In den Weinbergen Burgunds herrscht Nervosität – und nicht nur wegen des Nieselregens. Donald Trumps neue Strafzölle auf europäische Produkte bringen die edlen Tropfen aus Frankreichs Prestige-Region wirtschaftlich ins Wanken.
Dabei ist der US-Markt für Burgundwein nicht irgendein Markt – er ist der wichtigste. Doch seit Trump Anfang April einen 10-prozentigen Einfuhrzoll auf fast alle EU-Produkte verhängt hat (nachdem er kurzzeitig sogar mit 200 % gedroht hatte), hängt über der Exporthoffnung Burgund ein dunkles Gewitter.
Winzerin in Alarmbereitschaft
Cécile Tremblay, renommierte Winzerin aus Morey-Saint-Denis, verkauft über die Hälfte ihrer Weine ins Ausland, rund 10 % gehen direkt in die USA. Die Aussicht, dass Trump im Juli die Zölle auf 20 % oder sogar 50 % anheben könnte, lässt selbst gestandene Weinbauern sprachlos werden.
„Natürlich bin ich besorgt – wie alle“, sagt Tremblay. Weiter will sie sich nicht äußern. Französische Winzer sind derzeit vorsichtig mit öffentlichen Aussagen, um nicht versehentlich Öl ins diplomatische Feuer zu gießen.
Der Schaden ist real – und messbar
François Labet, Präsident des burgundischen Weinverbands, macht deutlich, wie enorm die Abhängigkeit vom US-Markt ist: Im Jahr 2024 gingen über 20 Millionen Flaschen Burgunder in die USA – ein Plus von 16 % gegenüber dem Vorjahr. 370 Millionen Euro Umsatz, rund ein Viertel aller Exporte Burgunds, wurden so erzielt.
„Wenn die Zölle wirklich auf 20 % steigen, landen wir wieder im Zustand von 2019“, warnt Labet. Damals hatte Trump bereits einmal 25 % Strafzoll auf europäische Weine erhoben – mit verheerender Wirkung: Der Export nach Amerika brach um 50 % ein.
Und dieses Mal könnte es noch schlimmer kommen: „Damals waren Champagner und Weine über 14 % Alkoholgehalt ausgenommen – jetzt nicht mehr“, erklärt Jérôme Bauer vom französischen Verband der Wein- und Spirituosenhersteller.
Trumps Zollpolitik trifft auch amerikanische Winzer
Ironischerweise finden auch Winzer aus den USA Trumps Zölle alles andere als prickelnd. Rex Stoltz vom Verband der Napa Valley Vintners sagt offen: „Das sieht für uns katastrophal aus. Wir mögen das kein bisschen.“
Denn Wein ist ein globales Produkt: Die Korken kommen aus Portugal, die Eichenfässer aus Frankreich. Mit den Zöllen wird auch amerikanischer Wein teurer – und leidet unter Gegenreaktionen. Kanada etwa hat bereits alle US-Weine aus seinen Regalen genommen. „In Kanada gibt es zurzeit null Napa-Weine im Verkauf“, berichtet Stoltz.
Zölle sind wie Essig im Wein
Ob Burgund, Bordeaux oder Napa – alle wünschen sich dasselbe: freier Handel, keine Zölle. Denn in einem Markt, in dem Geschmack, Herkunft und Qualität über Jahrzehnte aufgebaut wurden, sind Handelskriege das Gegenteil von Genusskultur.
„Wir wollen nur fair und gleichberechtigt mit unseren Freunden und Nachbarn konkurrieren“, sagt Stoltz. „Das ist alles, worum wir bitten – und hoffen.“
Fazit
Während die Reben in Burgund langsam austreiben, zieht am Horizont der internationale Handelspolitik ein Sturm auf. Und wenn der Winzern einen schlechten Jahrgang beschert, dann nicht wegen Regen oder Hagel – sondern wegen Politik.
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