Warnung der Behörden: Keine Geschäfte an der Haustür abschließen

Die Polizei warnt eindringlich vor solchen Haustürgeschäften und rät Angehörigen, mit älteren Familienmitgliedern über solche Risiken zu sprechen. Beim geringsten Zweifel sollte keine Unterschrift geleistet und keine Zahlung erfolgen. Zudem sollten unseriöse Angebote mit Fotos und Unterlagen bei der Polizei angezeigt werden.

🔍 Was sind Faksimiles?
Faksimiles sind originalgetreue Nachdrucke historischer Dokumente oder Bücher. Als hochwertige Reproduktionen können sie einen gewissen Sammlerwert haben – aber nur, wenn sie korrekt deklariert und fair bepreist sind.


Hinweis für Betroffene: Wer Opfer einer solchen Masche wurde, sollte umgehend Anzeige erstatten und sich juristisch beraten lassen. Auch in Österreich werden mögliche Verbindungen zu Tätergruppen in Deutschland derzeit intensiv geprüft.

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