Die Exporo Göttingen 29 GmbH, ein Projektgesellschaft im Immobilienbereich mit Sitz in Hamburg, hat am 24.06.2024 ihren Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2023 veröffentlicht. Der Blick auf die Bilanz offenbart einige kritische Punkte, aber auch positive Entwicklungen, die differenziert betrachtet werden sollten.
📊 Bilanzielle Kerndaten im Überblick
| Position | 2023 (EUR) | 2022 (EUR) |
|---|---|---|
| Bilanzsumme | 14.151.283,33 | 14.262.656,95 |
| Anlagevermögen | 12.975.345,55 | 13.126.635,55 |
| Umlaufvermögen | 506.896,44 | 421.436,89 |
| Jahresergebnis | +45.543,17 | –26.098,87 |
| Eigenkapital | 0,00 | 0,00 |
| Nicht gedeckter Fehlbetrag | 669.041,34 | 714.584,51 |
| Verbindlichkeiten | 14.141.848,56 | 14.252.627,45 |
| Rückstellungen | 6.200,00 | 7.000,00 |
✅ Positiv zu bewerten
- Verbesserung des Jahresergebnisses:
Das Unternehmen konnte im Geschäftsjahr 2023 einen positiven Jahresüberschuss von rund 45.500 EUR erzielen – ein erfreulicher Turnaround im Vergleich zum Vorjahresverlust. Das spricht für ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Konsolidierung. - Stabilisierung des Umlaufvermögens:
Der Anstieg des Umlaufvermögens (insb. Liquidität) von ca. 421.000 EUR auf knapp 507.000 EUR stärkt kurzfristig die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft. - Reduzierung des Fehlbetrags:
Der „nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag“ wurde um rund 45.000 EUR gesenkt. Dies signalisiert zwar noch keine Gesundung, aber eine leichte Verbesserung der bilanziellen Situation.
⚠️ Kritische Aspekte
- Bilanzielle Überschuldung & kein Eigenkapital:
Die Gesellschaft weist zum Stichtag kein Eigenkapital aus. Die Überschuldung ist bilanziell klar sichtbar: Der Fehlbetrag ist nicht durch Eigenkapital gedeckt – ein alarmierendes Signal. Zwar verweist die Geschäftsführung auf eine insolvenzrechtliche Überschuldungsbilanz, nach der keine Überschuldung vorliegt, dies ist jedoch nur unter der Annahme eines positiven Fortführungswerts (Going Concern) möglich. - Hoher Fremdkapitalanteil:
Die Verbindlichkeiten machen fast 100 % der Bilanzsumme aus. Darin enthalten sind auch rund 30.000 EUR gegenüber Gesellschaftern. Die Abhängigkeit von Fremdfinanzierung ist damit extrem hoch. - Keine operative Tätigkeit / kein Personal:
Die Gesellschaft beschäftigt keine Mitarbeiter. Dies weist auf einen rein vermögensverwaltenden Zweck hin – typisch für Projektgesellschaften im Immobilienbereich, birgt aber auch die Gefahr, dass operative Probleme zu spät erkannt oder gesteuert werden. - Sachanlagevermögen dominiert:
Die Bilanz ist stark anlagenlastig (über 90 %). Das verweist zwar auf Immobilienbesitz, bedeutet aber auch eine geringe Flexibilität bei Marktveränderungen oder Liquiditätsbedarf.
📌 Einordnung & Ausblick
Die Exporo Göttingen 29 GmbH befindet sich, gemessen an der bilanziellen Situation, in einer angespannten wirtschaftlichen Lage, konnte sich aber im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessern. Der positive Jahresüberschuss ist ein Hoffnungsschimmer – reicht jedoch nicht aus, um die strukturelle Überschuldung zu beheben. Die Abhängigkeit von externen Finanzierungen bleibt ein erhebliches Risiko.
Dass die Geschäftsführung eine insolvenzrechtliche Überschuldung verneint, ist nachvollziehbar – jedoch nur tragfähig, wenn das Geschäftsmodell tatsächlich weiter funktioniert (z. B. durch Mieteinnahmen oder Verwertung der Immobilie).
🧾 Fazit
Die Bilanz 2023 zeigt eine stark fremdfinanzierte, bilanziell überschuldete Projektgesellschaft, die aktuell kein Eigenkapital aufweist. Zwar gibt es erste positive Zeichen wie ein kleines Jahresplus und höhere Liquidität, doch der Handlungsspielraum ist extrem begrenzt. Sollte es zu Markteinbrüchen im Immobiliensektor oder zu Rückforderungen von Kapital kommen, besteht möglicherweise ein erhöhtes Insolvenzrisiko.
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