Der umstrittene Online-Influencer und ehemalige Kickboxer Andrew Tate steht erneut im Fokus schwerer Vorwürfe. Vier britische Frauen werfen ihm in einer zivilrechtlichen Klage unter anderem Vergewaltigung, körperliche Gewalt und gezielte Kontrolle vor. Die mutmaßlichen Taten sollen sich zwischen 2013 und 2015 in Großbritannien ereignet haben – zu einer Zeit, als Tate dort lebte und den Grundstein für sein späteres Webcam-Geschäft legte.
Laut Gerichtsdokumenten soll Tate mindestens zwei Frauen wiederholt gewürgt haben – so stark, dass sie sogenannte Petechien entwickelten, kleine punktförmige Blutungen in den Augen, die auf Sauerstoffmangel hinweisen können. Eine Frau beschreibt, Tate habe sie gegen eine Wand gedrückt, an ihrem Hals gepackt und ihr eine Waffe ins Gesicht gehalten. Später habe er sie vergewaltigt.
„Wem gehörst du?“ – Aussagen zeigen ein beunruhigendes Muster
Besonders belastend ist ein angeblich wörtlich wiedergegebener Ausspruch Tates: „Ich überlege gerade, ob ich dich vergewaltigen soll oder nicht“, den er einer der Frauen gesagt haben soll, während er sie am Hals hielt. Während der mutmaßlichen Vergewaltigung habe er sie weiter gewürgt und ihr wiederholt die Frage gestellt: „Wem gehörst du?“
Weitere Vorwürfe betreffen Schläge mit einem Gürtel, Drohungen mit Waffen und emotionale Kontrolle. Zwei der Klägerinnen waren zur fraglichen Zeit Mitarbeiterinnen in seinem Webcam-Unternehmen. Eine von ihnen gibt an, Tate habe sie fast täglich eingeschüchtert, ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt und sie kontrolliert.
Tate weist sämtliche Vorwürfe zurück
In schriftlichen Erklärungen gegenüber dem Gericht bestreitet Tate alle Anschuldigungen. Die Aussagen der Frauen seien „völlig frei erfunden“ und „eine Lüge“. Ein Sprecher seines Anwalts erklärte, die Anschuldigungen seien bereits früher von der Polizei untersucht worden, ohne dass Anklage erhoben wurde. Tate betont, jeglicher Geschlechtsverkehr sei einvernehmlich gewesen.
Trotzdem mehren sich weltweit juristische Verfahren gegen ihn. Während in Großbritannien ein Zivilprozess läuft, wird Tate in Rumänien strafrechtlich wegen Menschenhandels, sexueller Ausbeutung und Geldwäsche untersucht. Auch dort sollen Frauen unter falschen Versprechungen ins Land gelockt und dann zur Mitarbeit in seinem Online-Geschäft gezwungen worden sein.
Internationale Ermittlungen gegen die Tate-Brüder
Andrew und sein Bruder Tristan Tate besitzen sowohl die US-amerikanische als auch die britische Staatsbürgerschaft. In den USA läuft ein gesondertes Verfahren: Eine ehemalige Partnerin hat im März in Los Angeles Klage wegen sexueller Gewalt und Körperverletzung eingereicht. Außerdem wurde eine Untersuchung in Florida eingeleitet, nachdem beide Brüder kurzzeitig in die USA einreisen durften – trotz eines laufenden Verfahrens in Rumänien, das zeitweise mit Hausarrest einherging.
Ein britisches Gericht hat inzwischen Vermögenswerte in Höhe von 2,5 Millionen Dollar eingefroren. Grund: nicht gezahlte Steuern auf geschätzte Einnahmen von rund 30 Millionen Dollar aus der Online-Unterhaltungsindustrie.
Öffentliches Auftreten trotz schwerer Vorwürfe
Trotz der zahlreichen Ermittlungen inszenieren sich die Brüder weiter öffentlich – unter anderem auf Social Media, wo Andrew Tate über Millionen Follower verfügt. Prominente Unterstützer aus dem Umfeld des früheren US-Präsidenten Donald Trump zeigten sich zuletzt solidarisch mit Tate. Dessen Nähe zu frauenverachtenden Aussagen und extremen Weltanschauungen ist seit Langem dokumentiert, etwa durch frühere YouTube-Videos, in denen er Gewalt gegen Frauen verherrlicht.
Nächste Schritte
Die Anhörung im britischen Zivilverfahren ist für den 15. April angesetzt. Andrew Tate wird voraussichtlich nicht persönlich erscheinen. Die Klägerinnen fordern Schadensersatz wegen Körperverletzung und seelischer Misshandlung. Ihre Identitäten bleiben – wie in Großbritannien bei Sexualdelikten üblich – aus rechtlichen Gründen geschützt.
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