Zur Halbzeit des Oktoberfests 2025 zieht die Polizei eine gemischte Bilanz: Die Zahl der Straftaten auf der Theresienwiese ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, bleibt aber unter dem Niveau früherer Jahre. Gleichzeitig sorgt eine Überfüllung des Festgeländes am Wochenende für Unmut und Ängste unter den Besuchern – das Sicherheitskonzept gerät in die Kritik.
Mehr Anzeigen, aber unter früherem Niveau
Nach Angaben der Polizei wurden bis zur Halbzeit insgesamt 414 Straftaten registriert. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum 2024 waren es 317, im Jahr 2023 sogar 479. Besonders sensibel ist der Bereich der Sexualdelikte – hier wurden bislang 33 Anzeigen aufgenommen, was etwa dem Niveau der Vorjahre entspricht.
Trotz des Anstiegs zeigt sich die Polizei vorsichtig optimistisch. Die Zahlen deuten auf ein lebhafteres, aber nicht ausuferndes Fest hin. Mit schätzungsweise 3,5 Millionen Besuchern bis Sonntag bleibt das Oktoberfest das größte Volksfest der Welt – und damit auch ein komplexes sicherheitspolitisches Großereignis.
Kritik nach chaotischer Überfüllung
Doch nicht nur die Kriminalitätslage sorgt für Diskussionen. Vor allem am Sonntag geriet das Sicherheitskonzept der Stadt München in die Kritik. Gegen 15 Uhr kam es aufgrund von Überfüllung zu einer gefährlichen Lage auf dem Gelände: Rund 300.000 Menschen befanden sich zeitgleich auf der Theresienwiese. Die Polizei forderte über Lautsprecherdurchsagen die Gäste auf, das Gelände zu verlassen – ohne Angabe von Gründen.
Diese Kommunikationslücke führte zu Verwirrung und sogar Panik. Besucher berichten, dass sie an einen Terroranschlag dachten. Es sei über eine Stunde lang kein Vor- und Zurück möglich gewesen. Menschen schrien, manche versuchten, Kinder in Verkaufsständen in Sicherheit zu bringen. Die Situation wird von vielen als beängstigend und gefährlich beschrieben.
Stadt räumt Fehler ein – Analyse angekündigt
Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner Scharpf verteidigte das Konzept grundsätzlich, räumte jedoch ein, dass „die ersten Lautsprecherdurchsagen nicht optimal“ gewesen seien. Man habe schnell reagieren müssen, um eine Eskalation zu verhindern. Intern wolle man die Kommunikationskette genau analysieren, um für künftige Situationen besser vorbereitet zu sein.
Die Stadt betonte, dass eine solch hohe Besucherdichte in so kurzer Zeit nicht vorhersehbar gewesen sei. Dass man dennoch „schnell und effektiv gehandelt“ habe, wertet die Festleitung als Erfolg – die Besucher sehen das zum Teil anders.
Fazit: Zwischen Feierstimmung und Sicherheitsfragen
Das Oktoberfest 2025 zeigt sich bisher als gut besuchtes und größtenteils friedliches Fest – doch die Ereignisse vom Wochenende werfen Fragen auf. Die Polizei bleibt wachsam, die Stadt will nachbessern, und die Besucher hoffen auf ein unbeschwertes zweites Wiesn-Wochenende.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob sich München auf die Herausforderung Großveranstaltung nachhaltig eingestellt hat – oder ob aus der Kritik Konsequenzen folgen.
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