Virginia Giuffre hätte den Verzicht von Prinz Andrew auf seine königlichen Titel als persönlichen Sieg betrachtet – das erklärte die Co-Autorin ihrer posthum erschienenen Memoiren Nobody’s Girl, die Journalistin Amy Wallace, im Gespräch mit der BBC.
Giuffres Buch, das diese Woche veröffentlicht wurde, schildert ihre Erfahrungen mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein sowie dessen Partnerin Ghislaine Maxwell. Es enthält auch neue Details zu den Vorwürfen gegen Prinz Andrew, die dieser stets bestritten hat.
Giuffre schreibt in dem Buch, sie habe dreimal sexuellen Kontakt mit dem britischen Royal gehabt – darunter auch auf Epsteins Privatinsel im Rahmen einer als „Orgie“ beschriebenen Begegnung mit weiteren jungen Frauen.
Rückzug aus dem öffentlichen Leben
Am vergangenen Freitag gab Prinz Andrew bekannt, dass er freiwillig auf seine Titel, darunter „Duke of York“ sowie die Mitgliedschaft im prestigeträchtigen Order of the Garter, verzichten werde. Ein symbolischer Schritt, der laut Wallace „moderne Geschichte“ schreibe. Offiziell wurde ihm die Titel bislang nicht aberkannt – Forderungen in diese Richtung bleiben bestehen.
„Ich weiß, dass Virginia das als einen Sieg gesehen hätte“, so Wallace. „Sie wollte, dass alle Männer, an die sie gegen ihren Willen vermittelt wurde, zur Rechenschaft gezogen werden – und Prinz Andrew war einer davon.“
Kritik an fehlender Kooperation
Wallace kritisierte zudem, dass Andrew zwar öffentlich erklärt habe, mit Ermittlern in den USA kooperieren zu wollen, „aber aus irgendeinem Grund war er nie verfügbar“. Sie betonte, es stehe ihm weiterhin offen, Aussagen über seine Aufenthalte auf Epsteins Anwesen, Inseln und in Flugzeugen zu machen.
„Wenn er wirklich anerkennt, wie sehr diese Frauen gelitten haben – wie er es in seiner außergerichtlichen Einigung mit Virginia erklärt hat – dann soll er auch etwas dazu beitragen, die Wahrheit ans Licht zu bringen“, sagte Wallace.
Ein Vermächtnis des Mutes
Virginia Giuffre hatte das Buch geschrieben, um anderen Opfern Mut zu machen. Sie nahm sich vor knapp sechs Monaten das Leben. Ihre Mitautorin würdigte sie als mutige Frau: „Sie verdient Anerkennung – nicht nur, weil sie half, Andrew zur Aufgabe seiner Titel zu bringen, sondern vor allem, weil sie den Mut hatte, aufzustehen und zu sagen: Das ist nicht richtig.“
Im Zentrum der in den Memoiren beschriebenen Missbrauchsfälle stehen Epstein und Maxwell. Letztere verbüßt derzeit eine 20-jährige Haftstrafe wegen Menschenhandels. Epstein starb 2019 in Untersuchungshaft.
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