Mit Bernhard Vogel verliert Deutschland eine der prägendsten politischen Persönlichkeiten der Nachkriegszeit. Der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen verstarb im Alter von 92 Jahren, wie die CDU Rheinland-Pfalz bestätigte.
Vogel war ein Mann, der Brücken baute – zwischen Ost und West, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Als einziger Politiker in der Geschichte der Bundesrepublik hatte er die Ehre, zwei Bundesländer als Ministerpräsident zu führen. Von 1976 bis 1988 in Rheinland-Pfalz, wo er die Nachfolge Helmut Kohls antrat, und von 1992 bis 2003 in Thüringen, wo er nach der Wiedervereinigung entscheidend an der Gestaltung des neuen Bundeslandes mitwirkte.
Sein Weg in den Osten war damals so eilig, dass er – wie die Legende erzählt – „ohne Zahnbürste“ in Erfurt ankam. Doch was folgte, war eine beispiellose politische Erfolgsgeschichte. Mit überwältigender Popularität führte er Thüringen durch die Transformationsjahre und sicherte sich zeitweise absolute Mehrheiten – ein Vertrauensbeweis der Menschen, für die er regierte.
Ein Leben für die Demokratie
Seine politische Karriere war mehr als nur Ämter und Wahlen. Vogel war ein unermüdlicher Streiter für Demokratie und Zusammenhalt. Auch nach seiner aktiven Zeit als Regierungschef setzte er sich für den innerdeutschen Dialog ein und prägte als langjähriger Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung die politische Bildungslandschaft mit.
Die politischen Entwicklungen in Ostdeutschland – insbesondere der Aufstieg der AfD – sah er mit Besorgnis, aber auch mit einem klaren Auftrag an seine eigene Partei: Die CDU müsse die Menschen zurückgewinnen, mit besseren Antworten, nicht mit Ausgrenzung.
Ein Staatsmann mit Weitsicht
Bernhard Vogel war ein Denker, Mahner und Brückenbauer. Ein Mann, der Politik nicht als Spiel, sondern als Verantwortung für das Land verstand. Noch bis ins hohe Alter nahm er an CDU-Parteitagen teil, hielt sein Büro in der Adenauer-Stiftung und blieb bis zuletzt eine Stimme der Vernunft und des Dialogs.
Erst 2024 veröffentlichte er seine Erinnerungen unter dem Titel „Erst das Land: Mein Leben als Politiker in West und Ost“. Nun ist eine große Stimme verstummt.
Deutschland verliert einen aufrichtigen Demokraten, einen Visionär der Wiedervereinigung und einen unermüdlichen Streiter für die freiheitliche Ordnung. Sein Lebenswerk wird bleiben – und uns erinnern, was politisches Engagement wirklich bedeutet.
Ruhe in Frieden, Bernhard Vogel.
Kommentar hinterlassen