Das Finanzportal Zendepot zählt zu den bekannteren deutschen Webseiten, wenn es um passives Investieren mit ETFs und Finanzbildung für Privatanleger:innen geht. Doch seit der Übernahme durch eine neue Betreibergruppe und der Gründung der Zendepot GmbH Anfang 2024 hat sich das Projekt deutlich gewandelt – vom ursprünglichen Finanzblog eines Einzelgründers hin zu einer professionell betriebenen Content-Plattform mit wirtschaftlichen Ambitionen.
Vom Pionierprojekt zur GmbH
Ursprünglich wurde Zendepot im Jahr 2013 von Dr. Holger Grethe ins Leben gerufen. Er gehörte zu den ersten deutschsprachigen Bloggern, die über „passives Investieren“ schrieben, also über ETF-basierte, langfristige Anlagestrategien abseits von hektischem Börsenhandel. Mit klarer Sprache, Transparenz und der Fokussierung auf Bildung statt Beratung gewann das Projekt schnell Vertrauen und Reichweite.
Nach acht Jahren zog sich Grethe 2021 zurück, um sich wieder auf seine psychologische Praxis zu konzentrieren. Ein Jahr später übernahmen Alexander Baetz, Martin Gschwentner und Janis von Bleichert das Projekt – alle drei mit Erfahrung im Online-Marketing, in der Finanzberichterstattung und im Bereich digitaler Plattformen.
Im Januar 2024 wurde das Ganze schließlich als Zendepot GmbH ins Handelsregister eingetragen (Amtsgericht Freiburg, HRB 730230, Stammkapital 25.500 Euro). Damit wurde aus einem Blog ein kommerzielles Medienunternehmen – eine Entwicklung, die Chancen, aber auch Risiken birgt.
Anspruch und Prinzipien: Seriös und didaktisch stark
Zendepot positioniert sich klar: kein Daytrading, kein Spekulieren, keine Renditeversprechen. Die Plattform will „langfristig, verständlich, fundiert und kritisch“ informieren – und richtet sich an Menschen, die mit wenig Aufwand investieren wollen.
Besonders positiv fällt auf, dass Transparenz und Eigenverantwortung als zentrale Werte formuliert sind. Zendepot betont, keine konkreten Anlageempfehlungen zu geben, sondern Grundlagenwissen zu vermitteln.
Auch die Redaktion ist fachlich solide besetzt: Mit Henriette Dieckhoff, einer Finanzcoachin, die Frauen beim Umgang mit Geld unterstützt, Benjamin Schulz, einem erfahrenen Finanzredakteur, sowie Klaus Rombach, einem von der BaFin lizenzierten Honorar-Anlageberater, verfügt das Team über relevante Expertise. Letzterer überprüft Inhalte auf fachliche Korrektheit – ein wichtiger Punkt, der in der deutschen Finanzblog-Szene selten so offen kommuniziert wird.
Wirtschaftliches Modell: Offen, aber abhängig
Finanziert wird Zendepot über Affiliate-Links – also über Provisionen, die bei Produktabschlüssen über verlinkte Partnerseiten anfallen. Dieses Modell ist in der Branche üblich, bringt aber immer eine inhärente Interessenkollision mit sich: Wenn Einnahmen von Klicks abhängen, kann das langfristig redaktionelle Themenwahl oder Gewichtung beeinflussen – auch wenn das Portal betont, neutral zu agieren.
Die Betreiber gehen mit dieser Tatsache transparent um und kennzeichnen entsprechende Links. Dennoch bleibt die berechtigte Frage: Wie unabhängig kann ein Finanzportal sein, das von Vermittlungsprovisionen lebt?
Gerade in Zeiten, in denen viele Verbraucher nach objektiver Finanzbildung suchen, ist das eine relevante Abwägung. Der Spagat zwischen Bildung und Monetarisierung ist auch für Zendepot eine ständige Herausforderung.
Stärken: Verständlichkeit, Fachbezug und Seriosität
Zendepot punktet klar mit gut aufbereiteten Inhalten, verständlicher Sprache und didaktischer Struktur. Komplexe Finanzthemen – etwa ETF-Auswahl, Portfolio-Strategien oder Steuervorteile – werden zugänglich vermittelt.
Das Portal hebt sich wohltuend von dubiosen Finanzcoaches oder „Get-rich-quick“-Plattformen ab. Es bleibt bodenständig, faktenbasiert und meidet die Versuchung, Trends wie Kryptowährungen oder spekulative Anlagen zu glorifizieren.
Schwächen: Jugend des Unternehmens und wirtschaftliche Unklarheit
Kritisch betrachtet ist die Zendepot GmbH als juristische Person noch sehr jung. Ein veröffentlichter Jahresabschluss liegt bislang nicht vor, und über die tatsächliche wirtschaftliche Tragfähigkeit lässt sich aktuell wenig sagen.
Ob sich das Projekt langfristig als eigenständiges Unternehmen trägt oder – wie viele digitale Finanzplattformen – primär auf Reichweite und Werbeeinnahmen angewiesen bleibt, ist offen.
Auch die enge Verbindung von Content, Affiliate-Partnerschaften und redaktionellen Empfehlungen verlangt ein wachsames Auge – sowohl von den Machern selbst als auch von den Lesern.
Fazit: Seriöse Finanzbildung mit professioneller Verpackung – aber jung und wirtschaftlich noch unbewiesen
Zendepot bleibt eines der seriöseren und qualitativ besseren Finanzportale im deutschsprachigen Raum. Die Inhalte sind fundiert, die Redaktion glaubwürdig, der Ton sachlich und didaktisch überzeugend.
Gleichzeitig sollte man sich bewusst sein: Hinter der Marke steht nun ein junges, kommerzielles Unternehmen, das auf Klicks, Reichweite und Partnerlinks angewiesen ist. Noch ist unklar, ob diese Struktur langfristig journalistische Unabhängigkeit und wirtschaftliche Stabilität gleichermaßen gewährleisten kann.
Für Anleger:innen, die sich eigenständig Wissen aneignen wollen, ist Zendepot ein guter Startpunkt – aber kein Ersatz für unabhängige Beratung oder eigene kritische Prüfung.
Kurz gesagt: Zendepot steht heute dort, wo viele Finanzportale hinwollen – zwischen Idealismus und Monetarisierung. Ob das Gleichgewicht hält, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
Motto des Artikels:
„Zendepot vermittelt Finanzwissen – solide im Inhalt, jung im Unternehmen, und noch auf dem Weg zur eigenen Reife.“
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