Private-Equity-Fonds mit ethischem Anspruch – aber derzeit wenig Renditefantasie
1️⃣ Bilanz- und Finanzanalyse – Substanz & Stabilität
| Kennzahl | 2023 | 2022 | Tendenz | Kommentar |
|---|---|---|---|---|
| Bilanzsumme | € 720.008 | € 776.165 | ▼ -7,2 % | leicht rückläufig, keine Neuinvestitionen |
| Eigenkapital | € 362.138 | € 417.959 | ▼ -13,4 % | Rückgang durch Jahresfehlbetrag und Abschreibungen |
| Eigenkapitalquote | 50,3 % | 53,8 % | ▼ leicht schwächer | solide Kapitalausstattung, keine Überschuldung |
| Liquide Mittel | € 410.899 | € 407.559 | ≈ stabil | hohe Cash-Quote, geringe Aktivität |
| Finanzanlagen | € 56.031 | € 112.062 | ▼ -50 % | massive Abwertung der einzigen Beteiligung |
| Verbindlichkeiten | € 180.470 | € 183.147 | ≈ stabil | kaum Fremdfinanzierung |
| Rückstellungen | € 177.400 | € 175.059 | ≈ stabil | v. a. für Managementvergütungen und Öffentlichkeitsarbeit |
👉 Fazit Bilanzstruktur:
Der Fonds ist bilanziell gesund und liquide, aber investiv schwach aktiv. Die hohen Bankguthaben deuten auf fehlende Anlageopportunitäten hin.
Die 50 %-Abwertung der einzigen verbleibenden Beteiligung (Senorics GmbH) belastet die Vermögensseite deutlich.
2️⃣ Ertragslage – Ergebnisentwicklung
| Position | 2023 | 2022 | Entwicklung |
|---|---|---|---|
| Umsatzerlöse | € 17.499 | € 15.064 | +16 % |
| Betriebsergebnis | € -61.1k | € +1.4k | stark negativ |
| Abschreibungen auf Finanzanlagen | € -56.031 | € 0 | hohe Wertberichtigung |
| Jahresergebnis | € -58.997 | € +1.398 | deutlich negativ |
💬 Kommentar:
Das operative Ergebnis 2023 ist klar negativ, fast ausschließlich aufgrund der Abschreibung auf Senorics.
Laufende Erträge aus Beteiligungen sind marginal, und es gibt keine Exits.
Die Liquiditätsreserve sichert die laufende Verwaltung, aber keine Rendite.
3️⃣ Beteiligungsstruktur und Performance
Aktuelles Portfolio (Ende 2023): nur eine Beteiligung
| Unternehmen | Sitz | Branche | Anteil | Bewertung | Entwicklung |
|---|---|---|---|---|---|
| Senorics GmbH | Dresden | Organische Halbleitersensorik | 0,67 % | € 56.031 | ▼ 50 % abgewertet |
💬 Analyse:
- Senorics ist ein forschungsintensives Technologie-Start-up mit Fokus auf Spektroskopie-Sensoren.
- Partnerschaft mit ZEISS besteht, aber Finanzierungsrunde 2023 scheiterte.
- April 2024: Insolvenzeröffnung, mögliche Auffanggesellschaft geplant.
👉 Risiko:
Hohes Klumpenrisiko, da das gesamte aktive Portfolio aus nur einem Unternehmen besteht – und dieses bereits in der Insolvenz ist.
4️⃣ Anlegerbezogene Kennzahlen
| Kennzahl | Wert | Kommentar |
|---|---|---|
| Ausgegebene Anteile | 647.738 | stabil |
| NAV pro Anteil (31.12.2023) | € 0,56 | stark reduziert |
| Nominalwert je Anteil | € 1,00 | – |
| Ausschüttungen 2018/2021 | ja | mindern NAV |
| Gesamtkostenquote (TER) | 3,75 % | für Private-Equity-Fonds typisch, aber hoch bei stagnierendem NAV |
💬 Bewertung:
Der Nettoinventarwert (NAV) liegt 44 % unter dem Nominalwert, d. h. Anleger haben rechnerisch bereits Wertverluste von rund 44 % erlitten.
