Mitarbeiter eines Amazon-Lagers in North Carolina haben in einer Abstimmung mehrheitlich gegen die Gründung einer Gewerkschaft gestimmt. Damit erleidet die Gewerkschaftsbewegung einen weiteren Rückschlag im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen beim Online-Riesen.
Deutliche Ablehnung der Gewerkschaft
Laut den offiziellen Ergebnissen stimmten 2.447 Beschäftigte gegen die Gewerkschaft, während nur 829 Stimmen dafür abgegeben wurden. Damit erreichte die Gewerkschaftsinitiative CAUSE (Carolina Amazonians United for Solidarity and Empowerment) lediglich 25,3 % der Stimmen – deutlich unter den 30 %, die für eine Wahl durch das National Labor Relations Board (NLRB) erforderlich sind.
CAUSE beschuldigte Amazon, den Abstimmungsprozess beeinflusst zu haben. In einer Stellungnahme hieß es:
„Das Ergebnis dieser Wahl ist ein direktes Resultat von Amazons Gesetzesverstößen und dem Einsatz seines enormen Reichtums, um unsere Bewegung zu brechen.“
Dennoch wolle die Gewerkschaft weiterkämpfen, da viele Mitarbeiter immer noch mit Lebensmittel- und Wohnungsunsicherheit zu kämpfen hätten.
Amazon hingegen begrüßte das Ergebnis. Unternehmenssprecherin Eileen Hards erklärte:
„Wir sind froh, dass unser Team in Garner seine Stimme abgeben konnte und sich für eine direkte Zusammenarbeit mit Amazon entschieden hat.“
Gewerkschaften stehen vor großen Herausforderungen
Die Abstimmung in North Carolina ist bereits die vierte Niederlage für Gewerkschaftsbestrebungen bei Amazon nach gescheiterten Wahlen in Alabama, Albany und einem zweiten Lager in Staten Island. Nur ein einziges Amazon-Lager in New York konnte sich bisher erfolgreich gewerkschaftlich organisieren.
Die Arbeitsbedingungen bei Amazon stehen jedoch weiter in der Kritik. Die Beschäftigten in North Carolina forderten einen Stundenlohn von 30 Dollar, während Amazon einen Einstiegslohn von 18,50 Dollar und ein Maximaleinkommen von 23,80 Dollar pro Stunde anbietet.
„Niemand kann ernsthaft behaupten, dass 20 Dollar pro Stunde ein existenzsichernder Lohn in der Raleigh-Region sind“, kritisierte Italo Medelius-Marsano, einer der Organisatoren. „Angesichts der enormen Profite von Amazon sind 30 Dollar pro Stunde mehr als gerechtfertigt.“
Amazon erzielte 2024 einen Nettogewinn von 59 Milliarden Dollar – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Dennoch lehnt das Unternehmen Gewerkschaften weiterhin ab.
North Carolina: Schwieriges Terrain für Gewerkschaften
North Carolina gilt als einer der gewerkschaftsfeindlichsten Bundesstaaten der USA. Nur 2,4 % der Arbeitnehmer sind dort gewerkschaftlich organisiert – der niedrigste Wert landesweit.
Laut Arbeitsrechtsexperte Jeff Hirsch gibt es in vielen US-Bundesstaaten eine kulturelle Ablehnung von Gewerkschaften, insbesondere in sogenannten Right-to-Work-Staaten, in denen Gewerkschaftsmitgliedschaften nicht verpflichtend sind.
Trotz der Niederlage bleibt Gewerkschaftsführer Rev. Ryan Brown kämpferisch:
„Ich wusste bereits, dass die Geschichte nicht auf unserer Seite ist. Aber wir werden weitermachen.“
Der Kampf um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen bei Amazon ist damit noch lange nicht vorbei.
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