Na hoppla – wer hätte das gedacht? Nach Monaten der Ernüchterung und zögerlichen Hoffnung auf fallende Immobilienpreise erleben Häuser und Wohnungen in Deutschland plötzlich wieder ihren ganz eigenen Frühling. Laut dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) sind die Preise im dritten Quartal um stolze 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen.
Ein bisschen teurer geht immer – besonders, wenn man ohnehin schon kaum noch weiß, wie man sich das Dach über dem Kopf leisten soll. Auch bei den Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern sieht es nicht gerade nach Entspannung aus: ein Plus von 3,7 Prozent. Das klingt fast moderat, wäre da nicht die Tatsache, dass die Löhne und Gehälter in Deutschland bekanntlich selten denselben sportlichen Aufwärtstrend zeigen.
Wohnungsknappheit? Ach was, sie ist unser neuer Dauerzustand
VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt bringt es gewohnt sachlich auf den Punkt: Der Wohnungsmangel in den Metropolen werde wohl noch mehrere Jahre anhalten. Ein Satz, den man sich inzwischen auch auf Tassen oder Jutebeuteln drucken lassen könnte – so oft hört man ihn.
„Der Bauturbo ist gut und begrüßenswert, aber es braucht mehr“, sagt Tolckmitt. Klingt wie eine politische Durchhalteparole. Nur: Wenn der „Turbo“ so läuft wie die Berliner Verwaltung, wird der Wohnungsbau vermutlich erst dann wieder Fahrt aufnehmen, wenn Elon Musk schon auf dem Mars ein Einfamilienhaus errichtet hat.
Zwischen Betonträumen und Baufrust
Während also in den großen Städten weiterhin die Quadratmeterpreise durch die Decke gehen, schauen viele Bauwillige auf ihre Finanzierungspläne – und dann auf die steigenden Zinsen – und denken sich: Vielleicht doch lieber zur Miete bleiben.
Doch auch dort ist keine Rettung in Sicht. Wer in München, Hamburg oder Berlin eine bezahlbare Wohnung sucht, kann gleich ein zweites Hobby beginnen: Immobiliensuchportale aktualisieren, am besten im Minutentakt.
Und wenn man dann tatsächlich ein Angebot findet, das halbwegs machbar wirkt, darf man sich freuen – bis man erfährt, dass sich schon 400 andere Bewerber mit besserer Bonität und perfekter Schufa vor einem eingereiht haben.
Der Markt der Widersprüche
Dass die Immobilienpreise wieder steigen, ist auf den ersten Blick paradox. Schließlich wurden die hohen Baukosten, die gestiegenen Zinsen und die fehlenden Förderungen in den letzten Monaten fast schon als Todesstoß für den Markt gehandelt. Doch tatsächlich verknappen genau diese Faktoren das Angebot noch weiter – gebaut wird weniger, nachgefragt wird weiter viel, also klettern die Preise eben wieder.
Man könnte fast sagen: Das ist Marktwirtschaft in Reinform – oder Zynismus in Quadratmetern gemessen.
Fazit: Deutschland im Baustau
So lange es an Bauflächen, Fachkräften und bezahlbaren Finanzierungsmöglichkeiten mangelt, wird der Immobilienmarkt hierzulande ein Spiel bleiben, bei dem viele mitspielen wollen – aber kaum jemand gewinnt.
Die Politik spricht vom „Bauturbo“, der Verband mahnt „mehr Anstrengungen“ an, und die Bürger? Die zahlen einfach weiter. Für Quadratmeter, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können – aber hey, Hauptsache die Preise steigen, dann bleibt wenigstens das Betongold glänzend.
Kommentar hinterlassen