Startseite Allgemeines Zwischen Frühschicht und TikTok: Warum viele Gen-Z-Arbeitnehmer zwei Jobs brauchen – und das Netz ihnen zuhört
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Zwischen Frühschicht und TikTok: Warum viele Gen-Z-Arbeitnehmer zwei Jobs brauchen – und das Netz ihnen zuhört

8268513 (CC0), Pixabay
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Um 3:30 Uhr morgens klingelt bei Cindy Dionicio der Wecker – oft mehrfach, bis sie endlich aufsteht. Sie packt ihre Tasche für den Tag, fährt zur Frühschicht bei Dunkin’ Donuts und schaltet die Kamera ein. „Kommt mit mir zur Arbeit – ich bin 25, arbeite zwei Jobs und habe ein kleines Reinigungsunternehmen“, sagt sie zu ihren über 113.000 Followern auf TikTok.

Wie Dionicio nehmen viele Angehörige der Generation Z – geboren zwischen 1997 und 2012 – mehrere Jobs oder Nebenverdienste auf, oft aus purer wirtschaftlicher Notwendigkeit. Sie dokumentieren ihren Alltag online, um sich mit Gleichaltrigen zu vernetzen und durch Plattformen wie TikTok zusätzliches Einkommen zu erzielen.

Zwei Jobs, kein Licht, kaum Schlaf

Auch Jane Tsang aus Toronto arbeitet doppelt: als Marketing-Fachkraft und in einem Callcenter. An manchen Tagen sieht sie kein Tageslicht. Sie leidet unter stressbedingten Kopfschmerzen – doch ihr Ziel ist klar: finanzielle Unabhängigkeit und ein früher Ruhestand (FIRE-Bewegung).

Der 22-jährige Kahvon Frank-Morrell arbeitet bei Walmart und als Hausmeister. Sein Ziel: mit 24 ein eigenes Haus kaufen. Dafür schuftet er an manchen Tagen von 9 Uhr morgens bis 5 Uhr am nächsten Tag – und schläft dann nur zwei Stunden.

Finanzielle Unsicherheit als Normalzustand

Gen Z kämpft mit Studienkrediten, stagnierenden Löhnen und extremen Lebenshaltungskosten. Laut einer Studie von 2024 machen sich fast ein Drittel der jungen Erwachsenen Sorgen, dass ihre finanzielle Lage zu Obdachlosigkeit führen könnte. Diese Angst sei laut Finanztherapeut*innen tief in den Kindheitserfahrungen verankert – etwa durch die Finanzkrise 2008 oder pandemiebedingte Unsicherheiten.

„Junge Leute arbeiten 40 Stunden die Woche, aber es reicht nicht mehr für ein Haus oder eine Familie“, sagt Tsang. „Das führt zu Frust, Resignation oder einem Anti-Karriere-Denken.“

„Hustle Culture“ trifft Realität – und soziale Medien

Während einige das Multijobben auf TikTok feiern, warnen Expert*innen vor der Romantisierung von Erschöpfung und Selbstausbeutung. Formate wie „Day in the Life“ oder „Get ready with me“ sind beliebt – aber sie können auch unrealistische Erwartungen erzeugen.

Gleichzeitig bietet TikTok Raum für Gemeinschaft: „Ich bin müde, aber ich gebe mein Bestes – und ja, ich kümmere mich trotzdem um meine Hautpflege“, bringt es Finanztherapeutin Lindsay Bryan-Podvin auf den Punkt.

Viele junge Menschen nutzen die Plattform auch, um auf Missstände aufmerksam zu machen – und sich gegenseitig Mut zu machen. Dionicio sagt: „Am Anfang war ich schüchtern vor der Kamera, aber ich sah andere posten – also dachte ich, warum nicht ich auch?“

Kommentare wie „Wie schaffst du das alles?! Zwei Jobs, eigenes Business, Content Creatorin UND Mutter!“ zeigen: Diese Realität ist hart – aber sie verdient Anerkennung.

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