US-Präsident Donald Trump steht mit seiner Venezuela-Strategie kurz davor, in ein politisches, militärisches und rechtliches Chaos abzugleiten. Nach Monaten zunehmenden Drucks – Sanktionen, militärische Drohgebärden und die Stationierung der USS Gerald R. Ford vor der Küste – bleibt Venezuelas Präsident Nicolás Maduro standhaft. Gleichzeitig wächst in Washington der innenpolitische Druck wegen eines mutmaßlich völkerrechtswidrigen US-Angriffs in der Karibik.
Maduro widersetzt sich – und demonstriert Stärke
Während Trump im Oval Office mit Top-Sicherheitsberatern beriet, tanzte Maduro vor Tausenden Anhängern in Caracas. Er stellte klar: Ein Rückzug, wie von den USA gefordert, ist ausgeschlossen. Bereits zuvor hatte Washington ihm angeblich „Optionen“ für ein Exil präsentiert – doch Maduro ignoriert jede Drohung.
Trump hatte zuletzt den Luftraum über Venezuela für „geschlossen“ erklärt und Angriffe auf mutmaßliche Drogenkartell-Stützpunkte angekündigt. Doch Maduro bleibt unbeirrbar. Je länger er standhält, desto größer die Gefahr, dass Trumps Drohungen ohne militärische Aktion an Glaubwürdigkeit verlieren.
Innenpolitischer Druck: Verdacht auf Kriegsverbrechen
Die größte politische Belastung für Trump entsteht jedoch in Washington. Ein US-Angriff auf ein Boot mutmaßlicher Drogenhändler am 2. September führte offenbar zu einem zweiten Schlag, bei dem verletzte Überlebende gezielt getötet worden sein sollen. Demokraten sprechen offen von einem möglichen „Kriegsverbrechen“.
Besonders Verteidigungsminister Pete Hegseth – ein umstrittener, erfahrungsarmer Ex-Fox-News-Moderator – gerät ins Zentrum der Kritik. Ein Bericht der Washington Post behauptet, er habe den Befehl gegeben, „alle zu töten“. Hegseth bestreitet das vehement und behauptet nun, Admiral Mitch Bradley habe den zweiten Angriff verantwortet. Das Weiße Haus bestätigt zwar einen „Double Tap“, liefert aber keine öffentliche Rechtsgrundlage.
Auch republikanische Abgeordnete zeigen außergewöhnliche Nervosität. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Mike Rogers, nennt einen solchen Angriff „illegal“. Einige Republikaner seien „schockiert“, berichtet der Demokrat Ro Khanna.
Trump fehlen die guten Optionen
Trumps Venezuela-Strategie basiert darauf, dass Maduro unter dem Druck kollabiert – oder von seinen eigenen Generälen gestürzt wird. Doch nichts davon ist eingetreten. Eine Invasion gilt weiterhin als politisch und militärisch undenkbar. Präzisionsschläge könnten Maduro womöglich stärken, indem sie nationalistische Reflexe auslösen. Gleichzeitig könnte ein Rückzug Trumps außenpolitische Autorität schwächen, insbesondere gegenüber China und Russland.
Experten wie Christopher Sabatini sehen Trump in einer Art Sackgasse: „Es ist ein Alles-oder-nichts-Moment. Entweder er eskaliert weiter oder sucht einen Ausweg, den er als Sieg verkaufen kann.“
Hohe Risiken – keine risikolose Option
Ein erfolgreicher Machtwechsel in Caracas wäre für Trump ein geopolitischer Triumph. Scheitert er jedoch, hätte Maduro einen historischen Sieg errungen. Zudem lehnt laut Umfragen eine große Mehrheit der Amerikaner jeden Militäreinsatz in Venezuela ab. Und jedes zivile Opfer könnte die Lage für Trump weiter verschlimmern.
Fest steht: Trump hat sich mit seiner Venezuela-Strategie in eine Lage manövriert, in der jede Option politisch brandgefährlich ist.
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