Ob gefälschte Bankberater, manipulierte QR-Codes oder perfide Phishing-Attacken – Betrüger lassen sich immer neue Tricks einfallen, um ahnungslose Verbraucher um ihr Geld zu bringen. Verbraucheranwalt Maurice Högel erklärt, worauf Bankkunden achten sollten und warum der beste Schutz eine gesunde Portion Misstrauen ist.
Herr Högel, immer wieder kommt es zu unberechtigten Abbuchungen von Girokonten. Wo lauern die größten Gefahren für Verbraucher?
Maurice Högel: Die größten Risiken bestehen vor allem im digitalen Bereich. Kriminelle setzen zunehmend auf Identitätsdiebstahl, indem sie persönliche Daten ausspähen und sich dann als Bankberater oder offizielle Stellen ausgeben. Besonders perfide ist „Quishing“ – hier werden gefälschte QR-Codes genutzt, um ahnungslose Nutzer auf betrügerische Webseiten zu locken. Aber auch klassisches Phishing per E-Mail oder SMS bleibt eine riesige Gefahr.
Was können Bankkunden tun, um sich zu schützen?
Högel: Zunächst einmal: Misstrauen ist gesund! Wer einen Anruf oder eine SMS von seiner „Bank“ erhält, sollte niemals direkt darauf reagieren, sondern selbstständig bei der offiziellen Banknummer zurückrufen. Viele Betrugsmaschen funktionieren nur, weil Menschen unter Druck gesetzt werden – und genau das sollte man sich bewusst machen: Keine seriöse Bank fordert ihre Kunden per SMS oder Anruf auf, sofort Geld zu überweisen oder Daten herauszugeben.
Zusätzlich sollte jeder regelmäßig seine Kontoauszüge kontrollieren – auch kleine, verdächtige Abbuchungen können ein Hinweis darauf sein, dass Betrüger testen, ob ein Konto verwundbar ist.
Was passiert, wenn das Konto bereits geplündert wurde? Gibt es Chancen, sein Geld zurückzubekommen?
Högel: Das kommt ganz darauf an. Wenn ein Kunde grob fahrlässig gehandelt hat – also zum Beispiel einer Betrugs-SMS gefolgt ist oder TANs leichtfertig weitergegeben hat – dann sieht es schlecht aus. Viele Banken lehnen in solchen Fällen die Erstattung ab, weil der Kunde mitverantwortlich gemacht wird. Wer allerdings glaubhaft machen kann, dass er Opfer eines besonders ausgeklügelten Betrugs wurde, hat bessere Chancen.
Generell gilt: Je schneller man reagiert, desto besser! Wenn eine Abbuchung auffällt, sollte sofort die Bank kontaktiert und eine Rückbuchung beantragt werden. Außerdem empfehle ich, den Vorfall direkt bei der Polizei zu melden.
Gibt es technische Hilfsmittel, um sich besser zu schützen?
Högel: Auf jeden Fall. Sichere Passwörter sind das A und O, und es gibt viele Online-Dienste, mit denen man überprüfen kann, ob eigene Zugangsdaten bereits in einem Datenleck aufgetaucht sind – beispielsweise „Have I Been Pwned?“ oder der Identity Leak Checker des Hasso-Plattner-Instituts. Wenn ein Leck entdeckt wird, sollte sofort das Passwort geändert werden.
Auch Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) ist sehr hilfreich, denn selbst wenn Betrüger ein Passwort erbeuten, brauchen sie dann noch einen zusätzlichen Sicherheitscode.
Was ist Ihr wichtigster Tipp für Verbraucher?
Högel: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen! Betrüger arbeiten mit Stress und Hektik, weil sie wissen, dass Menschen in Panik schneller Fehler machen. Wer sich immer kurz die Zeit nimmt, eine Nachricht oder einen Anruf zu hinterfragen, ist schon einen großen Schritt weiter.
Und ganz wichtig: Bankgeschäfte niemals über Links aus E-Mails oder SMS erledigen. Immer direkt die offizielle Bank-Website aufrufen oder die Banking-App nutzen.
Herr Högel, vielen Dank für das Gespräch!
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