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Afghanische Flüchtlinge in Pakistan: Angst vor Abschiebung wächst

WOKANDAPIX (CC0), Pixabay
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In Pakistan wächst die Angst unter afghanischen Flüchtlingen vor einer massenhaften Abschiebung. Seit Monaten werden in den Städten Islamabad und Rawalpindi verstärkt Razzien, Festnahmen und Abschiebungen durchgeführt. Die UN schätzt, dass mehr als die Hälfte der etwa drei Millionen afghanischen Geflüchteten in Pakistan keine offiziellen Dokumente besitzt.

Viele Afghanen, darunter auch Familien mit Kindern, leben in ständiger Furcht vor der Polizei und den Behörden. Nabila, ein zehnjähriges Mädchen, traut sich nicht mehr in die Schule. „Ich habe gehört, wie die Polizei nach afghanischen Kindern gesucht hat“, sagt sie unter Tränen. Eine Freundin ihrer Familie sei bereits nach Afghanistan abgeschoben worden.

Ungewisse Zukunft für afghanische Familien

Besonders gefährdet sind Menschen, die sich vor den Taliban in Sicherheit bringen mussten, darunter ehemalige afghanische Soldaten wie Nabilas Vater Hamid. Er fürchtet um sein Leben, sollte er zurückgeschickt werden. „Ich habe meinem Land gedient, und jetzt macht mich genau das hilflos“, sagt er.

Für viele Familien gibt es keine legalen Optionen, in Pakistan zu bleiben. Zwar gibt es Umsiedlungsprogramme in die USA, doch diese wurden von der Regierung Donald Trump ausgesetzt. Die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR erhält zahlreiche Hilferufe von Betroffenen – doch viele berichten, dass ihre Anfragen unbeantwortet bleiben.

Die pakistanische Regierung erkennt afghanische Geflüchtete offiziell nicht als Flüchtlinge an, da das Land nicht Teil der Genfer Flüchtlingskonvention ist. Die Behörden bestehen darauf, dass alle illegalen ausländischen Staatsbürger das Land verlassen müssen. Derzeit sind zwei Fristen gesetzt: 31. März für Personen ohne gültiges Visum und 30. Juni für jene mit Umsiedlungszusage.

Schlechte Bedingungen in Abschiebelagern

Viele der bereits abgeschobenen Afghanen wurden ohne Rücksicht auf ihren Flüchtlingsstatus nach Afghanistan gebracht. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden allein in der ersten Februarhälfte 930 Menschen abgeschoben – doppelt so viele wie noch zwei Wochen zuvor.

Einige Afghanen werden derzeit im Haji-Camp in Islamabad festgehalten. Ahmad, der sich in den letzten Phasen eines US-Resettlement-Programms befand, berichtet von unmenschlichen Bedingungen. Er wurde mit seiner Familie drei Tage lang dort festgehalten. „Jede Familie bekam nur eine Decke und ein Stück Brot pro Tag“, sagt er. Die pakistanische Regierung bestreitet, dass es Misshandlungen gibt.

„Wenn Afghanistan sicher wäre, wären wir nicht hier“

Die Taliban-Regierung betont, dass alle Afghanen sicher in ihr Heimatland zurückkehren könnten. Doch Berichte der UN aus dem Jahr 2023 zeigen, dass Hunderte ehemalige Regierungsbeamte und Soldaten trotz einer versprochenen Generalamnestie getötet wurden.

Auch Nabilas Mutter Maryam glaubt nicht an die Sicherheitsversprechen der Taliban: „Wenn Afghanistan sicher wäre, warum sollten wir dann hier sein?“ Sie hat bereits Freundinnen an die Abschiebung verloren. „Die Trennung war ein schwerer Tag“, sagt sie traurig.

Während einige Familien aus Angst vor den Behörden aus den großen Städten in abgelegenere Gegenden fliehen, bleibt für viele nur eine Hoffnung: dass die internationale Gemeinschaft eingreift, bevor es zu spät ist.

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