Eine Recherche der BBC hat gezeigt, dass der illegale Handel mit Tickets für Spiele der Premier League ein Milliardengeschäft ist. Hinter den Angeboten stehen internationale Netzwerke, die Fans gezielt ausnutzen, indem sie Karten zu Wucherpreisen verkaufen, gefälschte Tickets in Umlauf bringen oder sogar doppelte Exemplare eines einzelnen Platzes anbieten.
Wie funktioniert der Schwarzmarkt?
Die BBC-Journalisten haben über Monate hinweg Angebote auf Online-Portalen und in sozialen Netzwerken verfolgt. Dabei wurde deutlich:
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Ausländische Firmen mit Sitz außerhalb des Vereinigten Königreichs – oft in Steuer- oder Rechtsschutzparadiesen – vertreiben massenhaft Tickets.
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Offizielle Kontingente werden systematisch von professionellen Ticketjägern aufgekauft, bevor echte Fans eine Chance haben.
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Über Plattformen mit seriösem Anstrich werden diese Karten anschließend zu Preisen angeboten, die den offiziellen Wert um ein Vielfaches übersteigen.
Ein Beispiel: Ein reguläres Ticket für ein Top-Spiel, das bei rund 60 bis 80 Pfund liegt, wird auf dem Schwarzmarkt für bis zu 400 oder 500 Pfund angeboten.
Risiko für Fans: falsche oder doppelte Tickets
Besonders problematisch ist, dass Käufer oft nicht wissen, ob ihre Karte echt ist:
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Manche Tickets sind gefälscht oder basieren auf gestohlenen QR-Codes.
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Häufig wird ein echtes Ticket mehrfach weiterverkauft, sodass Fans am Stadiontor abgewiesen werden.
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Im schlimmsten Fall erhalten Käufer gar nichts, obwohl sie bereits im Voraus bezahlt haben.
Die BBC spricht von systematischem Betrug, bei dem sich die Betreiber sicher fühlen, weil sie aus dem Ausland agieren und die rechtliche Verfolgung schwierig ist.
Die Dimension des Problems
Das Landgericht Braunschweig mag die VW-Dieselklagen stemmen müssen – doch in Sachen Fußballtickets sieht es in England ähnlich chaotisch aus:
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In manchen Fällen wechseln Tausende Tickets pro Spieltag über illegale Kanäle den Besitzer.
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Die Umsätze summieren sich auf zig Millionen Pfund pro Saison.
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Betroffen sind vor allem Top-Vereine wie Manchester United, Liverpool, Arsenal oder Chelsea, deren Spiele fast immer ausverkauft sind.
Reaktionen von Fans und Vereinen
Fans sprechen von einem „Skandal“, weil die Preise explodieren und gerade Familien kaum noch die Chance haben, regulär ins Stadion zu gehen. Auch Vereine zeigen sich zunehmend alarmiert, weil der Schwarzmarkt nicht nur den Ruf der Liga, sondern auch die Sicherheit im Stadion gefährdet.
Ein Sprecher eines Premier-League-Klubs sagte der BBC:
„Wir sehen jedes Wochenende Fans, die vor den Toren stehen und feststellen müssen, dass ihre Tickets ungültig sind. Das ist nicht nur enttäuschend, es ist auch gefährlich.“
Politische Dimension
Der Skandal könnte sogar politische Folgen haben:
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Verbraucherschützer fordern eine klare gesetzliche Regulierung, ähnlich wie in anderen EU-Ländern.
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Es wird über personalisierten Ticketverkauf diskutiert, um Weiterverkäufe einzudämmen.
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Plattformen, die den Schwarzmarkt unterstützen, sollen stärker in die Pflicht genommen werden – bis hin zu möglichen Sperrungen.
Signalwirkung der BBC-Enthüllung
Die Enthüllung zeigt eindrücklich, wie profitorientierte Netzwerke den Fußball kapern und Fans systematisch ausnehmen. Sie zwingt Vereine, Verbände und Politik zum Handeln – andernfalls könnte der Besuch eines Premier-League-Spiels für normale Menschen bald völlig unerschwinglich werden.
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