Da 2024 die Hauptbeteiligung insolvent wurde, ist ein weiterer Wertverlust wahrscheinlich.
5️⃣ Fondsstrategie und Managementbewertung
Strategie
- Fokus auf ethisch-nachhaltige Private-Equity-Investments („Impact Investing“)
- Laufzeit bis 2034 (zzgl. 2× Verlängerungsoption)
- 9–12 Zielbeteiligungen geplant → bisher nur 3 erreicht (2 verkauft, 1 noch aktiv)
- Keine Derivate, kein Leverage
Management
- IWF Fondsconsult GmbH (Grünwald) als externe KVG
- Erfahrung vorhanden, aber geringe Portfolio-Diversifikation und langsamer Exit-Fortschritt
- Kein erfolgsabhängiges Carried Interest ausgeschüttet
- Kritisch: 150.000 € Rückstellungen für Öffentlichkeitsarbeit und Konzeptionierung – hoch im Verhältnis zum Fondsvolumen.
6️⃣ Chancen und Risiken aus Anlegersicht
✅ Chancen
- Möglicher Wiederaufbau der insolventen Beteiligung in Auffanggesellschaft („Senorics 2.0“)
- Ethisch-nachhaltiger Investitionsansatz kann bei passenden Marktbedingungen wieder attraktiv werden
- Keine Bankverbindlichkeiten, daher kein Refinanzierungsrisiko
⚠️ Risiken
- Wertverlust durch Insolvenz Senorics: 50 %-Abschreibung 2023, weitere möglich → Totalverlustanteil realistisch.
- Fehlende Diversifikation: nur eine aktive Beteiligung.
- Lange Kapitalbindung: Laufzeit bis 2034, keine Kündigung möglich.
- Hohe Kostenquote: 3,75 % bei kaum Erträgen = Verwässerung des Fondsvermögens.
- Illiquidität: Kein Zweitmarkt, keine Rückgabemöglichkeit.
- Reputations- und Managementrisiko: Erfolg hängt stark von IWF Fondsconsult ab.
7️⃣ Zusammenfassendes Urteil aus Anlegersicht
| Bewertungskriterium | Einschätzung | Kommentar |
|---|---|---|
| Bilanzielle Stabilität | ⚖️ solide | ausreichend Eigenkapital und Liquidität |
| Renditepotenzial | 🔻 gering | keine Exits, Verlust durch Abwertung |
| Risikoprofil | ⚠️ hoch | extreme Klumpenrisiken |
| Kostenstruktur | 💸 hoch | 3,75 % TER bei stagnierendem NAV |
| Transparenz | ✅ gut | sauber geprüfter Abschluss, klare Angaben |
| Nachhaltigkeitsanspruch | 🌿 glaubwürdig, aber nicht ertragsstark | Ethikfokus vorhanden, aber wirtschaftlich schwach |
| Gesamtbewertung (Anleger) | 🔴 defensiv bis kritisch | Anleger sollten keine Renditen mehr erwarten, sondern bestenfalls Kapitalerhalt |
8️⃣ Prognose 2024/2025
- Senorics-Insolvenz wird 2024 den NAV weiter senken (ggf. auf 0,30–0,40 €/Anteil).
- Neuinvestitionen frühestens 2025 zu erwarten, derzeit Fokus auf Schadensbegrenzung.
- Keine Ausschüttungen in den nächsten Jahren realistisch.
- Fonds bleibt wahrscheinlich in Wartestellung bis 2026, bevor wieder Exit-Möglichkeiten entstehen.
💬 Fazit für Anleger
Der FIDURA Rendite Sicherheit Plus Ethik 4 zeigt exemplarisch die Schwächen vieler kleiner deutscher Publikums-Private-Equity-Fonds:
- zu geringe Portfoliobreite,
- hohe Verwaltungskosten,
- fehlende Exits,
- und eine ideell starke, aber wirtschaftlich schwache Ethikstrategie.
Die Bilanz ist zwar formal ordentlich und geprüft, aber wirtschaftlich weit von einer nachhaltigen Rendite entfernt.
Wer investiert ist, kann nur auf einen Teilwert-Erhalt durch spätere Beteiligungsverkäufe hoffen – ein Totalverlust ist nicht ausgeschlossen.
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