Russland beweist einmal mehr, wie man Bürgern mit Zuckerbrot und Knute „patriotische Innovationen“ aufzwingt. Seit dem 1. September ist die sogenannte Super-App Max auf allen neuen Smartphones und Tablets Pflicht. Inspiriert von Chinas Allzweck-Überwachungsmaschine WeChat, soll Max den Russen künftig als digitale Lebensader verkauft werden – Behördenkontakte, Bankgeschäfte, sogar Schulchats laufen dann nur noch darüber.
Der Clou? Während WhatsApp und Telegram regelmäßig gedrosselt oder blockiert werden, verspricht Moskau, dass Max selbst bei Internetsperren funktioniert. „Ein Geschenk an die Bürger“, tönt der Kreml – Kritiker nennen es das, was es ist: ein staatlich verordnetes Spionage-Tool.
Big Brother in App-Form
Die Datenschutzrichtlinien sprechen eine deutliche Sprache: Daten können jederzeit an Dritte und Regierungsstellen weitergereicht werden. Wer in Russland schon für harmlose Kommentare strafrechtlich verfolgt wird, darf sich ausmalen, was passiert, wenn private Chats direkt auf dem Schreibtisch der Sicherheitsdienste landen. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wie bei westlichen Messengern? Fehlanzeige.
Der Kremls Zensurmaschine läuft heiß
Parallel dazu dreht Russland den Hahn bei westlichen Diensten weiter zu. WhatsApp, Telegram, neuerdings sogar Google Meet werden eingeschränkt – angeblich, um „Terroristen und Betrüger“ fernzuhalten. Tatsächlich geht es um etwas anderes: digitale Gleichschaltung.
Während Kreml-Sprecher Peskow noch behauptet, Max brauche „freie Konkurrenz“, kündigen Duma-Abgeordnete schon offen an, dass WhatsApp bald auf der schwarzen Liste „unfreundlicher Software“ stehen wird. Offiziell klingt das nach Regulierung, in Wahrheit ist es der nächste Schritt in Putins Krieg gegen das offene Netz.
Von der Parade in die Filterblase
Dass Russland das Internet wie einen Lichtschalter behandelt, ist längst Alltag. Rund um den 9. Mai, Putins Parade-Tag, wurde in Moskau einfach das mobile Netz abgeschaltet – Begründung: angebliche Drohnengefahr. Praktisch, wenn man kritische Stimmen gleich mit abschalten kann.
Nun arbeitet der Staat an einer „Notlösung“, die bei Sperren nur noch Zugriff auf Bank-Apps, Taxis, Lieferdienste – und natürlich Max – erlaubt. Alles andere wird ausgeblendet. Ein digitales Ghetto, aus dem es ohne VPN kaum ein Entkommen gibt.
Keine Wahl, keine Freiheit
Die nüchterne Realität: Mit 30 Millionen Nutzern hinkt Max noch hinterher. Doch mit Zwangsinstallation, Netzsperren und juristischem Druck wird die App bald Alltag. Nicht, weil die Menschen sie wollen – sondern weil sie schlicht keine Alternative haben.
Was China vormacht, setzt Moskau mit Nachdruck um: Statt Innovation gibt es Kontrolle, statt Freiheit eine App, die niemand bestellt hat, aber jeder benutzen muss.
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