Startseite Allgemeines „Bennu ist eine Schatzkiste der frühen Erde“ – Interview mit NASA-Wissenschaftlerin Nicole Smith
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„Bennu ist eine Schatzkiste der frühen Erde“ – Interview mit NASA-Wissenschaftlerin Nicole Smith

Mohamed_hassan (CC0), Pixabay
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Im September 2023 erreichte die NASA-Mission OSIRIS-REx einen historischen Meilenstein: Zum ersten Mal brachte eine Raumsonde Proben des Asteroiden Bennu unberührt zur Erde zurück. Die darin enthaltenen Salze und organischen Moleküle geben wertvolle Hinweise darauf, wie die Bausteine des Lebens einst auf unseren Planeten gelangten. Wir sprechen mit Nicole Smith, Astrobiologin und Mitglied des NASA-Teams, das die Proben analysiert.

Frau Smith, was macht die Bennu-Proben so besonders?

Nicole Smith: Bennu ist eine Art Zeitkapsel. Die Gesteinsproben, die wir von ihm zurückgebracht haben, sind praktisch unverändert seit der Entstehung unseres Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren. Das unterscheidet sie von Meteoriten, die auf die Erde fallen und dabei durch die Atmosphäre verändert werden. Dank OSIRIS-REx haben wir jetzt einen völlig unberührten Einblick in die chemische Vergangenheit unseres Sonnensystems.

Welche Erkenntnisse haben Sie bislang gewonnen?

Wir haben eine Vielzahl an Salzmineralien entdeckt, darunter Phosphate, Karbonate und Sulfate. Diese deuten darauf hin, dass Bennus Mutterasteroid einst Wasser enthielt. Noch spannender sind aber die organischen Verbindungen: Wir fanden Tausende von ihnen, darunter Aminosäuren, die für den Aufbau von Proteinen unerlässlich sind, sowie alle fünf Nukleinbasen, die in der DNA und RNA vorkommen. Das ist ein gewaltiger Hinweis darauf, dass die chemischen Grundbausteine des Lebens bereits im All vorhanden waren, bevor es die Erde überhaupt gab.

Könnte das bedeuten, dass das Leben auf der Erde tatsächlich aus dem All stammt?

Es ist eine faszinierende Möglichkeit. Viele Wissenschaftler vermuten, dass Meteoriten und Asteroiden einst organisches Material auf die junge Erde brachten. Unsere Analyse stützt diese Hypothese, denn Bennu enthält genau die Moleküle, die nötig sind, um Leben zu ermöglichen. Natürlich ist das nur ein Teil des Puzzles – aber es zeigt, dass die Grundzutaten des Lebens keineswegs einzigartig für die Erde sind.

Gab es Überraschungen in den Proben?

Ja, absolut. Neben den bekannten biologischen Bausteinen haben wir auch 19 Aminosäuren entdeckt, die in der irdischen Biologie selten oder gar nicht vorkommen. Das deutet darauf hin, dass Bennu aus einem Teil des Sonnensystems stammt, der chemisch anders war als die frühe Erde. Das bedeutet möglicherweise, dass es noch viel mehr chemische Vielfalt im Universum gibt, als wir dachten.

Welche weiteren Analysen sind geplant?

Wir stehen noch am Anfang. Die Bennu-Proben werden von Forschern auf der ganzen Welt untersucht, mit immer neuen Techniken. Ein Ziel ist es, genau nachzuvollziehen, wie sich diese organischen Moleküle auf dem Asteroiden gebildet haben und ob sie durch Wechselwirkungen mit Wasser verändert wurden. Langfristig könnte uns das helfen zu verstehen, wie das Leben auf der Erde – oder vielleicht anderswo im Universum – entstehen konnte.

Vielen Dank für das Gespräch!

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