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Angst vor US-Banken sorgt für Turbulenzen an den Börsen

BiancaVanDijk (CC0), Pixabay
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Europas Aktienmärkte haben am Freitag einen Teil ihrer Verluste wieder gutgemacht, nachdem zwei US-Regionalbanken vor Betrugs- und Kreditausfällen warnten und dadurch weltweit eine Verkaufswelle bei Bankaktien auslösten.

Die Western Alliance Bank und die Zions Bank gaben am Donnerstag bekannt, von schlechten oder betrügerischen Krediten betroffen zu sein – was die Sorge nährte, dass größere strukturelle Probleme im Bankensektor bestehen könnten.

In der Folge gerieten auch britische Bankaktien unter Druck: Die Kurse von Barclays und Standard Chartered fielen am Freitagvormittag zeitweise um mehr als 5 %, bevor sie zum Handelsschluss einen Teil der Verluste wieder aufholten.

Der britische Leitindex FTSE 100 verlor zwischenzeitlich 1,5 %, schloss den Handel aber mit einem Minus von 0,9 %.


Verunsicherung trotz robuster Fundamentaldaten

Der US-Index S&P 500 zeigte sich am Freitag stabil, nachdem Donald Trump angedeutet hatte, dass hohe Zölle auf China womöglich nicht haltbar seien – was den Markt kurzfristig beruhigte.

Zuvor hatte Zions Bank angekündigt, zwei Kredite im Gesamtwert von 50 Millionen Dollar abzuschreiben, während Western Alliance rechtliche Schritte wegen mutmaßlichen Betrugs einleitete.

„Einzelne Schwachstellen im US-Regionalbankensektor sorgen für Nervosität“, sagte Russ Mould, Investmentdirektor bei AJ Bell.
„Investoren fragen sich, warum plötzlich so viele Probleme auftauchen – und ob das auf mangelhaftes Risikomanagement und zu lockere Kreditvergabe hindeutet.“


Banken in Europa ebenfalls betroffen

Trotz fehlender direkter Hinweise auf Probleme bei britischen Banken reagierten viele Anleger überempfindlich, so Mould:

„Wenn irgendwo im Bankensektor Probleme auftauchen, geraten Anleger schnell in Alarmbereitschaft.“

Auch in Europa kam es zu Kursverlusten:

  • Deutsche Bank schloss 6 % im Minus

  • Société Générale verlor 5 %

  • Der DAX gab 1,8 % nach

  • Der französische CAC 40 schloss mit einem Minus von 0,2 %

In Asien gaben die Märkte bereits am Freitagmorgen nach: Der japanische Nikkei verlor 1,4 %, der Hang-Seng-Index in Hongkong sogar 2,5 %.


Teilerholung bei US-Banken – aber Sorge bleibt

Am Freitagnachmittag erholten sich einige stark getroffene US-Bankaktien leicht:

  • Zions Bank stieg um etwa 4 %, nachdem die Aktie am Donnerstag um 13 % eingebrochen war

  • Western Alliance Bancorp legte um knapp 2 % zu, nach einem Rückgang von fast 11 %


Weißes Haus: „Altlasten der Biden-Regierung“

Kevin Hassett, Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats im Weißen Haus, versuchte im Interview mit Fox Business, die Lage zu beruhigen. Die US-Banken hätten ausreichende Reserven, um den Druck auszuhalten:

„Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir dieser Entwicklung weit voraus sind.“

Gleichzeitig machte er die Biden-Regierung für die Probleme verantwortlich.


Sorgen über Ausfälle im Schattenbankensektor

Zusätzliche Nervosität entstand durch die jüngsten Pleiten zweier US-Firmen im Bereich Autokredite und -teile: Tricolor und First Brands. Die Fälle werfen ein Schlaglicht auf den sogenannten Private Credit Market, also Kredite, die außerhalb klassischer Banken vergeben werden.

Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, warnte, diese Ausfälle könnten nur der Anfang sein:

„Wenn man eine Kakerlake sieht, sind oft mehr nicht weit. Ich will keine Panik verbreiten – aber man sollte gewarnt sein.“


Warnungen vor KI-Blase und Aktienüberbewertung

Auch die Euphorie um Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend kritisch gesehen. Dimon sprach zuletzt von einer möglichen Blasenbildung an den US-Aktienmärkten. Viele Anleger befürchten, dass Tech-Aktien aktuell überbewertet sind.


Goldpreis auf Rekordhoch – Angstindex steigt

In Zeiten der Unsicherheit flüchteten Investoren in klassische sichere Häfen. Der Goldpreis erreichte ein neues Rekordhoch von 4.380 US-Dollar je Unze.

Auch der vielbeachtete VIX-Index, auch bekannt als „Angstbarometer“, stieg auf den höchsten Stand seit April.


Fazit: Einzelne Probleme im US-Bankensektor haben weltweit die Finanzmärkte erschüttert. Die Nervosität ist groß – auch wenn es bisher keine systemischen Risiken gibt, bleiben Anleger hochsensibel. Die kommenden Tage dürften entscheidend sein, ob sich die Lage stabilisiert – oder ob Dimons Kakerlaken-Theorie Recht behält.

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