20 Milliarden Dollar

Eine schon lange tobende Übernahmeschlacht rund um den kolumbianischen Milliardär Jaime Gilinski ist zuletzt eskaliert: Nach Rückschlägen bei Gilinskis Einkaufstour durch die wichtigsten Firmenkonglomerate des Landes wird nun auf Freundlichkeiten verzichtet. Die Vorwürfe lauten auf parteiische Medienberichte, Einflussnahmen und gar Drohungen. In Summe geht es um Firmenwerte von rund 20 Milliarden US-Dollar.

Die „Financial Times“ schrieb von „einer der erbittertsten Übernahmeschlachten Lateinamerikas“, es stünden nicht nur die Vermögenswerte in Höhe von 20 Milliarden auf dem Spiel, sondern auch die Zukunft des kolumbianischen Aktienmarktes und gar die Redlichkeit der Regierung. Im Zentrum dieses Finanzkrimis steht ein Name, den man in dem Anden-Staat mit Reichtum und Macht verbindet: Gilinski.

Der Banker gilt als zweitreichster Kolumbianer, er machte sein Geld, indem er etwa lokale Banken zu multinationalen Institutionen aufbaute. In der Liste der reichsten Menschen der Welt des US-Magazins „Forbes“ rangiert Gilinski mit einem Nettovermögen von 4,2 Milliarden Dollar auf Platz 687.

Gilinski verfolgt seit längerer Zeit ein nicht leicht erreichbares Ziel: Er will ein lange gewachsenes Firmennetz, den Grupo Empresarial Antioqueno (GEA), aufbrechen und teils übernehmen. Dann würde der Unternehmer Vermögenswerte kontrollieren, so wertvoll wie die Hälfte des gesamten Aktienmarktes des Landes. Hinzu kommt Entscheidungsgewalt über rund 125 Firmen des Konglomerats, wie die Wirtschaftsplattform Finance Colombia berichtet.

Den Ursprung nahm dieser Kampf Goliath gegen Goliath im November 2021, als Gilinski gemeinsam mit Partnern aus der Königsfamilie Abu Dhabis den Lebensmittelverarbeitungskonzern Nutresa übernehmen wollte. Später bot er auch für das Finanzkonglomerat Sura und die Zementfirma Argos. Sie alle gehören zum GEA, verwoben durch ein Netz an Kreuzbeteiligungen.

Bald war allen Beteiligten klar: Gilinski will dieses Netz, das feindlichen Übernahmen vorbeugen soll, sprengen. Kleinere Aktionäre und Pensionskassen verkauften schnell, verlockt durch einen Aufschlag auf die zuletzt gefallenen Aktienkurse. Aber die wichtigen Investoren aus Medellin, so die „Financial Times“, lehnten ab und verwehrten dem Banker so sein Ziel – vorerst.

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