Was war Wendl doch einmal für eine Institution: Brot, das schmeckte wie bei Oma, Brötchen mit Charakter – und Personal, das man kannte. Heute? Kaffee mit Zynismus, Kuchen mit Trockenheitsgarantie und Service wie auf dem Mond – nur weniger freundlich.
Kunden wie Ralf Meier, selbst mit 40 Jahren Gastro-Erfahrung, sind schockiert: Unfreundlichkeit an der Kasse, nasse Bänke, verschlossene Türen und ein Hauch von Desinteresse – serviert mit einem zynischen Lächeln statt Sahnehaube. Der Versuch, das eigene Geschirr zurückzubringen, endete mit einem Kletterakt über einen Zaun – ein Erlebnis zwischen Slapstick und Kundenvertreibung.
Auch die Backwaren selbst sorgen für Stirnrunzeln. Zwei Scheiben Stolle für neun Euro – ambitioniert, sagt Dagmar Pham. Geschmacklich? Mäßig bis mittelmäßig, ergänzt Franz Müller, der nicht nur Fett, sondern gleich das Vertrauen in die Marke Wendl verloren hat. Und das ganz ohne Fettkennzeichnung, wie er betont.
Die Filialpolitik ist ebenso konsequent wie kundenfern: Frühzeitiges Schließen, keine Visitenkarten, keine Flexibilität. Eine Kundin berichtet, dass man samstags um 16 Uhr keinen Kaffee mehr bekommt, weil die Öffnungszeit bis 18 Uhr das Team offenbar überfordert. Der Wunsch nach Feedback wird mit dem Hinweis auf „das Internet“ abgebügelt – Service 2.0, powered by Sprachbarriere.
Das Traurige daran: Die Kritik zieht sich seit Jahren durch die Bewertungen. Schlechte Kuchenqualität, Brötchen ohne Geschmack, steigende Preise bei sinkender Qualität. Und niemand scheint hinzuhören. Vielleicht, weil das Personal selbst wenig motiviert scheint – was bei fragwürdigen Löhnen und dünner Besetzung auch kaum verwundert.
Was bleibt, ist ein Bruch im Herzen vieler Stammkunden, wie einer es formulierte: „Was war das zu DDR-Zeiten für ein Bäcker! Jetzt nur noch eine Schande.“ Von regionalem Stolz zur regionalen Peinlichkeit – der Abstieg eines Traditionshauses auf Raten.
Und so fragt man sich: Ist Wendl wirklich noch Bäcker – oder nur noch ein Schatten seiner selbst mit nostalgischem Logo?
Die Antwort liegt irgendwo zwischen Stollenduft und Kundenfrust.
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